17.9.2017, Armenien, Km 7.450
In Armenien sind nicht nur die Menschen sehr freundlich.
Armenien ist arm, und gehörte früher zur UdSSR und das sieht man an jeder Ecke. Hinter der Grenze verfällt vieles. In den Städten durch die ich kam, sieht es durchweg ärmer aus als im Iran.
Ich fuhr nun den Grenzfluss auf der entgegengesetzten Seite entlang und bog nach einiger Zeit Richtung Berge ab. Was jetzt folgte war ein mehr als 💯 Km folgender Traum eines jeden 🏍. Berge rauf und runter, eine Kurve jagt die nächste und das alles ohne nennenswerten Verkehr.
Aber nach Stunden dieser Kurvenhatz wird die Landschaft plötzlich flacher und die Temperaturen steigen. Wo ich vorher angenehme 21 Grad erleben durfte, geht es nun wieder recht schnell Richtung 30 Grad. Problematischer ist aber die Beschaffenheit der Straße: Mächtige Bodenwellen und tiefe Krater erfordern meine ganze Aufmerksamkeit.
Gegen 18:30 Uhr bin ich dann kurz hinter Eriwan und noch 170 km von meinem Tagesziel entfernt. Aber genug ist genug, es wird schon merklich dunkler. Eine dritte Nacht im ⛺️ will ich eigentlich nicht, aber ich möchte es auch nicht so naß etliche Tage im luftdichten Packsack belassen. So kommt mir ein Motel recht gelegen. Mein Zimmer ist nett und man erlaubt mir, auf der Rasenfläche das Zelt zum Trocknen kurz aufzustellen. Danach heißt es dann für mich, endlich duschen und nach 2 Tagen rasieren, herrlich.
Ich gehe nun recht früh schlafen, da bereits um 5:00 Uhr mein Wecker klingeln wird. Ab 6:00 Uhr will ich unterwegs sein, um gegen 8:00 Uhr an der armenisch-georgischen Grenze anzukommen. Vielleicht habe ich 🍀 und dieser Grenzübertritt geht schneller. Jetzt fragt sich der geneigte Leser warum ich es so eilig habe? Ich stehe mit dem Hafen in Poti in Verbindung und gerade habe ich erfahren, dass mein Schiff bereits Morgen früh im Hafen einlaufen wird und abends dann ablegt. Das nächste Schiff würde erst in 2-3 Tagen ablegen und wäre für mich dann zu spät – soll heißen, ich müßte über die 🇹🇷 zürückfahren, was ca. 2.500 km mehr bedeutet. Daumen drücken!
18.9.2017 – 8.140 km (Tagesende)
Von 🇦🇲 durch Georgien 🇬🇪 bis zum Hafen Poti
Geplant war eigentlich, dass ich für diese Länder einen Tag mehr Zeit hätte und so den ein oder anderen Abstecher zu einer Kirchen-/Klosterbesichtigung zur Verfügung gehabt hätte. „Hätte – hätte – Fahrradkette“ eine Nachricht auf meinem Mobilphone machte mir die ganze Planung zur Makulatur und versetzte mich das erste Mal in Panik.
„Normal“ hätte mein 🚢 am Mittwoch (20.9.) um 18:00 Uhr ab Poti ablegen sollen. Der Agent, mit dem ich seit Wochen in Kontakt stehe, teilte mir nun aber per Mail mit, dass das Schiff bereits am 18.9. um „afternoon“ ablegen sollte. Nun ist es nicht so, dass man beim Campen in der Wildnis immer ein Netzwerk hat oder online ist und zig Fragen hin und schicken kann. Als im am 17.9. im Motel diese Nachricht erhielt, stand noch im Nebensatz, dass das nächste Schiff erst in 4 Tagen ablegen würde…. Das wäre dann für mich definitiv zu spät, ich könnte dann nicht mehr bis Sonntagabend zu Hause sein und das muß ich aber, da meine ❤️ Kollegin ab Montag Urlaub hat und ich Ihre Vertretung bin…..
