Der Flughafen von Tbilisi ist recht klein. Kommen mehr als 2 Maschinen gleichzeitig an, ist er schon überlastet. Bei unserer Ankunft waren es 5 Maschinen. In der Ankunftshalle vor dem Immigration Office war die Hölle los, ich denke wir hätten Stunden hier verbracht. In solch einer Situation muß man auch mal egoistisch sein. Am Rande stehend habe ich kurz das Absperrband gelöst und stand dann irgendwie, ich kann es mir nicht erklären, nur 20 Personen waren vor mir, direkt an einem “Passhäuschen” für “Eingeborene und Flugpersonal”. Dani meinte hierzu, das klappt nie, ich erwiderte: “Ist auch egal, dann stehen wir ganz hinten und da standen wir sowieso”. Was soll ich sagen, es klappte, Frechheit siegt und so waren wir nach immer noch mehr als einer Stunde Wartezeit um 16:00 in Georgien angekommen.
Im Chaos der Gepäckhalle fand ich nach einigem suchen unser Gepäck und O-Wunder, unser Fahrer wartete seit 2 Stunden auf uns. Nach einer wunderschönen und kurvenreichen Fahrt (1,5 Stunden, aber versorgt mit Wasser) durch den Vorkaukasus, kamen wir dann glücklich an unserem Weingut, dem Chateau Mosmieri (zu finden bei booking.com) an. Erst jetzt merkte ich, dass es Dani nicht gut geht. Zur Begrüßung fütterte Sie erst einmal ein Blumenbeet und musste sich etwas hinlegen. Im Plov-Olymp ist ihr wahrscheinlich ein böser Geist begegnet. Den Rest des Abends verbrachten wir auf dem Weingut und gingen recht früh schlafen. Die Nacht war dann für Dani nicht gut. Montezuma schaute diesmal bei ihr vorbei.
11.9.
Ich schlief gut, meine Frau leidete. An diesem Morgen, haderte sie mit den Göttern. Für mich gab es ein opulentes Frühstück mit allem was man sich so denken kann, für meine Frau eher weniger. Nach dem Frühstück ging es an den Pool und wir erholten uns unterschiedlich von den Anstrengungen der letzten Tage. Mal schauen ob es heute Abend besser ist und wir eine Weinprobe wagen können.
Hier ein paar Bilder des wirklich sehr schönen Anwesens.
im Hintergrund der Kaukasus
hier habe ich mir meinen ersten Sonnenbrand auf unserer Reise geholt
12.9.
Irgendwann in der Nacht vom 11. auf den 12. trat bei einer Frau eine Verbesserung ein. Sie konnte endlich einschlafen und heute Morgen geht es ihr schon wesentlich besser. Wir können die Weiterfahrt nach Tiflis wagen. Etwas gegen 12:30 wartet das Taxi und der letzte Step unserer Reise kann beginnen. Wir haben noch 1,5 Tage Tbilisi vor uns.
13.9.
Unsere Ankunft gestern war recht unspektakulär. Wir waren kurz vor 15:00 angekommen. Unser süßes Boutique-Hotel liegt versteckt mitten in der Altstadt. Unser Zimmer ist nicht spektakulär, aber solide ausgestattet und sauber. Das Bad ist hingegen recht schön. Die Dusche hat, wie bei mir zuhause einen echten Kieselfußboden. Ein bisschen Heimat. Wenn wir aus dem Dachfenster schauen sehen wir den Präsidentenpalast und eine wirklich schöne Kirche.
Wie üblich haben Hotels dieser Kategorie eine Gemeinschaftsküche. Dahinter befindet sich der Balkon und jeden Abend spielt im benachbarten Hof jemand Piano.
Dani mußte sich von der Fahrt erholen und so gingen wir erst gegen 16:30 auf erste Erkundung. Wir liefen zur Friedensbrücke, schaute einige Kirchen von außen uns an und wählten eine einstündige Stadtrundfahrt mit dem Elektromobil. Um sich einen ersten Eindruck von der Innenstadt zu machen, keine schlechte Möglichkeit.
Gegen 20:00 gingen wir recht früh zu Bett. Wir waren erledigt!
Am nächsten Morgen (13.9.) ging es uns beiden bereits besser. Mein Mosmieri Sonnenbrand klingt bereits ab und es brennt nicht mehr so höllisch und bei Dani hatte die siebte und achte Imodium endlich zu einer Beruhigung geführt. So konnten wir den letzten richtigen Tag unseres Urlaubs nun auch in Tiflis genießen. Wir bummelten den ganzen Tag durch die Altstadt, schauten bei der ein oder anderen Kirche vorbei und fuhren mit der Sesselbahn auf den nahen Festungsberg.
Dort und davon gibt es leider kein Bild, sausten wir an Seilen befestigt über ein Tal. Im Reiseführer fand ich einen Hinweis auf die Thermalbäder hier in Tiflis. Klar, dass sollte unser Abschluß werden, wir haben uns deshalb im städtischen Bad einen private Bereich (sonst ist es nach Männlein und Weiblein getrennt) genommen. Bei Tee wurden wir erst einmal richtig eingeseift, durchgeknetet und abgerubbelt. Danach ging es in die einzelnen Thermalbecken. Es roch nach Schwefel und ich dachte sofort an Aachen. Das Wasser war in einem Becken glühend heiß, mein Bademeister goss es mir über den abklingenden Sonnenbrand. Ich habe noch jetzt Tränen in den Augen,wie schön können doch Abenteuer sein!
Danach aßen wir noch etwas und nun sitze ich auf besagtem Balkon und verfasse diese abschließenden Sätze. Neben mir steht ein Rotwein des besuchten Chateaus und dieser mundet so gut, wie dieser Urlaub schön war. Ende Teil 1-3; in einem Monat gehts weiter!
Nachspann:
Morgen geht es mit dem Taxi zum Flughafen. Mit Pegasus Airways fliegen wir über Antalya nach Düsseldorf. In der Türkei haben wir hierbei einen längeren Zwischenstopp und nutzen nochmals den Priority Pass, um in einer Lounge zu entspannen.
In den nächsten Tage pflege ich dann noch Einzelheiten zu den gebuchten Hotels, Apps und Koordinaten bei. Der Bundesbespitzelung haben wir selbstverständlich unsere Ankunft elektronisch angekündigt und selbstverständlich die Impfzertifikate elektronisch übertragen und am Mittwoch habe ich bereits einen Bürgertest um 7:45 in Aachen gebucht.
Im Oktober geht es dann hoffentlich weiter. Wir reisen unter dem Motto „one Night in Bangkok“
Nach einem „leckeren“ Frühstück mit Milchbrei, die Engländer sagen zu dieser Pampe Porridge, begannen wir zu packen. Zwischenzeitlich läuft dies schnell und routiniert ab. Ich hatten somit noch genügend Zeit, den örtlichen Barbier ein weiteres mal aufzusuchen. Nach solch einem körperlichen Einsatz und wir wissen ja nie, ob es an unserem Ziel etwas leckeres gibt, stand natürlich ein letzter Snack als Abschluß von Buchara auf unserer To Do Liste.
