Orte, die ich nochmals sehen wollte
19.9.
Es sind nur noch 150km bis Mohsens Homestay. Der Typ betreibt ein kleines Guesthouse und wirbt dafür bei Facebook unter „Overland in Iran“. Ich kann Ihn nur wärmstens empfehlen. Noch ist nicht alles professionell durchgestylt, man merkt aber, mit wieviel Einsatz Mohsen ans Werk geht. Es bleibt zu hoffen, dass er Erfolg haben wird. Nach einer Suppe wird etwas gequatscht, ich gehe duschen und kann endlich mein Reisetagebuch und den Blog etwas vervollständigen. Ab dem 22.9. wird auch ein Bild von mir auf der Facebook Seite von Overland in Iran veröffentlicht. Schaut einfach mal vorbei.

20.9.
Über Scharoud zur Oase Gameh. Die Putzerfische warten schon. GPS N33 31 53.73, E55 2 16.47
Pünktlich um 5:00 geht der Wecker. Ich will unbedingt die kühlen Morgenstunden nutzen. Heute geht es durch die zentrale Wüste des Irans. Da gibt es nur plattes Land, keinerlei Vegetation und zur Mittagszeit 45 Grad. 780km liegen vor mir. Aber was für ein Unterschied. Tankstellen in jedem größeren Nest, keine Diskussionen wegen Vorauskasse, mindestens 92 Oktan und Straßen, die das Wort Straße auch verdienen. Endlich kann ich die 🐮 mal richtig rennen lassen, keinerlei „mondkratertiefe“ Schlaglöcher und so fliegen die Kilometer nur so dahin. Mir ist bewußt, dass spätestens jetzt der ein oder andere denkt, du mußt Dir doch die Landschaft anschauen? Diesen Leuten sage ich nur, auf dieser Strecke, ich rede von 600km gibt es bis auf die Tankstellen nichts bzw. Lehmhütten. Nur Wüste und bei mir waren es maximal 43 Grad. Der Fahrtwind ist dein Freund und jeder Stop eine Qual. So kam ich gegen 16:00 Uhr an, baute mein ⛺️ an der bekannten Stelle auf, bereitete mein Essen vor und verbrachte den Rest des Tages mit den Füßen im Süßwasserpool der Oase. Die sind jetzt richtig schön abgeraspelt. Gegen 20:30 ist es hier stockdunkel, ich stehe noch eine Zeit vor dem Zelt und bewundere den Nachthimmel. Heute habe ich dann Sternschnuppe Nr. 2 und 3 gesehen!



21.9.
Immer noch Wüste und deshalb ging auch heute der Wecker um 5:00. Es ist noch tiefste Nacht und ich kann es wagen, kurz einmal in die Quelle zu steigen. Herrlich.


Danach baue ich fix mein Zelt ab und als es gegen 5:45 dämmert, breche ich auf. Es sind immer noch 25 Grad. In 5 Stunden werde ich in Isfahan ankommen, mein Hotel beziehen und 1 1/2 Tage diese Stadt genießen. Meine Lieblingsplätze warten schon. Ob das gemütliche Kaffee noch existiert? Lassen wir uns überraschen.
Die Fahrt verläuft ereignislos. Gegen 13:30 erreiche ich mein Ziel. Das Hotel Iran in Isfahan. Sauber und central gelegen. Für 13€ pro Nacht eine gute Herberge. Auf dem Zimmer erst einmal die Klimaanlage an, raus aus den Klamotten und unter die Dusche. Es waren wider kurz vor 40 Grad, aber besonders die Rush Hour in Isfahan war für mich und die 🐮 temperaturmäßig eine Herausforderung. Hier kommt der luftgekühlte Boxer an seine technische Leistungsgrenze. Danach ging ich essen und lief zu den wohlbekannte Orten. Gegen Abend nun sitze ich in meinem Kaffeehaus und lausche klassischer iranischer Musik.
22.9.
Gut geschlafen habe ich. Vielleicht lag es daran, dass ich nun genügend Medikamente habe, um meinen Durchfall endlich in den Griff zu bekommen. Vielleicht lag es auch daran, dass ich im selben Zimmer wie vor zwei Jahren schlief oder aber, die Winterzeit begann und schenkte mir eine Stunde zusätzlichen Schlaf. Wer weiß das schon.
Der heutige Tag steht ganz im Erkunden von bereits bekannten Sachen. Nur diesmal, aus einer anderen Perspektive. Dort, wo ich vor zwei Jahren keine Zeit hatte, soll es diesmal etwas gemütlicher zur Sache gehen.
Im Fokus steht der „Platz“ im 🇮🇷, ein gemütlicher Park mit Sommerpalast und die Residenz des Herrschers von Isfahan.