So ein Mist, in Erwartung, dass dieses Schiff 🚢 pünktlich ablegt habe ich zudem 2 Hoteltage (naja mehr eine Pension) in Poti, direkt am Strand gebucht.
Das war nun die Ausgangslage am 17.9. – Ich ich war gewillt, alles zu versuchen um bis „afternoon“ am 18.9. in Poti zu sein. Mein Plan sah somit vor, um 5:00 Uhr aufzustehen, 6:00 Uhr aufzubrechen ca. 170 km abzuspulen und spätestens 8:00 Uhr an der Grenze zu sein. Ich hoffte, das ich dann nicht mehr als 1 Std. für den Grenzübertritt benötigen würde und hätte dann noch geschätzte 460 km bis Poti vor mir. Ich wollte somit gegen 14:30 Uhr am Ziel ankommen, um dann noch den Agenten zu finden, dessen GPS Standort ich im Navi abgelegt hatte. Aufgrund der Streckenplanung wußte ich, daß ich sehr kurvenreiche Landstraßen vor mir hatte und mehr als 50% über die Autobahn führen sollten.
Leider erwiesen sich einige Annahmen als reine Fiktion.
Bis zur Grenze kam ich prima voran. Ich hatte nur 10 Minuten Verspätung, da morgens die Bauern in Armenien ihre Viehherden auf die Weiden führen und alle Nas` lang so ein oder 30 Rindficher auf der Straße stehen.
Außerdem war ich über so manche Zwangspause gar nicht mal so unglücklich, zeigte doch das Thermometer schattige 5 Grad, das war ich nicht mehr gewohnt. Als ich dann an der Grenze ankam, hielt meine Glückssträhne unvermittelt an: Die Armenier brauchten schlappe 20 Minuten und als ich nach 🇬🇪 wechselte, wehte dort neben der Landesflagge auch die 🇪🇺 Flagge. Habe ich da was verpasst? Egal, die Einreise nach Georgien dauerte nicht mal 10 Minuten. Keine Versicherung (obwohl nicht in der grünen Versicherungskarte vermerkt) für meine Gummikuh und nur ein „herzliches Willkommen“ von den netten Zöllnern.
Ich lag voll in der Planung und meine Zuversicht stieg, wurde aber unvermittelt in Frage gestellt. Hinter der Zollstation gab es auf mehr als 40 km keine asphaltierte Straßen. Wie ein solcher Acker aussieht, wenn sich darüber täglich der Schwerlastverkehr bewegt, mag sich jeder selber ausmahlen. Mich kostete es einfach nur Zeit. Unter normalen Umständen hätte ich es sehr genossen, denn dafür ist die Gummikuh gemacht!
Nach diesem Abschnitt geht es über Serpentinen hinauf und hinab doch wann kommt endlich die Autobahn? Tja, über 200 km sind komplett gesperrt wegen Ausbesserungsarbeiten…. Der ganze Verkehr wird über die parallel verlaufende Landstraße geführt und wäre das nicht schon schlimm genug, fällt meine Navigation aus. Grund hierfür ist nicht vorhandenes Kartenmaterial – da war doch was? Richtig, das hatte ich bereits in der Heimat gemerkt und aufgrund der überwiegend über Autobahn stattfindenden Routenführung auch in Kauf genommen. Jetzt sieht die Sache anders aus.
Ich aktiviere daraufhin MapsMe und es kann los gehen. All das verschlingt Zeit und so erreiche ich erst gegen 17:00 Uhr, klattschnaß, völlig fertig und in der Gewißheit sicher nicht alle Verkehrsregeln beachtet zu haben, meine Zielstraße. Auch hier vergeht Zeit, oder hätte jemand von euch hinter dieser Fassade Instra die Firma U & G Agency vermutet.