Dann holten wir unser Gepäck im Guesthouse ab und gingen zur Hauptstraße. An dieser Stelle einige Worte zum Verkehr in Usbekistan. Die Dichte an Taxen, privaten Taxen, Minibussen und Omnibussen ist immens. Geschätzt ist zumindest jeder zweite Autofahrer im Beförderungswesen tätig. Das erklärt zum Einen die richtig günstigen Preise und zum Anderen die sofortige Verfügbarkeit. Kurz an den Fahrbahnrand getreten, in Richtung der Autos geschaut, wir wurden von einen offensichtlich privaten PKW mit der Lichthupe angeblinkt, die Hand raus und schon steht ein Wagen vor einem. Wenn man nun in etwa die Preise kennt, stimmt man vorher die Rate ab und dann geht es los. Unsere Fahrt zum ca. 15 km entfernten Bahnhof kostete 35000 Som, ca. 3€.
So eine Fahrt macht durstig und kostet 5-10.000 Som, 40-90 Cent.
Dieses mal wollten wir den Afrosiob, den ICE von Tashkent ausprobieren. In der ersten Klasse düsten wir mit max. 240 km/h in 2 Stunden durch die Wüste nach Samarkand. Der Preis für diesen VIP Trip,90.000 Som p.P., ca. 7€. Reservierte Sitze, Klima, eine Bedienung wie im Flieger und alles top in Ordnung. Zugreisen in Usbekistan ist echt easy und empfehlenswert!
Gegen 17:30 erreichten wir pünktlich Samarkand und wurden von einem Fahrer unseres Hotels schon erwartet. Für 40.000 Som ging es dann in die Altstadt. Dieses kleine Hotel ist mein persönlicher Favorit. Schon bei meinem letzten Aufenthalt war ich dort zu Gast und fühlte mich von der ersten Minute wohl. So war es auch dieses mal. Nach einem herzlichen Empfang, dem üblichen Tee mit Melonen 🍉, bezogen wir als einzige Gäste unser Wunschzimmer und machten uns in der beginnenden Dämmerung auf den Weg zum Registan Platz.
In den folgenden 2 Tagen wollen wir soviel wie möglich sehen. Da die Temperaturen hier nur bei max 36 Grad liegen, sollte dies möglich sein. Auf dem Programm stehen, Registan Platz, das Mausoleum Gur Emir, das Mausoleum Ruhobod, die Bibixonim Moschee, Afrosiyob und der Shohizinda Grabkomplex.
Samarkand ist eng mit diesen Gebäuden und den dazu gehörenden drei Personen verbunden. Der große Sohn dieser Stadt war Amir Timur. Vom Kaliber eines Alexander der Große, errichtete er zu Lebzeiten ein „Weltreich“ von Istanbul über Moskau bis nach Indien inkl. dem heutigen Irak und Iran. Die oben genannten Gebäude wurden in seiner Regierungszeit begonnen oder maßgeblich erweitert. Sein Neffe, Ulug’bek vollendete diese Bautätigkeiten. Im oben erwähnten Grabkomplex, fand der engste Vertraute von Mohammed, sein Vetter Qussam ibn Abdallah-Mutalib, seine letzte Ruhestätte.
Thema Hygiene, hier ist alles recht sauber und wir hatten bisher keinerlei große gesundheitliche Probleme. Eine Möglichkeit zum Händewaschen findet sich überall und die Nutzung wird auch erwartet. Einzig die Kombination von Klimaanlage und kalten Hopfengetränken sorgt zumindest bei mir zu regelmäßigem Durchfall oder Sodbrennen. Wir werden heute eine Apotheke aufsuchen und Nachschub an Medikamenten bunkern. Wer solch eine Aktion im Ausland nicht ausschließt, der sollte tunlichst den Wirkstoffnamen seines Medikaments kennen. Mit Markennamen, z.B. Imodium oder Maloxan kommt man in der Regel nicht weiter.
7.9
Wir haben in dieser Zeit etliche Kilometer zurückgelegt. Allein die verschiedenen Farben beim Registan, morgens, mittags und abends sind faszinierend. Der gesamte Komplex ist gut erhalten und nach einem bescheidenen Eintritt von 40.000 Som, 3,20€ haben wir etliche Stunden auf dem Gelände verbracht. Ein Highlight hierbei war ein Konzert innerhalb des Gebäudes. Von „der Barbier von Sevilla“ bis zu regionalen Liedern war alles dabei.
Irgendwann musste ich meine Frau losreißen, wir wollten ja auch noch andere Flecken sehen!
Keine Reise ohne kleine Schwierigkeiten! Dass die Verdauung in dieser warmen Umgebung schon mal Kapriolen schlägt, ist wohl jedem klar. Leider werde ich schon mal übermütig. Vor zwei Jahren konnte ich an einem Softeisstand hier in Samarkand nicht nein sagen und hatte dann auf meinem weiteren Motorradtrip etliche Tage Montezumas Rache zu erleiden. Was soll ich sagen, ich konnte auch dieses mal nicht widerstehen… Das Ergebnis ist das Gleiche… Zum Glück hatte ich bei unserem Besuch in der Apotheke gleich auch noch eine Packung Loperamidhydrochlorid (Imodium) gebunkert und so hält sich der Spuck dieses mal sehr in Grenzen. Wesentlich stärker quält mich eine Blase unter meinem Fuß, es waren wohl ein paar Meterchen zu viel in Sandalen.
Meine geliebten Wanderstiefel weisen nach etlichen Jahren erste Zersetzungserscheinungen auf, ich will sie schonen um damit noch die Heimreise antreten zu können. So verbrachten ich die letzte Nacht mit pochendem Fuß und regelmäßigem Besuch der Örtlichkeit. Selber Schuld!
8.9.
Wir erlebten einen herzlichen Abschied von unserem Guesthouse und düsten gegen 6:50 mit einem privaten Taxi Richtung Bahnhof. Dieses mal sollte es ab 8:00 in der zweiten Klasse, in 3 1/2 Stunden nach Tashkent gehen. Dem Endpunkt unserer Reise in Usbekistan. Das Prozedere am Bahnhof ist uns mittlerweile sehr vertraut. Vor dem Betreten des umzäunten Bahnhofgeländes werden Pass und Ticket auf Übereinstimmung geprüft, dann geht es durch eine Sicherheitsschleuse (wie am Flughafen) und danach wird das Ticket nochmals geprüft und abgestempelt.
Unser Zug war wie immer pünktlich und die reservierten Sitze, auch in dieser Klasse, sehr gemütlich. Ich verschlief 90% unserer Reisezeit.
In der Hauptstadt angekommen, nahmen wir uns ein Taxi und waren recht schnell in unserer nobelsten Unterkunft.
Den Rest des Tages nutzen wir mit der Besichtigung von 3 U-Bahnstationen und dem zentralen Basar. Wer schon einmal in Moskau oder St. Petersburg in verschiedenen U-Bahn Stationen war, kann uns verstehen. Den Anderen helfen vielleicht diese Bilder.