Danach ging es zum Essen für 750.000 Rial.

Bleiben wir noch etwas beim Geld. Der 🇮🇷 kennt zwei Wechselkurse. Den offiziellen und einen Graumarktkurs. Der offizielle wird ausschließlich bei staatlichen Transaktionen angewendet. Der Graumarktkurs ist Basis für den Bargeldtausch auf der Straße oder in Wechselstuben. Aktuell sind 1€ / 46.700 Rial „offiziell“ und 125.000 Rial zum Graumarktkurs. Ein riesiger Unterschied. Verwirrend ist, dass alle Apps bzw. Umrechenprogramme immer nur auf den offiziellen Kurs zurückgreifen. Wenn man somit das erste Mal im Iran Bargeld umtauscht und sich vorher in seiner App informiert hat, gibt es ein freudiges „aber hallo“. Weiterhin verwirrt die Angabe von Preisen. Seit einigen Jahren verwenden die Iraner bei den Preisangaben hauptsächlich die Währungsbezeichnung „Touman“. Das sind dann Rial mit einer Stelle nach rechts verschoben. Somit sind 100.000 Rial = 10.000 Touman. Aber das ist nicht immer so. Manchmal stehen die Preise dann auch in Rial. Da hilft es dann, sich vor Augen zu führen, dass 10.000 Touman etwa 0,80€ entsprechen und 10.000 Rial gerade einmal 8 Cent sind. Ein Eis beim Iraner, mit 2 großen Kugeln kostete mich soeben 60 Touman. Da muß man nun kombinieren, der Verkäufer ließ wie selbstverständlich die Nullen weg, gemeint waren 6000 und das sind dann 60.000 Rial (48 Cent), alles klar? Einfacher ist da das Tanken, der Liter Benzin kostet überall 1000 Touman und das sind rekordverdächtige 8 Cent.
Mein Tag neigt sich nun langsam dem Ende entgegen. Gegen 18:00 beginnt die Dämmerung und ich will nochmals auf den Platz und anschließend in meine Kaffeebar. So gesehen ist das mein letzter „Urlaubstag“. Ab Morgen beginnt die Rückreise. Morgen Abend werde ich bereits in Täbris sein und das ist nicht mehr weit von der türkischen Grenze entfernt. Ursprünglich wollte ich nach Armenien 🇦🇲 und weiter nach Georgien 🇬🇪 um eine Fähre über das Schwarze Meer nach Odessa / Ukraine 🇺🇦 zu nehmen. Doch mein Rußlandabenteuer hat diesen Zeitplan zerstört. Es gibt derzeit keine Fährverbindungen, die ich so erreichen könnte, dass eine Weiterreise mit Zielerreichung am 29.9. möglich wäre. Als Alternative hatte ich deshalb eingeplant, von 🇦🇲 aus direkt in die Türkei 🇹🇷 einzureisen. Seit gestern weiß ich nun, dass dies für Ausländer nicht möglich ist. 🇦🇲 und die 🇹🇷 haben sich derzeit nicht lieb, alle Grenzübergänge sind seit Jahren geschlossen und nur sporadisch, im kleinen Grenzverkehr, für ortsansässige, geöffnet. So nehme ich nun den direktesten Weg und spare dadurch 1 Tag bzw. 600km. Das einzige Problem ist, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich irgendwann einmal im Visaantrag angegeben habe, wohin ich Ausreisen werde. Ich hoffe, dass gibt keine Probleme.
Somit führt mein weiterer Weg nun nach Täbris und am 24. hoffe ich, in die 🇹🇷 zu gelangen. Weiter geht es dann nach Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Slowakei und die Tschechoslowakei. Irgendwo bei Dresden betrete ich dann deutschen Boden. Somit dürfte die nun kommende Grenze, die letzte Zeitintensive sein, aber ich würde nicht darauf wetten.
23.9. Täbris
Morgens gegen 4:00 geht der Wecker und pünktlich um 5:00 stehe ich vor dem verschlossenen Tour des öffentlichen Parkplatzes. Meine Befürchtungen von gestern scheinen sich zu erfüllen! Das Hotel selber hat keinen Parkplatz, so mußte ich gestern ca. 100 Meter entfernt einen Privatparkplatz nehmen. Ich hatte dann auch extra über die Rezeption ausrichten lassen, dass ich sehr früh auf den abgeschlossenen Stellplatz müsste. So rappele ich nun am Tor und dann höre ich auch jemand kommen. Das Weitere ist nur noch Routine. Von Esfahan bis nach Täbris gibt es eine gut ausgebaute Autobahn. Als Motorradfahrer mußte ich an keiner Mautstation blechen. Morgens in Esfahan sind es immer noch 25 Grad. Da liegt Täbris schon in einer anderen Klimaregion. Tagsüber nicht mehr als angenehme 30 Grad und in der Dämmerung fällt die Temperatur schnell auf 20 Grad.
Einziges Highlight während der Fahrt waren die bunten Berge, ca. 200 km vor Täbris. Über Kilometer erstrecken sich schroffe und kuppelartige Hügel entlang der Autobahn. Ihre Gesteinsstrucktur sorgt dafür, dass sie im Sonnenlicht in den unterschiedlichsten Brauntönen leuchten. Davon habe ich leider kein Aufnahmen. Um 17:00 erreiche ich mein Hotel. Das Hotel Iran in Esfahan hatte es mir empfohlen und gebucht.
Bombig, ich habe ein 72m^ großen Raum inkl. Badezimmer und das für läppische 2,7 Mio Rial. Wenn man aus dem Ausland bucht, ist es wesentlich teurer.
Hotel Behboud ****, GPS:



