Iranrundreise; Teil 2

10.09.17
Shiraz

Gestern habe ich noch in einem Tourist Inn übernachtet, heute sollte es dann wider Camping sein. Dieses „Tourist“ In bezeichne ich mehr als Touristennepp, ganz ok aber überteuert. Für 1,5 Mio Rial oder wie die Einheimischen sagen 150.000 Tuman bekam ich einen Bungalow mit Air Condition, ohne Frühstück und sauberem Doppelbett. Das sind etwa 36€. In Isfahan bekam ich vergleichbares für 25 US$ inkl. Frühstück. Der Unterschied lag nur in privat oder staatliche Organisation. Alles was der Staat bestimmt, ist für Ausländer um ein vielfaches teurer. Das gilt im übrigen auch für sämtliche Eintrittpreise  Faktor 10) oder dem Umtausch von Geld (Wechselstube versus staatliche Bank).

Da ich heute nur 40 km (kein Scherz) vor mir hatte, ließ ich es ruhig angehen. Der Wecker war auf 8:00 gestellt und danach frühstückte ich aus den eigenen Beständen ausgiebig. Das sollte sich leider als nicht durchdacht herausstellen. Was ich nicht bedacht hatte, um 10:00 ist hier schon „rush hour“ und die Sonne sorgt bereits für Temperaturen jenseits der 30 Grad. Mein Navi dankte es mir mit 6 Zwangsabschaltungen während der Fahrt. Das hieß dann immer wieder, einen schattigen Platz suchen, Navi mit pusten kühlen und warten.

Aber letztendlich erreichte ich Shiraz und mein anvisiertes Ziel. Es war ein „Geheimtipp“ aus einem anderen Blog und ich war sehr gespannt, zumal so geheim war es auch wider nicht, da es auf der englischen Webseite des Lonely Planet hieß, dass der Laden dicht sei. Der Laden ist ein Privater Tourist Complex und bietet sowohl Zimmer als auch Bungalows an. Nebenbei erlauben Sie auch das Camping auf ihrem Gelände und haben hierzu zwei separate Räume mit Dusche und WC eingerichtet. Derzeit bin ich der einzige Camper, habe zwei sehr schöne Badezimmer und dazu noch einen Rabatt ausgehandelt. Anstatt 800.000 Rial nur 400.000 (10€) pro Tag.


Mein Zelt war sehr schnell aufgebaut und ich wollte dann ab in die City zum Besichtigungsprogramm. Eine Familie, die neben mir einen Bungalow bewohnt, hat mich dann netterweise mit in die City genommen (2,5 Km), das war aufgrund der Temperaturen (41 Grad) recht angenehm. Apropos Temperaturen, wir haben hier eine sehr geringe Luftfeuchte, deshalb ist es nicht so unerträglich wie bei uns in 🇩🇪.

**Rundgang von der Festung bis zum Basar**

Im Zentrum steht die alte, aber sehr gut erhaltene Stadtfestung Arg-e Karim Khan.

Danach ging es weiter zum Pars Museum, ein ehemaliger achteckiger Gartenpalast aus dem 16. Jahrhundert. Besonders der schattige Garten war für mich auf Stunden ein Plätzchen der Ruhe. Im Hintergrund erscholl klassische persische Musik.

Im Garten gab es zudem mehrer Trinkwasserquellen. Die Wasserqualität ist im Iran hervorragend. Es gibt in allen öffentlichen Parks zumindest einen Trinkbrunnen. Mit Glück sogar mit Kühlung, so dass das Naß auch noch angenehm kalt ist. Hier mal zwei Versionen, damit man sich das vorstellen kann.

Vom Palast aus war es nur ein kurzer Sprung in die Fußgängerzone (Schuhmacher bei der Arbeit)

und dort gibt es zwei Abzweigungen in 2 verschiedene Basare, den Alten und Neuen. Ich habe mich für den Alten entschieden zumal es dort einen Rundgang zu einer Karawanserei und eine sehenswerte alte Moschee gibt. Im Basar habe ich mich verlaufen und es dauerte bis zum Abend bis ich am richtigen Ausgang stand.