Ich hatte zu diesem Zeitpunkt keinerlei Hoffnung das Schiff noch betreten zu dürfen. Umso erstaunter war ich, als ich erfuhr das „afternoon“ in Georgien 19:30 Uhr heißt und das wohlgemerkt – sammeln vor der Zollstation im Hafen. Ich hatte somit noch etwas Zeit, suchte einen Autoladen auf und kaufte eine H3 Birne, da mein Zentralscheinwerfer ausgefallen war. Danach enterte ich eine Pizzaria und bestellte mir ein leckeres Stück Fleisch….
…. und anschließend noch einen „Latte“ man weiss ja schliesslich nie, wie das Essen an Bord des Schiffes sein würde.
Zur verabredeten Zeit um 19:30 Uhr fand ich mich beim Agenten ein. Hier die GPS Daten nebst Anschrift. Ich kann den Service sowie den Laden sehr empfehlen: GPS: N42.15202, E041.66134, U & G Agency, 20/1, Gegidze Str. 4400 Poti
Besser nach “ Instra“ fragen, das kennt jeder in der Straße.
Kontakt: Robert (spricht englisch und antwortet auf Mails): ugagencypoti@gmail.com
Bezahlt wird in Poti nicht cash, man bekommt eine Rechnung und muss 100 Meter zur Hausbank der Firma gehen und es dort einzahlen. Also passende US-DOLLAR mitnehmen.
# Anmerkungen:
# Für Reise in den Iran oder auf den Kaukasus empfiehlt sich ohnehin die Schiffsanreise ab Varna (Bulgarien) oder Chernomorsk / Odessa ( Ukraine). Hiermit umgeht man die ellenlange Anreise/Transit durch die Türkei, für die man mindestens 3 Tage zu veranschlagen hat.
# Gewarnt sei vor dem Abfahrts- oder Zielhafen Poti, näheres später.
# Auf der Internetseite http://www.ukrferry.com sind die Fahrpläne, Preise und auch eine Online- Buchung möglich. Online geht für den Hafen Batumi (die bessere Alternative) und dort soll es wesentlich pünktlicher und professioneller zugehen.
Ich hatte mich aber für Poti entschieden, da eine Abreise über Batumi eine Verkürzung meiner Reise um mehrere Tage bedeutet hätte. Da stand ich nun um 19:30 Uhr und frage mich das erste Mal, warum ich mich heute so beeilt hatte….. Ist der Mensch nicht ungerecht? Ich sollte froh sein, es geschafft zu haben, war ich auch – naja ein bisschen. Um 19:30 Uhr bekam ich dann das Zeichen, die Straße hinaufzufahren und mich im Hafen einzufinden. Da Stand ich nun um 19:35 Uhr vor der Zollstation und wartete.
Der ganze Zollprozeß (ich war ja nicht allen) dauerte dann bis 23:00 Uhr !!!!! und verlief recht unorganisiert. Mit mir zusammen waren wir vielleicht 30 Personen und 20 Pkw, teilweise Autohändler.
Ich wurde in Georgien äußerst zuvorkommend behandelt, ich musste im Gegensatz zu allen Anderen nichts auspacken und ich war in 3 Minuten durch die Passkontrolle. Der Haken war nur, erst wenn alle durch waren, durften wir aufs Schiff. Gegen 23:00 Uhr war es dann soweit, ich durfte mit der Gummikuh aufs Schiff, die Vertauung übernahm ein netter Matrose und ich schleppte meine Sachen über steile Aufgänge bis zur Rezeption. Von dort war es dann nicht mehr weit zu meiner A1 Kabine.
Alles 👌 und für mich allein, die Alternative wären 4er Stockbetten gewesen. Ich pellte mich aus meinen klatschnassen Motorradsachen – stinke ich so? – und nahm erst einmal eine Dusche. Kurze SMS in die Heimat, in der Bar ein großes Wasser ordern und das erste 🍻 seit zwei Wochen. Lecker 😋. Nachdem nun die Privaten alle an Bord gegangen waren, erfolge die Beladung der LKWs. Dies ging wesentlich schneller und so hoffte ich, dass wir dann pünktlich um 0:00 Uhr ablegen würden. Mit dieser Gewissheit ging ich zu Bett. Gute Nacht!