Auf dem Weg zum Wochenmarkt machten dann meine Stiefel schlapp. Eine abgebrochene Sohle läßt sich nicht mehr Reparieren. So besorge ich mir Sportschuhe auf dem Basar (was für ein Glück am richtigen Ort zu sein) und nahm Abschied von meinem treuen Begleiter (mehr als 15 Jahre im Gebrauch).
9.9.
Ein gemütliches und luxuriöses Zimmer scheint schon etwas mit gutem Schlaf zu tun zu haben! Wir schliefen hervorragend und genossen ein typisches, dieses mal reichhaltigeres, Frühstück.
Natürlich gab es hier nun Eierspeise, Tee, Kaffee und Weissbrot. Was es aber auch immer als Zugabe gibt, sind etliche Süßspeisen, beginnen wir bei Marshmallow, kandierten Früchten und Nüssen, süßem Gebäck und Bonbons in verschiedene Varianten und natürlich Obst.
Für den späten Nachmittag habe wir uns bereits den Spa Bereich des Hotels inkl. dem Pool reserviert, ich bin gespannt. Bevor wir nun noch etwas die Stadt erkunden wollen ein kleiner Blick von unserem Balkon.
Den Nachmittag verbrachten wir mit Sightseeing. Tashkent ist halt eine Großstadt. Beim Straßenwechsel mußten wir des öfteren acht Fahrbahnen überqueren. Hierbei zeigt sicht jedoch die freundliche Mentalität der Menschen. Die Autofahrer setzten die Warnblinkleuchte an und bremsten und das nicht nur bei uns. Das ist hier anscheinend üblich. Es kann natürlich auch daran liegen, dass der Anteil von allseits anwesenden Ordnungskräften überproportional hoch erscheint! In der U-Bahn erlebten wir ein ähnliches Phänomen, uns wurde immer ein Sitzplatz angeboten.
Aber zurück zum Sightseeing. Hier gibt es mehr aktuelle Architektur zu bestaunen. Die Moscheen, sind bis auf wenige Ausnahmen recht neu und die alten können wenig mit z.B.denen in Xiva konkurrieren. Wir haben uns deshalb mehr auf die moderne und die leiblichen Genüsse konzentriert.
Hauptsächlich wollten wir das ultimative Plov-Universum finden. Den Tempel, wo dieses Nationalgericht zelebriert und verkostet wird. Wir hatten da auch so unsere Idee. Der Reiseführer nannte das “Plov-Kaffee” als die ideale Adresse. Wir also einen privaten Taxifahrer angehalten und ihn entsprechend instruiert. Es zeigte sich dann schnell, dass dieses unsere Wünsche verstand, nur über den Ort gab es Uneinigkeit. Wir fuhren los und ich konnte dank MapsMe die Strecke recht gut nachvollziehen. Alles lief prima, wir waren auf dem richtigen Weg. Kurz vor dem Ziel bog der Fahrer jedoch falsch ab, meine gestikulierten Einwände ignorierte er. So ging es bis an den Stadtrand. Wir hatten kapituliert und überlegten uns schon wie wir den Rückweg gestalten sollten. Dann plötzlich hielt er unmittelbar am riesigen Funkturm der Stadt an. Wenigsten noch ein schönes Bild, dachte ich so bei mir.
Dann sah ich es! Das ultimative Restaurant, riesig, über 200 Tische, mehrere traditionelle Plov-Kessel, es dampfte überall und es war mächtig was los. Unser Fahrer hatte unsere geheimsten Träume erkannt, kassierte 15.000 Som (1,5€) plus Bonus und entließ uns ins Paradies.
Hier wird ausschließlich Plov (ein Reisgericht, wer mehr erfahren will soll googeln) frisch zubereitet. Wir mussten ca. 15 Minuten warten, bis wieder eine Portion fertig war. Der Andrang war riesig und dementsprechend hat es auch geschmeckt. Danke, du unbekannter Taxifahrer.
Abends ging es dann in unser privat reserviertes Hotelbad. Bei Sauna, Dampfsauna und kaltem Pool entspannten wir.
Am späten Abend erreichte uns dann noch eine Mail, unser Flug am nächsten Morgen um 7:40 wurde gecancelt und auf 14:40 verschoben. Einerseits prima, wir können ausschlafen, andererseits verlieren wir so in Georgien Zeit und es bleibt die Unsicherheit, ob unser Anschluß / Taxiservice nun klappen wird. Es bleibt spannend.
10.9.
Wie zu erwarten, war unsere letzte Nacht in Tashkent unspektakulär aber ruhig und erholsam. Gegen 8:00 ging der Wecker und um 10:00 verließen wir das Hotel. Der Weg zur nächsten Hauptstraße betrug nur wenige Meter und so standen wir am Straßenrand und signalisierten den vorbeifahrenden Autofahrern, daß wir ein privates Taxi brauchen. Es dauerte keine 2 Minuten und jemand stoppe. Kurze Preisverhandlung und es ging ab zum 15km entfernten Flughafen. Wie bei den Bahnhöfen, erfolgte auch dort eine Pass- und Gepäckkontrolle bevor man das Gebäude betreten darf. Der Flugschalter von Usbekistan Airways war bereits geöffnet und wir reiten uns in die kurze Schlage ein. Hier wurde dann endlich einmal unser Impfzertifikat und die nötige Voranmeldung für Georgien gründlichst geprüft. Nach 5 Minuten!!! war alles erledigt und wir hielten unsere Tickets in Händen. Georgien wir kommen!
Über den Flug lässt sich nicht viel sagen, wir saßen am Notausgang und hatten reichlich Platz. Die Verpflegung war für einen 130€ Flug mehr als großzügig, UZ-Air ist ein Geheimtipp! Nach 3,5 Stunden landeten wir ohne Zwischenfälle in Tbilisi (Tiflis) und dort wurde es kurzfristig nochmals spannend.
Nachts – 1:50 – normale Menschen liegen bereits seit Stunden in der Koje. Wir treiben uns bis zur letzten Sekunde in der Lounge herum. Unter den letzten Passagiere gehen wir zum Gate und checken ein. Die Boing 777 der Aeroflot ist bereits gut gefüllt. Unsere Plätze liegen am Notausgang des Flügels und haben massig Platz. Jetzt bin ich froh, dass das mit dem Upgrade zur Comfortklasse nicht geklappt hat. Mehr Platz geht nicht, es fehlt nur der Fußhocker! So gut sitzend verschlafen wir fast den ganzen Flug, ok, es lag sicher auch am reichlichen Genuß von Flüssigkeiten. Erst als die Flugbegleiter Formulare verteilten wurden wir nach ca. 3 1/2 Stunden geweckt. Dank der Google Übersetzung konnten wir den Russisch / Usbekischen Text identifizieren. Wir sollten uns hierin verpflichten, in Quarantäne zu gehen. Selbstverständlich haben wir das nicht unterschrieben. Wir haben doch schließlich einen PCR Test!