Hier gibt es den schwarzen Stoff für alle „gläubigen“ Frauen!

Und für alle anderen Schopping

Zur Karawanserei

Vakil Moschee innerhalb des Basars


Danach viel mir das folgende Verbotsschild ins Auge. Es steht mitten in der Fußgängerzone und zeigt sehr deutlich, wie campingverrückt die Iraner sind.


Apropos ⛺️ mein Zelt ist für den Iran suboptimal, da ich immer eine Rasenfläche bzw. weichen Boden brauche, um die Heringe zu befestigen. Die Iraner campen lieber auf befestigtem Grund, ein Wurfzelt oder ein Zelt das ohne Spannung selbsttragend ist, ist sehr empfehlenswert und spart so manche Diskussion bzw. erleichtert die Platzsuche ungemein. Mit einem solchen Zelt ist das Camping im Iran tatsächlich fast überall möglich, es sei denn….siehe oben!
Zum Schluss fand ich noch ein urgemütliches, altes iranisches Stadthaus. Es wird anscheinend von Studenten betrieben, man sitzt hier gegenüber der Stadtfestung bei einem leckeren Tee, Kaffee oder Milchshake.


**Adresse wird noch nachträglich eingefügt**
Ich denke, morgen werde ich dort einen großen Teil meines Tages verbringen.

Gegen 21:00 machte ich mich auf den Marsch zurück. Ich wollte es zuerst mit einem Taxi versuchen, aber wir wurden uns nicht einig. Da ich meinen „Campingground“ im Navi markiert hatte, wollte ich es daraufhin zu Fuß versuchen. An der nächsten Straßenecke hat mich dann ein privater „Taxifahrer“ angesprochen und nun klappte es.

Auf dem Hotelgelände gibt es auch gemütliche Sitzecken, es verlaufen Wasserschäuche hinter den gepolsterten Bänken und ab und zu wird ein Wassernebel erzeugt. Das ist richtig klasse und super erfrischend. Ich glaube ich gönn mir nun noch eine Wasserpfeife 😎 gute Nacht.
11.09.2017

Shiraz

Heute war mal ein Tag, um die Seele baumeln zu lassen. Das Thermometer zeigt bereits morgens um 9:00 satte 25 Grad. Ich habe es deshalb heute etwas langsamer angegangen, man könnte auch sagen, ich habe nichts gemacht….!

Wenn ich diese Zeilen schreibe, ist es schon nach 17:00 Uhr und ich habe bereits 4,5 l Wasser meine Kehle runter laufen lassen. Morgen geht es zeitig los. Ich vermute, es wird meine anstrengenste Etappe.

Ich verlasse den südlichsten Punkt meiner Route, mache einen 180 Grad Wende und es geht Richtung Norden, ca. 400 km bis nach Jazd (der größten Oasen-Stadt, die nur aus Lehmziegeln errichtet wurde) und wahrscheinlich ohne Rast direkt noch tiefer in die große iranische Wüste. Mein Ziel ist eine sehr kleine Oase…. Mehr davon in den nächsten Tagen, wenn ich wieder online bin und den nördlichsten Punkt im Iran erreicht habe.
12.09.2017