Danach schlendere ich etwas durch die City und natürlich suche ich nach etwas leckerem. Fündig werde ich in einem kleinen Imbiss, hier gibt es Spieße. Frisch zubereitetes Gehacktes oder Hühnchen mit Brot und Beilage.



Vor einem kleinen Basar.

Zum Schluß noch ein Abschiedsbild, aufgenommen von einem örtlichen Polizisten. Die Jungs sind nett!!

24.9. bis zur Grenze bei Bazargan
Wenn ich schon in einem 4* Hotel übernachte, dann nehme ich auch noch das Frühstück mit. Man weiß ja nie, wann es den nächsten Snack gibt. So brach ich erst gegen 7:30 auf und erreichte ohne Zwischenfälle um 11:00 die Grenze bei Bazargan. Über diese Grenze schiebt die Türkei anscheinend den ganzen Warenverkehr mit dem Iran und dementsprechend viel los ist hier. Es reiht sich eine Wechselstube an die Nächste. Die Einfahrt zur Grenze kann man glatt übersehen, so unscheinbar ist das erste Kontrollhäuschen.

Da ich das vom letzt mal her alles kannte, schoß ich noch ein letztes Foto in Richtung 🇮🇷 und begab mich auf den langen Weg innerhalb des Grenzgebietes.

Die eigentliche Zollstation liegt auf einem Berg und auch dort wuselten viele Menschen umher. So entschloß ich mich, den Service eines Agenten in Anspruch zu nehmen. Das Entschließen ist hierbei mehr theoretischer Natur. Man spricht dich an, nicht umgekehrt. Ich stelle also meine Maschine vor dem Zollgebäude ab und schon steht jemand neben mir. Ich solle ihm mein Carnet und den Pass geben. Vor zwei Jahren hatte ich da noch massive Probleme, heute ist mir das Prozedere bekannt. Der Mann verschwindet und ist nach 10 Minuten wider da, das Carbet ist ordnungsgemäß ausgefüllt. Nun nimmt er mich an die Hand, schleppt mich zur Personenkontrolle, an der langen Schlange vorbei und schon stehe ich vor dem Grenzbeamten. Ein kurzer Blick, ein Stempel ins Visum und alles ist erledigt. Am Motorrad dann die Gebührenfrage. Man will 25$, ich gebe 15$. Zuerst etwas Gemaule, dann mein Hinweis dass dies für 15 Minuten eine fürstliche Entlohnung sei und gut ist es. Ich denke, alle Beteiligten können zufrieden sein.