Nach der Landung in Tashkent bot sich uns ein ungewöhnliches Schauspiel. Noch vor der Passkontrolle lag ein langer Schalter. Dahinter, durch eine Scheibe mit kleinen Durchreichen getrennt, standen 3 Personen die wild stempelten. Ich also in den Rummel, an allen vorbeigedrängt und den langen Arm mit unseren Zertifikaten wedelnd durch die Anreiche gestreckt. Siehe da, Unverschämtheit hilft, mir wird der Zettel entrissen, ungeprüft bestempelt (2 Sekunden) und zurückgereicht. Das war die Kontrolle zu Covid-19. Ich erspare mir hier jegliche weitere Kommentierung und verweise auf Russland. Die eigentliche Passkontrolle 🛂 interessierte das abgestempelte Formular überhaupt nicht und so sind wir nach weiteren 20 Minuten in Usbekistan. Schnell die Rucksäcke am Band abgeholt, durch den Zoll und draußen wartet bereits unser Fahrdienst zum Hotel. Nach einer kurzen Fahrt betreten wir glücklich unser Hotelzimmer, gehen frühstücken und liegen ab 8:00 in einem herrlichen klimatisierten Zimmer.
Ab 13:00 erkundeten wir die nähere Umgebung. Ich hatte zwar geplant, dass wir uns etwas mehr von Tashkent anschauen, ab der Flug steckt uns doch mehr in den Knochen und bei ca. 38 Grad ist der Nordeuropäer nicht ganz so agil. So erkundeten wir nur den Weg zum Südbahnhof (Tashkent-Xiva) und stärkten unser leibliches Wohl mit leckeren „Somsa“, dass sind mit Fleisch und Brühe gefüllte Teigtaschen.
Gegen 19:00 verließen wir unser Airport Hotel und machten uns auf zum ca. 3km entfernten Südbahnhof. Es dämmerte bereits und die Temperatur wurde langsam erträglich. Als wir gegen 20:00 am Bahnhof ankamen mussten wir nur noch durch die Sicherheitskontrolle (Pass, Ticket und Gepäckdurchleuchtung) und standen danach vor einem modernen, sauberen Bahnhofsgebäude. Solche Maßnahmen würde ich mir auch für D wünschen, dann sähen unsere Bahnhöfe nicht so „versifft“ aus. Da unser Nachtzug ab hier eingesetzt wird, stand er schon auf dem Gleis und wir konnten recht zügig, das heißt, nachdem wir dem Wagonschaffner unsere Ticket gezeigt hatten, unser Zugabteil betreten. Die frische, eingepackte Bettwäsche nebst Handtuch lag bereits bereit und so sah dann nach einigen Minuten unser Abteil wie folgt aus.
Nachdem fahrende Händler und Zugpersonal uns mit den nötigen Flüssigkeiten versorgt hatten, dauerte es nicht lange und gleichmäßige Atemtöne drangen aus unserem Abteil. Wir schliefen herrlich und zumindest ich träumte vom Orientexpress und dass für 40€ pro Person. (App Uz Railway, erlaubt Buchung, Bezahlung, Ticketdruck und Stornomöglichkeit bereits von D aus).
30.8.
Wir hatten während der Zugfahrt das Abteilfenster geöffnet und so wurde ich gegen 8:00 von leichtem Sandflug geweckt. Die Wüste schickte uns ein leichtes Hallo ins Abteil.
Nach der Morgentoilette (diese Örtlichkeiten sehen anscheinend überall gleich ungemütlich aus) verbrachten wir die restliche Zeit mit „Wüste gucken“. Kurz vor Xiva ändert sich die Landschaft und die Oase begrüßte uns mit grünen Baumwollfeldern.
Vom Bahnhof bis zu unserer Unterkunft sind es etwas 1,5 km und so trotten wir bei 40 Grad aber sehr trockener Luft los. Das was wir bisher sehen ist recht menschenleer. Kein Tourist weit und breit. Dafür sehr viel Betrieb bei den Einheimischen, die Stadt putzt sich gerade heraus.
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Stadtmauer vom historischen Kern
Unsere Pension liegt zentral und günstig zu den Sehenswürdigkeiten, wir werden bereits erwartet, duschen schnell und ab gehts zur Besichtigung.
in dieser Straße liegt rechts, hinter Büschen, unser Guesthouse Buchung über Booking.com möglich, empfehlenswert Frühstück am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen
Zuerst kaufen wir ein Zweitagesticket (inkl. Museen, p.P. 100.000 Som ca. 8€) und dann öffnete sich für uns das Tor zu 1001 Nacht. Nein, wir haben Sindbad oder Aladin nicht gesehen, aber die Möglichkeit bestand zu jeder Zeit!
Blick vom höchsten Turm der StadtDas war im Mittelalter eine Herberge
Winterpalais des Kalifen, wenn es zu kalt wurde, ging’s in die Jurte
….sonst saß er hier
Abend ging es dann in ein mir bekanntes Restaurant und hier gab es Schaschlik, meine Augen waren größer als der Magen.
1/2 Liter eiskaltes Bier, 5000 Som, 40 Cent. Es blieb nie bei einem Gläschen Wir beginnen mit Salätchen und mittelgroßen Kebabspießen. die sehen nicht nur so aus, die waren riesig. Rind und Huhn
31.8.
Tagsüber erreichen die Temperaturen über 40 Grad, nachts fällt das Thermometer bis an die 10 Grad Grenze. Mit offenem Fenster schläft es sich herrlich und so starten wir ausgeruht in den 2. Tag. Altstadt und ein Besuch beim Barbier stehen auf der Wunschliste. Abends besuchen wir ausserhalb der Stadt ein gemütliches Gastro und schlendern danach durch eine erleuchtete Altstadt.
Rasur für 12000 Som, 95 Cent. Das Trinkgeld 10.000
Vor einer Bank, wartet man auf einer Bank. Wir beim WechselgeschäftÄußeres Stadttor
es wird noch leerer, die Einheimischen gehen nach Hause
Blick in den Nachthimmel, Vordergrund Gräber, dahinter ein Mausoleum
1.9.
Die Wetterprognosen für heute und morgen gehen weiterhin in Richtung Backofen. Wir werden wahrscheinlich die 40 Grad überschreiten und die Nächte werden mit 19 Grad spürbar wärmer.
So ist für heute ein gemächlicher Tagesablauf angesagt. Wir erkunden die nähere Umgebung, machen öfters Rast und tanken Flüssigkeiten (Wasser, Cola und Saft). Auf unserem Weg liegen der Sommer- und Winterpalast der letzten Herrscher (vor der Sovietzeit) und ein Mausoleum eines islamischen Würdenträgers. Alles Orte, die in jedem Reiseführer zu Xiva stehen. Ich erspare mir deshalb Einzelheiten. Nachmittags erreichen wir eine Ausfallstraße und an derem Ende, d.h. Stadtausgang finden wir einen kleinen Basar, wo wir uns mit vielerlei Nüssen, Trockenobst, Süßgebäck und Trauben eindecken. Abends sitzen wir in unserem bekannten Restaurant und essen Schaschlik.