Von Shiraz in die Wüste Dashte Kavir zur Oase Garmeh

Es waren mehr als 480 km zu bewältigen. Da ich unsicher war, ob das mit den Ortsangaben so stimmt und mir die Beschaffenheit der Pisten nicht bekannt war, entschloss ich mich, recht früh aufzubrechen. Mein Wecker meldete sich bereits um 5:00 Uhr und nach einer Dusche und dem Zeltabbau war ich bereits um 6:30 Uhr auf der Piste. Zuerst ging es zum Tanken und dann schnurstracks raus aus der Stadt. So früh ist es in diesem Landesteil noch sehr angenehm frisch. Ich genieße die 17-18 Grad da ich weiss, dass es in einigen Stunden anders aussehen wird. Ich hatte bereits geschrieben, das mein Navi mir immer wieder ausfällt. Diese Ausfälle häufen sich und haben sicherlich nichts mit den Temperaturen zu tun. Es dauert etwas bis ich dahinter komme, dass der Ausfall immer an einem Routenpunkt stattfindet. Da habe ich in Deutschland wahrscheinlich etwas falsch gemacht. Zum Glück war es nur ein zeitlich begrenzter Fehler und noch einiger Zeit läuft das Navi ohne dauernd abzustürzen.

Am Wegesrand, Blick zurück auf das fruchtbare Tal von Shiraz, ein Bauer 👨‍🌾

Heute verläuft die Fahrt recht langweilig, die gut ausgebaute Landstraße verläuft schnurstracks durch die Wüste und so komme ich sehr pünktlich gegen 15:00 Uhr in der Oase an.


Nach einigem Herumgekurve in den engen Gassen finde ich den Weg zur Quelle und meinen anvisierten Zeltplatz.

Was für ein Traum, aus einen Bergspalt ergießt sich das Quellwasser in einen kleinen, kristallklaren Tümpel und wird von dort aus mittels Kanalsystemen in die nahe Oase abgeleitet. Im Tümpel tummeln sich Putzerfische und ich werde später noch meine Füße ins Wasser halten und den kleinen Fischchen etwas zum Arbeiten geben.

Mein Zelt ich schnell aufgebaut und es dauert auch nicht lange, bis einige Familien vorbeischauen um zu sehen, wer dort an Ihrer Lebensader campiert. Ich verteile an die Kinder zwei Gastgeschenke (Lederbälle) und alles ist OK. Mein Gasbrenner liefert mir das nötige heiße Wasser und schon sitze ich bei einem Pfefferminztee und pflege meine Reisetagebuch.

Hier in der Wüste wird es übergangslos und recht früh dunkel, gegen 19:30 Uhr, ich sitze immer noch mit den Füssen im Tümpel, es ist es so dunkel, daß ich nichts mehr schreiben kann. Ich genieße den aufziehenden Sternenhimmel und plötzlich mache ich einige Hunde auf den gegenüberliegenden Dünen aus. Ihr Geheul ist schon recht unheimlich und ich packe zur Sicherheit mein Messer aus. Gegen 23:00 Uhr, ich sitze immer noch vor meinem ⛺️ ist es stockdunkel und ich sehe das Band der Milchstraße – grandios.

Da auch morgen noch ein langer Fahrtag vor mir liegt gehe ich schlafen. Bei 25 Grad in meinem Zelt gelingt es mir nicht sofort einzuschlafen und es wird meine erste unruhige Nacht. Diese wird gegen 5:30 Uhr zu Ende sein. Der zweite Teil der Wüstendurchquerung wartet schon.

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Mein Zeltplatz in der Oase
13.9.2017

Aus der Wüste nach Bastam zum Sufi Grab

Gegen 5:30 Uhr ging mein Wecker, irgendwie hatte ich das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein. Manchmal ist Campen nicht schön, egal wie schön auch die Umgebung ist.

Noch in der Dunkelheit räume ich mein Zelt aus, breche es ab und gehen zum Quelltümpel, um mich dort zu waschen. Hoffentlich kommt niemand, wenn ich so nackig im Tümpel hocke. Nach dem obligatorischen Tee heisst es dann gegen 8:00 Uhr Aufbruch.

Die Temperatur steigt schnell auf 39 Grad und es ist ein eintöniger Ritt. Abwechslung kommt nur auf, wenn ich die gut ausgebauten Straßen verlasse und die eingeplanten Abkürzungen nehme. Dann geht es bis zu 40 km quer durch die Wüste. Entweder auf Kies- oder Sandpisten. Besonders die Sandpisten bringen mich an den Rand meines fahrerischen Könnens. Nach endlosen Stunden (das war eine Qual) erreiche ich endlich die Sufi Stadt Basam.

Hier habe ich mir das zentral gelegen Tourist Inn (GPS 36.485335, 54993587) ausgesucht und sofort gefunden. Zelten ist leider nicht möglich, aber mit der tatkräftigen Unterstützung eines anwesenden englisch sprachigen Iraners bekomme ich ein schönes Zimmer für 70.000 Tuman anstatt 150.000 Tuman. Ich schleppe alle meine Sachen ins Hotel und nehme erst einmal ein Dusche. Danach geht es auf zur Stadtbesichtigung. Recht schnell finde ich das Heiligtum der Sufi Anlage

Hier liegt er begraben:

img_0155

Und das ist die Anlage:

Bild Sulfi


und dann geht es ab zum Essen und Wasser fassen. Gegen 22:00 Uhr bin ich im Hotel und verfasse diese Zeilen. Ich habe nun den östlichsten Punkt meiner Reise erreicht. Ca. 5.400 Km habe ich bisher zurückgelegt und es liegen noch 3 Tage vor mir. Hoffentlich klappt es schnell mit dem Hochladen, ich bin hundemüde. Guten Nacht!

 

14.9.2017
Von Bastam über Chelsea in die Berge zu einem Bergsee

So war die Reise eigentlich geplant, aber ca. 50 km vor dem Ziel war heute Schluss. Aber der Reihe nach….
Das Tourist In in Bastam der Sufi Stadt war ein Hauptgewinn. Ich habe dort hervorragend geschlafen und der Manager hat mich morgens noch zum Frühstück eingeladen 😋 – er wollte noch ein Foto von mir, meiner Gummikuh und sich für die Homepage…. Manchmal frage ich mich schon, ob die Alle an Geschmacksverirrungen leiden, aber es gibt ja auch hässliche Models🤡.
Pünktlich um 8:00 erwarte meine BMW zum Leben und ich verließ Bastam. Es erfolgte das obligatorische Betanken und ab ging die Post. In Bastam ist es morgens recht kühl, bei angenehmen 18 Grad macht das Fahren richtig Spaß. Es dauerte auch nicht lange bis ich die Stadtgrenze erreichte und dann stieg das Gelände auch merklich an. Ich überquerte das mit 2000 Höhenmetern trennende nordöstliche Zentralgebirge. Ab einer gewissen Höhenlage wurde es endlich einmal kalt, ich musste die Jacke schließen und die Handschuhe überstreifen. Die Vegetation hier oben gleicht der im europäischen Mittelgebirge.

BIld 1

Bild 2

Bild 3

Leider war das Vergnügen nicht von langer Dauer. Irgendwann erreichte ich den Höhenkamm und es ging auf der Nordseite stetig bergab. Mit jedem Höhenmeter nahm die Temperatur zu und in der Ferne könnte ich schon einen blauen Streifen ausmachen. Das musste das Kaspische Meer sein. Auf dem Weg hinunter machte ich in einem Wäldchen noch einen kurzen Stop bei einem Imker und durfte von seinem Wabenhonig probieren. Yummy 😄👨‍🍳.

Als ich auf Meereshöhe angekommen war, ahnte ich bereits, dass dies kein angenehmer Fahrtag werden würd. Mit der trockenen Hitze habe ich mich mittlerweile arrangiert und sie bereitet mir keine Probleme – diese schwüle Wärme jedoch, erinnert mich sehr an unsere Sommertage im Büro. Um es mal mit den Worten einer geschätzten Kollegin zu sagen: „ekelhaft“.