überall quillt reines Süßwasser aus dem Boden, hier wird es gesammeltMittagszeit, kein Mensch auf der StraßeMausoleum von Said Moxi Ruy Saaxon, Familiengrabstätte der Khaneanderer Blickwinkel, direkt am Haupteingang
Vor den Gräbern und immer mit Aufsicht
Eines der vier identischen äußeren Stadttoreentweder Khiva oder Xiva und es gibt noch mehr Schreibweisenunser Beutezug inkl. echter usbekischer Fellkappeder kluge Käufer kauft beim Erzeuger, nicht in der Altstadt 🙂so lecker! Rind, Huhn, kleiner Lammspieß und Nudeln mit Soßen. 170.000 Som
2.9.
Heute nehmen wir den Nachtzug nach Buchara. Wenn alles klappt sitzen wir ab 16:00 in unserem bekannten Abteil und rattern in die Wüste / Nacht. Gegen 00:15 sollten wir ankommen und wenn alles klappt, holt das Guesthouse uns am Bahnhof ab. Für den Notfall habe ich aber auch die GPS Koordinaten in MapsMe gespeichert. Eine klare Empfehlung für diese Android Offline App. Gegen 12:00 werden wir unsere bisherige Unterkunft verlassen. Ich denke, eine Rasur gönne ich mir noch und dann suchen wir uns ein schattiges Plätzchen und dösen, mit einem kalten Bier 🍻, in den Tag hinein.
3.9.
Pünktlich erreichten wir Buxhara (eine von vielen Schreibweisen). Unser Shuttleservice ließ uns 10 Minuten warten, danach trafen wir unseren Fahrer und es ging schnurstracks in die Stadt. Nach einem kurzen Smalltalk lang wir gegen 1:30 friedlich in unseren Betten. Ab 10:00 erkundeten wir die Stadt. Hier ist alles etwas weitläufiger und die Moscheen und Gelehrtenschulen noch pompöser als in Xiva. Was bleibt sind die Temperaturen. Das Thermometer steigt ab 10:00 gnadenlos in Richtung 40 Grad. Übrigens im Winter fallen hier die Temperaturen auf bis zu -25 Grad. Überall werden wir sehr freundlich und zurückhaltend begrüßt. Kein Händler der einem etwas aufschwatzen will. Dies ist umso erstaunlicher, als auch hier nur wenige Touristen anwesend sind. Man fragt uns des öfteren, wann wir glauben, dass wieder mehr kommen, unsere Antwort darauf ist immer gleich, wir wissen es nicht. An den teils betroffenen Gesichtern sieht man, wie schlimm es ist. Seit 2 Jahren sind wir z.B. die ersten Gäste in unserem sehr schönen und freundlichen Guesthouse.
In den nächsten zwei Tagen erkunden wir die Innenstadt, essen Plov (Reisgericht) bei einer privaten Familie und schauen kurz bei einer Hochzeit vorbei. Natürlich nutze ich die Gelegenheit und gehe wieder zum Barbier. Wir finden ein einfaches Restaurant und essen lecker Hühnchen mit „Pilz“ und Vodka. In einem Einkaufszentrum genehmigen wir uns einen Burger und besorgen uns die ersten Souvenirs. So vergehen 2 Tage.
Medrese, Koranschule keine Moschee
Hauptmoschee von Buchara, Gebetszeit, der Vorplatz ist vollder Turm ist aus dem 12. Jahrhundert, bei Tag und Nacht
pp
Ein alter Mann sprach uns an, wir nahmen an und speisten in einem 200 J. altem Haus, PlovHinterhoffund, leckeres Hünchen, Salat und Bier für 77000 Som, 6€wenn das Gretel sieht, Plastikbecher und Strohhalm, Friday for Future unbekanntGleich ist der Bart ab, kosten 12000, ich gab 30000, 10000 gab es zurück Stiftung einer Koranschule für seine 4 Töchter, jeder Turm ist etwas anders
Unser erster und letzter Blick auf den Marktplatz
Morgen, am 5.9. haben wir noch einen 1/2 Tag. Ab ca. 13:00 müssen wir Richtung Bahnhof. Dann geht es mit dem Taschkent ICE 🚅 mit 250 km/h ins benachbarte Samarkand. Wir sind gespannt.
„Reisen ist, wie beim Gärtnern auf die Harke zu treten – Man spürt, daß man lebt.“
Ich habe dieses Zitat vor Jahren irgendwo gelesen und ich muß sagen, nie war es so treffend wie zur jetzigen Zeit. Nach mehr als 1 Jahr Lockdown, müssen wir einfach raus. Bereits vor 6 Monaten hatte ich diese Reise 🧳 rudimentär geplant. Nun ist sie ganz anders geworden, aber ich hoffe, es „passt schon“.
Am 19.08.21 geht es los.
Zuerst mit der Bimmelbahn nach Düsseldorf. Dort übernachten wir, ca. 400 Meter vom HB in einem Leonardo Hotel 🏨. Am nächsten Morgen startet dann unser Lufthansa ICE, 1. Klasse Richtung Frankfurt Flughafen. Wir können dort direkt am Bahnhof 🚉 einchecken, das heißt wir müssen nicht erst die langen Korridore bis zum Flughafen Hauptgebäude mit unseren Rücksäcken zurücklegen, sondern werden sie bereits früher los. Hört sich in der Theorie recht praktisch an. Ich werde berichten!
20.08.
Lufthansa Flug nach Moskau (DME)
Der Wecker nervte heute um 4:45. Der Fußweg war nur kurz und so waren wir pünktlich um 6:19 am entsprechenden Bahngleis. Zum Glück gab es heute keine Warnstreiks und so düsten wir komfortabel Richtung Frankfurt Fernbahnhof.
In der Theorie sollten wir dann bereits dort einchecken können – aber merke: Reiserucksäcke sind für die DB Sportgeräte und können nicht komfortabel aufgegeben werden. So mußten wir halt noch etwas weiter laufen, ist halt gut gegen Flugtrombose. Nachdem wir dann problemlos unsere Tickets erhalten hatten ging es noch schnell in eine Lounge.
Wir nutzen die verbleibende Zeit bestmöglich (Prost) aus und waren dank fast Lane schnell in unserer kleinen A320 Neo. Beim Boarden wurden wir zum zweiten mal gründlich auf Einhaltung der russischen Einreiseregeln überprüft. Ist das Visum dabei, liegt der Covid PCR Test in russisch vor, ist die besondere russische Corona Erklärung auch richtig ausgefüllt? Ja, das war es und im Flugzeug wurden wir dann nochmals auf das korrekte Ausfüllen dieser Erklärung durch die netten Flugbegleiter hingewiesen. Nach diesen Formalien genossen wir den Flug bei reichlich Sekt und sehr gutem Essen. Pardon, ich vergaß vorher zu photographieren.
Die Kontrollen in Moskau waren etwas zeitaufwendig, d.h. Es dauerte etwas bis wir an der Reihe waren. Der eigentliche Prozeß war nach gefühlten 5 Minuten erledigt. Hinter den Einreisebeamten erfolgte dann die angekündigte Covid Kontrolle und wie sah die aus? Wir mußten nur das Formular einer gelangweilten Matroschka in die Hand drücken. Ob wir einen PCR Test haben, ob dieser positiv oder negativ ist, was interessiert das einen Russen? Selbstverständlich tragen max. 10% der Reisenden am Flughafen eine Maske und ich war ehrlich froh, sie endlich ablegen zu dürfen.
Jetzt schnell Geld tauschen, Telefonkarten besorgen (1 Std. Gesprächszeit nach D für Dani und 15 Tage unlimited Internet für mich) und schwups sind die ersten 3500 Rubelchen weg. (80RUB=1€)
Wir sind nun im Inland (13:00) und mußten für einen Inlandflug nach Norilsk einchecken. Das war nicht ganz einfach. Norilsk ist die nördlichste Großstadt dieser Erde, trägt dazu den Titel dreckigste Stadt von 🇷🇺 und ist normal für Ausländer nicht zugänglich. Wir hatten aber dank unseres hervorragenden Reisebüros ein Permit. Unser Problem war es, das dies Aufwendig war und niemand Lust am Flugschalter hatte, einige Telefonate zu führen, um die Rückbestätigung der Echtheit zu erhalten. Es war etwas „Überredungskunst“ am Serviceschalter von NordStar Airline nötig und dann klappte es. Nach dem Check-In suchten wir die Business Hall auf und lassen es uns gut gehen. Unser Weiterflug startet gegen 22:40 und am nächsten Tag, sollten wir dann gegen 7:00 in Norilsk ankommen. Hoffentlich wartet unser Fahrer auf uns!
21.08.
Der Flug verlief problemlos und startete mit einem grandiosen Blick auf das nächtliche Moskau. Nach einem kleinen Happen, etwas Tomatensaft und Wasser, versuchten wir beide zu schlafen und so verging die Zeit recht schnell. Überflüssig zu sagen, nur wir trugen eine Maske, die beiden Alien aus „Nimetzki“ 🇩🇪. Pünktlich gegen 7:00 landete unser Maschine und ich wurde so spät wach, dass ich nur noch ein paar Blicke aus dem Fenster der sich im Anflug befindenden Maschine werfen konnte. Tundra weit und breit. Keine Bäume nur Gras, Sträucher und viele Tümpel. Wir waren offensichtlich die einzigen Fremden im Flugzeug. An der Sicherheitskontrolle erwartete man uns bereits und hier trug nun jeder unserer Mitreisenden auf einmal eine Maske. Pass und Permit wurden gründlichst begutachtet und kopiert. Dann kam noch ein Sicherheitsbeamter und von der Kopie einer Kopie wurde nochmals eine Kopie erstellt. Es lebe die Bürokratie! In Preußen wurde sie erfunden, aber in Russland offensichtlich perfektioniert. Als wir dachten es ist geschafft, kam ein Dritter hinzu, kassierte unsere Pässe und wies uns den Weg ins Obergeschoss in eine Polizeistation. Das Gefühl hinter geschlossenen Polizeitüren, Blick auf einen Bildschirm mit Fingerabdrücken und Ermittlungsakten und einem mürrischem Beamten ist etwas besonderes…. normalerweise würde ich meckern, aber in Russland gibt es Situationen, wo das nichts bringt oder wie Dani sagte „Du wolltest ein Abenteuer, dann genieße es auch…;-)“
Was wir hier sollten, ich weiss es nicht, doch halt, vielleicht lag es daran, dass eine vierte Kopie erstellt werden sollte. Auf jeden Fall dauerte es danach nicht mehr lange und wir wurden entlassen. Es kann aber auch an meiner bewährten Strategie liegen, die Russen mit Englisch zu konfrontieren. Hier am Ende der Welt spricht kein Beamter Englisch und dann ist es dem Russen einfach peinlich, bzw. es findet sich keine Möglichkeit den Anderen zu schikanieren.
Also den Weg zurück in den Sicherheitsbereich, zum Packband und da lagen bereits unsere Rucksäcke. Nach einem kurzen Scheck der Tickets durften wir dann endlich den Sicherheitsbereich verlassen.
Leider hielten wir dann nach unserem Fahrer vergeblich Ausschau. Nach einem klärenden Telefonat wußten wir Bescheid. Er wartet draußen und so fügte sich alles zu unserem Wohlgefallen. Die Autofahrt von Norilsk nach Dudinka dauerte ca. 50 Minuten, die Straße war recht „wellig“ und wir wurden ordentlich durchgeschüttelt. Am Fähranleger angekommen, konnten wir unser Gepäck sicher deponieren. Danach brachte der Fahrer uns noch in die nahe gelegene (3km) Innenstadt. Vor einem Kaffee setzte er uns ab und so hieß es nun für uns die nächsten 9 Stunden noch totzuschlagen.
Im Winter schauen die manchmal vorbei
Nach einem leckeren Frühstück in der Kaffeebar erkundeten wir den Stadtkern.
Hier gibt es nicht viel nennenswertes. Eine trostlose Arbeiterstadt. Leider spielte das Wetter auch nicht mit (regnerisch bei 14 Grad). Einzig der Besuch eines stylischen Restaurants zur Mittagszeit
Unser kleine Pizza und Sushi Bude
und der Besuch des Naturkundemuseums lockerten unser Wanderung durch diese Stadt auf. Wir waren hundemüde und gegen 17:00, es regnete zwischenzeitlich durchgehend, zog uns ein Bushäuschen magisch an. Die Sitzbank war lang und so schliefen wir für eine Stunde ein. So ein Stündchen kann recht belebend wirken! Danach suchten wir unser bekanntes Kaffee auf, genossen ein typisches russisches Menue bestehend aus Bortsch, Soljanka, gefüllten Paprika und Hühnchen mit Kartoffeln. Wir waren gestärkt und ausgeruht für den Weg zum Bootsanleger. Gegen 21:00 (da sollt das Schiff ankommen) waren wir auch dort, vom Schiff fehlte zu diesem Zeitpunkt aber jede Spur. Es sollte sich zeigen, dass es mit 1 1/2 Std Verspätung gegen 22:30 ankommen sollte. Der Zugang zum überdachten Anlagedock war mit einem roten „Zutritt verboten“ Schild abgesichert. Und niemand wagte sich an dem Schild vorbei – auch wir nicht. Dies wurde von einer Katze und einer älteren Dame hinter einem Vorhang eines Büros überwacht. Aber dann – ein anderer Mitarbeiter zeigte Erbarmen und machte – nur für uns – den Weg frei. Wir warteten alsdann warm und trocken in der Ankunftshalle, der Rest durfte draußen bleiben.