Ich durchquerte einen touristischen Hotspot nach dem Anderen – hier machen viele Iraner ihren Urlaub. Die Temperatur näherte sich langsam der 40 Grad Grenze und in den zu durchquerenden Innenstädten stieg die Temperaturanzeige meiner luftgekühlten Gummikuh stetig an und näherte sich bedenklich dem roten Bereich. Ich rechnete schon mit einer Zwangsabschaltung und ja, dass ist der Nachteil eines luftgekühlten Boxers. Aber soweit ist es zum Glück nicht gekommen. Mein anderes Sorgenkind bereitete mir hier mehr Schwierigkeiten. Meine Navi schaltete sich plötzlich aus und und ging auch nicht mehr an. Aus – worst case! Entweder jetzt die Landkarte herausholen oder vielleicht besser eine Zwangspause und mal sehen ob es nach der Abkühlung wieder läuft. Da vor mir am Straßenrand gerade die Werbung eines Restaurants auftauchte, entschied ich mich für die Zwangspause. Ich betrat das Resto und die Kälte einer voll laufenden A/C sprang mich förmlich an. Genau das richtige für das Navi 👍. Man präsentierte mir eine Speisenkarte auf Farsi (persisch, Schriftbild arabisch) mit der ich wenig anfangen konnte! Ich habe mir deshalb den Kellner geschnappt und bin von Tisch zu Tisch gegangen und was mir da gefiel, habe ich geordert.


Apropos Tisch, Tische gab es auch ganz wenige in diesem Resto. Normal aber essen die Iraner im Schneidersitz. Es gab also sehr viele gemütliche Sitzfläschen. Mir hat es sehr gut geschmeckt, auch wenn ich danach liquiditätsmäßig etwas angespannt war und dringend Geld wechseln musste…

Geldwechseln ist im 🇮🇷 einfach und schwierig zugleich. Hat man mal eine Stelle gefunden wo getauscht wird, wird man öfters angesprochen bzw. fallen einem die Wechselstuben sofort ins Auge. In der Provinz ist das aber etwas schwieriger und so brauchte ich etwas, bis ich endlich den Richtigen auf der Straße angesprochen hatte. Dieser zeigte mir dann den Laden einer Person, die tauschen wollte. (Anmerk.: iranische Banken tauschen nicht, bzw. die Kurse sind jenseits von gut und böse).

Nachdem ich jedenfalls gegessen hatte und mein Navi 5 Minuten vor den Kühlschlitz der A/C gehalten habe war alles soweit OK, dass ich es wagen konnte weiterzufahren. Leider hatte das Navi danach auch weiterhin Ausfälle. Ich komme deshalb nur sehr langsam voran, zumal ich noch zum Strand gefahren bin. Ich wollte mit eigenen Augen sehen, wie Iraner im Meer baden. Nun, um es sehr stark abzukürzen. Bei einigen Männern sieht man keinen Unterschied zu europäischer Mode. Es gibt aber auch Männer die gehen mit kompletten Klamotten ins Wasser. Bei ihren Frauen gibt es nur die Burkini Variante oder komplette Klamotten. Schon etwas bizarr.

Gegen 19:30 Uhr bin ich noch etwa 60 km von meinem Endpunkt entfernt. Laut Navi sind das noch mehr als 60 Minuten Fahrzeit. Da ich nicht am See in der Dämmerung ankommen will, schaue ich in der nächsten Kreisstadt nach einem Stadtpark und finde auch tatsächlich ein schönes Plätzchen. Es ist schnell ausgepackt und dann sitze ich vor meinem ⛺️.

In meiner Nähe gibt es eine iranische Familie und ich schenke den Kindern die letzten Lämpchen von meinem Fury Konzert (Insider). Wie heißt es so schön, kleine 🎁 erhalten die Freundschaft. Man schaut dann nach meinem Zelt, wenn ich unterwegs bin und diesmal werde ich sogar zum Essen eingeladen. Es gibt einen Grillspieß mit Hünchenfleisch und Fladenbrot. Eigentlich war ich satt, aber unhöflich wollte ich auf gar keinen Fall sein.