Als das Schiff denn endlich festgemachte hatte, die Passagiere und die Fracht abgeladen waren, wurden wir zu unserer Kabine gebracht. Die altbekannte, urgemütliche 1. Klasse (Stand Russland der 60er) Unterkunft erwarte uns und es dauerte nicht lange, da ertönten sehr gleichmäßige Atemgeräusche aus dieser Kabine. Wir sind angekommen.
22.09. Beginn der Bordzeit
Auf dem Postschiff! Wie Tote schiefen wir, als um 6:00 der Wecker ging wurde dies ignoriert und die ersten Lebenszeichen zeigten sich erst gegen 8:00 🕗.
Unser Kabine erinnert an ein Zugabteil des Orientexpress aus den 60er. Zwei Sofas, die als Bett genutzt werden, ein Tisch quer zum Fenster, ein Kleiderschrank und ein Waschbecken. Toilette und Duschen befinden sich auf dem Gang. Alles ist gepflegt und blitzsauber. (Da ich diese Zeilen mit Verspätung schreibe, sei noch erwähnt, das rund um die Uhr gesaugt und geputzt wird. Selbst um 2 Uhr Nachts werden die Toiletten gesäubert).
Wir genießen nun die Fahrt. Die nächsten Tage dienen der Erholung. Lecker Frühstück, Mittagessen und Abends auch noch ein Happen. Alles Hausmannskost (landestypisch) und angenehm preiswert. Beispiele gefällig? Flasche Bier 1€, das Frühstück mit Pfannkuchen, Speck und Ei, 2 belegte Sandwich mit Schinken und Ei, dazu Tee für zusammen 7€ (für zwei!!). Mittags und abends zahlen wir durchschnittlich 14€. Wir sitzen viel im Zimmer und schauen 👀 raus, laufen über Deck oder sitzen an Deck und versuchen diese Weite der Taiga zu erfassen. Das Ufer ist stellenweise fast aus der Sichtweite, so mächtig ist der Jenneseij. Jenseits des Ufers plattes Land und endlose Wälder. Man schläft ein und nach dem Aufwachen gibt es keine Veränderung. Wasser und Wald. Nach dem ersten Tag wird das Wetter merklich milder und es hört auf zu regnen. Am zweiten Tag hält man es an Deck bereits länger aus, Wind und Temperaturen werden angenehmer. In den nächsten Tagen sollte die Temperatur bis auf 28 Grad ansteigen. Wir können für den Rest unserer Reise die warmen Sachen im Rucksack verstauen. Es folgen nun Bilder
Kleiner Happen aus dem Bordkiosk. Teigtasche (warm oder kalt) mit Kartoffelfüllung2. Deck, vor unserer Kajüte, das Schiff ist recht leerHop on Hop off, wenn das Ufer zu Flach ist, erfolgt der Zustieg per BootTäglich werden wir mit lokalen Nahrungsmittel versorgtEine kleine Ortschaft
26.08.
Vorweg, danke für die Geburtstagsgrüße!
Die Tage plätschern so dahin. Entspannung pur. Es wird von Tag zu Tag wärmer, wir hatten bisher keinen Regentag und so genießen wir tagsüber die frische „Seeluft“. Stellenweise kommt es uns wie auf einem großen See vor. Das Ufer rückt in weite Ferne. Dann plötzlich rücken die Ufer recht nah beisammen und steile Klippen säumen unseren Weg. Hier und da sehen wir einsame Siedlungen und manchmal, machen wir dort einen kleinen Stop. Während Passagiere zusteigen oder Waren verladen werden, bleiben meistens 10 Minuten für einen Beutezug bei den Einheimischen. In windeseile werden bei unserer Ankunft Tische aufgestellt und es gibt einiges zu kaufen. Hauptsächlich das, was die Natur an dieser Stelle bereit hält: Erd-, Him- oder Blaubeeren und natürlich auch andere Leckereien. Wir kaufen, was unsere Mitreisenden erwerben. Die können sich doch nicht irren!
Lecker 😋
Geräucherter Fisch mit Himbeeren, unser erster LandgangWir wurden mutiger, warme Frikadellen und zum Nachtisch Blau- HimbeerenLandungssteg und dahinter die Verkaufstische, man erwartet uns bereits
So langsam näheren wir uns der ersten größeren Ansiedlung. Jenneseij, der aufmerksame Leser eines alten Blogs wird sich vielleicht erinnern. Das ist die Ortschaft, von wo wir bereits einmal einen Kurztrip mit dieser Schiffslinie gemacht haben. Bis Krasnoyarsk sind es noch 1 1/2 Tage. Kurz etwas zu Covid-19. Hier auf dem Schiff kümmert das Thema offensichtlich niemanden. Ich bin gespannt, wie unser PCR Test in Moskau ausfallen wird.
Aber soweit ist es noch lange nicht und so genießen wir unsere Bordzeit.
24.8 Rückblickend wollte ich noch meine Geburtstagsfeier – wohl mehr ein Menü mit etwas flüssiger Unterstützung – posten. Es fing morgens deftig an und endete abends. Leider feierte an diesem Tag auch ein russischer Großkopf (er mit 2 Bodyguards) und ab 22:30 wurde es uns zu ungemütlich und so kam ich nicht mehr zum Wodka, es wurde dann halt ein Schlummertrunk aus meinem Whiskyflachmann. Allerdings weiss ich jetzt, dass es auf dem Schiff auch eine Präsidentenkabine mit Doppelbett und eigener Dusche gibt, vielleicht machen wir die Reise ja nochmal 😉
warmer Toast mit Schinken, Käse und Majo lecker Schnitzel, Kräuter, Pilze und KäseSalätche mit Huhn und ein bisschen Grünzeugeingelegte Rohkost
27.08.
Der letzte Tag unserer Schiffsreise brach mit Liegezeit an. In der Nacht zog Nebel auf und das Schiff 🚢 machte mitten im Fluß fest. Es dauerte bis 10:30 bis der Kapitän sich zur Weiterfahrt entschloss. Dadurch wird sich unsere heutige geplante Ankunft (20:00) in Krasnoyarsk entsprechend verzögern. Gut, daß wir ein Hotel gebucht haben und unser Weiterflug nach Moskau erst am Abend des Folgetags beginnt. So sind wir recht entspannt und genießen die morgendliche Stimmung.
Gegen 11:00 passieren wir die berühmten Stromschnellen, hier ist der Jenneseij extrem schmal und die Fahrrinne nur wenige Meter breit. Links und rechts des Schiffs kräuselt sich das Wasser. Wahrscheinlich ist das auch der Grund unseres Stops in der Nacht, man wollte diesen Teil der Passage nicht im Blindflug überwinden. Unser Schiffchen ist ja bereits mehr als 65 Jahre alt und bei so einer alten Dame sollte man recht vorsichtig sein 😆.
die Besatzung prūft die Wassertiefe und schaut nach Felsen
Seit einigen Tagen genießen wir den sibirischen Spätsommer. Der Himmel ist nur schwach bewölkt, die Sonne scheint fast durchgängig und die Temperaturen erreichen angenehme 25 Grad. Nachts fallen die Temperaturen Richtung 10 Grad und unsere Außenkajüte wird gut durchgelüftet.