Bild Spiess

Nun ist es bereits 22:00 Uhr, ich sitze noch vor meinem Zelt und schreibe diese Zeilen. Gute 🌜

 

15.9.2017
Km 6.327 – Aufbruch aus Chalus, vorbei an der iranischen Reviera über Bandar Anzali zum Gebirgsort Masuleh

Was mir am Zelten im Iran besonders gefällt, sind die trockenen Nächte. Du wachst morgens im Zelt auf und nichts ist nass. Kein warten, einfach zusammen packen und gut ist es. So konnte ich es nach einer guten Nacht auch diesmal halten. Pünktlich um 8:00 Uhr war ich fertig und wollte aufbrechen. Leider war dieser Park der Hotspot schlechthin und so versperrten etliche Pkw mir die einzige normale Ausfahrtmöglichkeit. Wir wären aber nicht im Iran, wenn sich hierfür nicht kurzfristig eine Lösung gefunden hätte. 4 nette Herren flankierten mich und die Gummikuh wurde über einen besonders hohen Bordstein herabgelassen. So einfach ist das, mir jedoch stand zu diesem Zeitpunkt der Schweiß auf der Stirn, denn links und rechts, nur eine Handbreit entfernt, standen jeweils Pkws. Nach diesem kurzen Adrenalinschub ging es los. Wieder direkt ans Meer, in diese schwül-warme Suppe.

Meine Navi verabschiedete sich bereits gegen 11:00 Uhr und ich packte mein Blackberry mit MapsMe aus. Das klappte auch ganz gut. Da hier jedoch die Routenführung etwas anders ist, kam gleichzeitig meine Zeitplanung etwas durcheinander, hierzu aber später mehr. Meine gewählte Route an der Meerseite stellt sich als nicht so dolle dar. Ein Touristenort reihte sich an den Nächsten. Zudem ist heute Freitag, was im Iran dem Sonntag entspricht. Somit gibt sich ganz Persien hier die Klinke in die Hand.
So verläuft dieser Fahrtag recht fade, mein schlechtester Tag.

Einziges Highlights war der Besuch der Hafenanlagen in Bandar Anzali –

Hafenstadt 1

Hafenstadt 2

und das Essen in einem Straßenresto. Der Laden wurde von einem „Opa“ betrieben, zuerst wollte er mir nichts mehr verkaufen und ich musste zudem den Laden verlassen und das Hühnchen auf der Straße essen. Irgendwie war ihm das dann aber doch nicht recht und ich durfte in den Laden und an einem Tisch essen. Wir wurden uns schnell sympathisch und dann gab er mir plötzlich noch eine Limo aus – gratis. Ich war perplex. Sein Nachbar, ebenfalls ein Opa ließ sich das jetzt nicht nehmen und von diesem bekam ich dann noch ein iranische Sorbet Eis. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich immer 3 Mal ablehne und immer versuche meine Schuld zu bezahlen.
Das waren aber dann schon die herausragenden Dinge des Tages. Touristenorte sind nicht das Meine!

So machte ich mich gegen 16:00 Uhr auf in die Berge. Ich hatte mir einen Campingplatz in den Bergen ausgesucht. Soweit so gut, aber es ist Freitag und der halbe Iran will in die kühlen Höhen. So kam ich nur recht schleppend voran und ca. 1,5 Km vor meinem Ziel war dann Schluß. Eine schier endlose Schlange hatte sich gebildet. Da ich nicht darauf hoffen konnte, unter diesen Bedingungen noch halbwegs zeitig anzukommen bzw. einen vernünftigen Zeltplatz zu bekommen, habe ich mir eine ebenso schlechte Alternative gesucht. Ich campe jetzt in einer Parkbucht am Straßenrand. Sicher nicht toll, aber das wollte ich auch einmal versuchen. Zwischen 20-21:30 Uhr kamen mich einige besorgte Iraner besuchen ( wohnen in der Nähe) und boten mir an, bei Ihnen zu übernachten, mir essen vorbei zu bringen oder sonst wie zu helfen, da es dort wo ich stehen würde, nicht sicher sei. Ich habe dankend abgelehnt, da ich keine Lust verspürte, jetzt meinen ganzen Krempel erneut einzupacken und dann womöglich bis in die Puppen noch Alleinunterhalter zu spielen. Der geneigte Leser stellt an dieser Stelle fest, dass ich etwas genervt bin, ja das stimmt – es war heute eindeutig zu warm für mich.
Gute Nacht!

 

16.9.2017
Von Masuleht bis kurz vor die iranisch-armenische Grenze

Ich habe hervorragend geschlafen. Aufgrund der schlechten Parkmöglichkeiten und der Lage in der Kurve bin ich von neugierigen Besuchern verschont geblieben.

Bild Camping Kurve I

Bild Camping Kurve II

Irgendwann in der Nacht hat dann doch noch eine Familie neben mir campiert. Ab da habe ich mir gar keine Sorgen mehr gemacht und tief und fest geschlafen. Aufgrund der Höhenlage war es nachts angenehm kühl, ich mußte den dünnen Schlafsack als Decke benutzen. Mein Wecker ging dann um 6:00 Uhr und nach dem obligatorischen Einpacken und einer kurzen Wäsche ( ich habe 3l Wasser in einem Kanister dabei) machte ich mich auf die letzte Ganztagesetappe. Mein erster Weg führte mich den letzten Kilometer hinauf nach Masuleht und als ich ankam war ich sehr sicher gestern die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Gebirgspass II

Gebirgspass

Gebirgspass I

Von Masulet führt eine Piste als Gebiergspass über das iranische Mittelgebierge. Eine steile – und wie sich herausstellen sollte – schwierige Piste. Aber die Benutzung dieser 40 km erspart mir einen Umweg von 200 km und was noch wichtiger ist, ich muß nicht mehr ins schwül warme Tiefland. Die nächsten 75 Minuten ging es über Schotter und Lehmpisten und immer steiler hinaus. Es wurde angenehm kühl und ich wurde mit tollen Aussichten belohnt.

Gebirgspassage I

​Nach den 40 km ging es über gut ausgebaute Landstraßen immer weiter Richtung Grenze. Da ich nicht unter 1.800 Meter kam blieb es den ganzen Tag bei angenehmen 25-28 Grad. Ein toller Motorradtag. Natürlich würde ich auch heute einmal gestoppt und zum Essen eingeladen, eine Polizeistreife hielt mich an – ihr könnt euch schon denken warum – und dazwischen wurde ich zig mal aus vorbeifahrenden Autos heraus geknipst. Gegen 18:00 Uhr erreichte ich nach einigen Stops mein Tagesziel. Am Straßenrand fand ich Einkehr bei einer iranischen Imkerfamilie. Ich hielt an, und frage ob ich hinter ihrem Stand campen darf. Hier ein Bild, seht selbst.

Bild Imker I

Nach einem kleinen Plausch ging es dann um 21:00 Uhr ins Zelt. Morgen möchte ich früh raus und spätestens gegen 9:00 Uhr die Grenze erreichen. Gute Nacht.

 

17.9.2017

Km 7.450 – Irgendwo kurz vor der Grenze bis nach Eriwan/Armenien

Ich wußte ja bereits, dass der kommende Grenzübergang nicht einfach sein würde. Aus diesem Grund ging mein Wecker bereits um 5:30 Uhr. Draußen war es noch stockdunkel, aber mit der Stirnlampe konnte ich bereits im Zelt aufräumen und die ganzen Sachen zur Gummikuh schleppen. Zu meinem Ärger merkte ich, dass diese Nacht recht feucht war, das Zelt war naß. Normalerweise würde ich jetzt bis zum Sonnenaufgang warten und erst danach einpacken. Aber dazu fehlt mir die Zeit. So breche ich um 8:00 Uhr auf und erreiche gegen 9:00 Uhr die iranisch-armenische Grenze. Schon vorher bin ich 40 km parallel zum Grenzfluß gefahren. Die Landschaft ist hier recht felsig und einsam.

Irgendwie erwarte ich, das hier gleich Old Shatterhand oder besser Kara Ben Nemsi um die Ecke biegen….


Die genaue Beschreibung von dem, was zwischen 9:00 und 12:00 geschah, erspare ich dem geneigten Leser. Ich sage nur, der Mittelpunkt des bürokratischen Verwaltens. Zig Kontrollstellen, jeder kontrolliert das Gleiche und dann noch eine Schleife und wenn du dann denkst, du bist durch, steht da noch ein De.. und kontrolliert dich erneut. Aber irgendwann hatte ich es geschafft. Jetzt noch schnell hinter der Grenze auftanken und eine Versicherung für die Gummikuh abschließen.

 

5 Gedanken zu “Iranrundreise; Teil 2

  1. Barbara

    Da kannst du sehen, an jeder Ecke eine kleine Alhambra. Man müsste die Sehenswürdigkeiten etwas näher bei uns haben ;-). Aber dank der vielen praktischen Tipps wird es damnächst für uns alle ein Leichtes sein, den nahen Osten zu bereisen. Allso mach weiter so. Für deinen nächsten Runden bekommst du von deinen Freunden ein neues Zelt geschenkt. Wer weiss, wo du es noch einsetzen kannst.
    Gute Reise noch, sei nicht zu sparsam bei der Wahl deiner Unterkünfte. Wir, und vor allem deine Frau, wollen dich gesund zurück haben :-P.
    LG Barbara

    Gefällt 1 Person

  2. Sony und Dieter

    Hallo Ralf,
    Ist ja echt spannend, dir auf dieser sehr interessanten aber sicher auch anstrengenden Tour zu folgen. Wir freuen uns immer sehr, wenn du wieder neue Berichte und Bilder einstellst. Bitte unbedingt mehr davon. Wir können sehr gut nachvollziehen, wie gut abends nach einem heißen und staubigen Ritt durch die Wüste so ein eiskaltes Bierchen vor dem Zelt schmeckt. Aaaaah – herrlich! Ooooops – habe gerade noch mal nachgelesen – das war ja ein heißer Pfefferminztee. Na ja, der schmeckt bestimmt auch richtig gut, oder? 😂😂😂😂😂😂😂 Sorry, aber das musste einfach raus. Wir laden dich dann nach deiner Rückkehr zu dem Bierchen ein. Pass weiter auf dich und deine Maschine auf und komm gut wieder nach Hause. Prost Dieter und Sony

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  3. Barbara

    Hi, da bin ich wieder,
    so ist das mit der Elektronik, du solltest bei der nächsten Reise vielleicht doch ein Navi auf zwei Beinen mitnehmen, die können die Hitze doch um einiges besser ab. Ich drücke dir die Daumen, dass du es rechtzeitig auf das Schiff schafftst und dir somit einige Kilimeter ersparen kannst. Und so eine Überfahrt ist sicherlich sehr erholsam und vielleicht auch nicht so heiß. Also halte die kommenden Tage noch durch und genieße die letzten Etappen. Zu Hause ist es kalt und regnerisch :´-(. Du wirst dich noch nach der Sonne sehnen.
    LG Barbara

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    1. Liebe Barbara, bei mehr als 35 Grad fällt mein zweibeiniges Navi immer aus. Zudem ist das der beste Weg mit meiner Frau Krach zu bekommen. Sie kann keine Karte lesen. Das schlechte Wetter hat mich vor der polnischen Ostgrenze erreicht. Ich fahre mit Gummipelle.

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  4. Ralf Küpper

    Hallo Ralf,
    ja, ich hatte den Kontakt etwas verloren und nun die restlichen Berichte gelesen. Sehr interessant in der Kürze dargestellt und die mündliche Version verspricht umso mehr 😊.
    Ich wünsche Dir, dass der Rest auch noch klappt und Du die Fähre rechtzeitig erreichst.
    Komm‘ gut zurück.
    LG Ralf K.

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