Nach einem kleinen Mittagsschläfchen müssen wir langsam Packen. Irgendwie freue ich mich auf unser Hotel. Meine Koje, (das Sofabett) war leider 10 cm zu kurz, was mich nicht am Einschlafen hinderte – aber für etwas Rückenschmerzen am Morgen sorgte. Das nächste Mal melden wir uns wahrscheinlich vom Flughafen in Moskau. Dann haben wir bereits die eigenen Antigentests hinter uns und warten auf ein hoffentlich negatives Ergebnis des offiziellen PCR Tests. Hier sind wir guter Dinge, schließlich haben wir gut gegessen, viel frische Luft genossen, reichlich geschlafen und gründlichst mit Alkohol desinfiziert.
Läuft alles wie geplant, geht es dann weiter nach Usbekistan 🇺🇿. Abschließend noch ein Bild vom Bild, unser Schiff und die Route.
oben links ist Dudinka (Schiffchen) und der rote Name unten links steht für Krasnoyarsk. Der rote Querstrich ( mit dem langen roten Namen) kennzeichnet den Polarkreis. Der gestrichelte gelbe darüber den Beginn der Arktis. Das erklärt die Eisbären in Dudinka, zum Glück hatten wir Sommer.
28.08. unser letzter Tag in Russland bricht an
Erinnert sich noch jemand an den Nebel? Unsere Liegezeit vor den Stromschnellen war im Nachhinein betrachtet doch wesentlich länger, als ich es empfunden hatte. Eigentlich sollten wir am 27. um 20:00 anlegen und dann ganz gemütlich zum naheliegenden Hotel schlendern. Etwas Krasnojarsk genießen, um dann frühzeitig in ein richtiges Bett zu kriechen. Daraus wurde leider nichts. Unser Schiff kam erst gegen 5:30 morgens an. Mehr als 9 Stunden Verspätung! Dann war der Liegeplatz noch etwas anders und wir hatten Hektik beim Auffinden unseres Hotels. Gegen 6:00 lagen wir dann aber glücklich in einem schön klimatisierten Zimmer und ratzten bis 11:00 Uhr.
Ab 12:00 erkundeten wir die nähere Umgebung und machten uns langsam auf zum Airport.
unser Liegeplatz und unser Schiff
Dort gab es dann beim Check-In noch etwas Diskussionen betr. des PCR Tests. Zuerst hieß es, wir bräuchten einen Test, aber wir einigten uns dann darauf, dass dies ein Inlandsflug sei und wir erst in Moskau den Test machen müssten. Als wir endlich den Schalter verlassen, ist die Schlange hinter uns gewaltig. Zum Glück waren wir die Ersten!
die Grey Wall Lounge am Flughafen in Krasnojarsk, klein aber fein
Der Flug von Krasnojarsk nach Moskau verlief ereignislos. Wir saßen super an den Notausgängen und hatten reichlich Platz. Angekommen in Moskau buchten wir dann unsere PCR Tests. Das geht am Flughafen an vielen Stellen und der Ablauf ist recht fix. Wir bezahlten insgesamt 80€ und hatten die Ergebnisse in 1 Stunde. NEGATIV – Impfen hilft halt!
In 🇩🇪 hätten wir für diesen Service bis zu 500€ gezahlt. Danach erfolgte der Check in für den Flug nach Usbekistan 🇺🇿, Tashkent. Ich muß nicht erwähnen, dass es niemanden interessiert, ob wir einen gültigen PCR Test haben!
Nun sitzen gemütlich in der Malevitz Lounge am Flughafen und genießen ein leckeres Buffet inkl. Getränken. Während ich dies schreibe, schläft meine Frau bequem auf einer Couch.
Lounge mit Blick ins Gate
Unser erster Abschnitt neigt sich somit dem Ende entgegen und ich möchte noch einige „Thanks“ und Gedanken loswerden:
Wer solche eine Reise plant, dem empfehle ich die Dienstleistungen des Bremer Reisebüros von Fr. Knop. Die Dame ist nicht nur Autorin des Know How Reiseführers Transsibirische Eisenbahn, Sie versteht auch Ihren Job und hat einen tollen Servicepartner, Sputnik Reisen Krasnojarsk, der uns in Gestalt von Nadja (spricht deutsch) prima begleitete. Grundsätzlich empfiehlt sich immer eine russische SIM-Karte fürs Handy oder den iPad. Wir hatten beides, und zahlten „unlimited“ für 20 Tage, 3500 Rubel = 40€. Beim Thema Covid-19 machten wir in 🇷🇺 sehr eindeutige Erfahrungen. Dies mag einseitig in der Wahrnehmung sein, aber so haben wir es erlebt. Beim Thema Maskenpflicht und Tragen gibt es eine klare Tendenz. Die meisten tragen keine Maske, wenn eine getragen wird, bevorzugt der Russe die Mund oder Kinnversion. Die Nase 👃 muß frei im Wind stehen. Nur wenn ein Offizieller derart penetrant einem auf den Geist geht, wird überhaupt eine Maske getragen. Hierbei gibt es alle Versionen, von Strick bis Hightech ist alles dabei. Das Thema Covid scheint hier wenig zu interessieren. Wenn ich dies zu den hyperventilierenden Deutschen ins Verhältnis setze, ist der Unterschied gravierend. Wie sagte hierzu ein Russe zu mir: „ihr Deutschen habt Angst vor dem Leben“, eine interessante Ansicht! Zum Schluß noch etwas zum Thema leibliches Wohl und Erholung: Der „Priority Pass“ ist eine feine Sache.
Wie ich bereits geschrieben habe, bestand eine Möglichkeit, meine Reise doch noch wie geplant durchzuführen. Viele „wenn‘s“ und „aber“ mussten geklärt werden bzw. sich positiv erfüllen.
Es war für mich nie wirklich eine Option, die 🐮 dem ADAC zu übergeben. Das wäre nur die allerletzte Variante von vielen gewesen.
Ich bin unterwegs. Von Kamysjak ausgehend sind es ca. 100km bis zur russischen Grenze. Kasachstan 🇰🇿 ist nicht mehr fern. Hoffentlich bleibt der Reifen dicht und meine 🐮 läßt mich nicht im Stich.
Es klappte gut auf der unbefestigten Straße, zu gut, ich wurde unvorsichtig. Nach mehr als 30 Minuten Fahrt übersah ich ein größeres, tiefes Sandloch. Die Maschine schlingerte, ich schaffte es noch die Geschwindigkeit auf 25 km/h zu reduzieren aber letztlich verlor ich die Kontrolle und prallte schräg in eine Böschung. Der Aufprall und Sturz war unvermeidlich.
31.8. ca. 20:00, im Nirgendwo, Game Over.
Komisch, was einem in so einem Augenblick durch den Kopf geht. Bei mir war es, Scheiße, die 🐮, wie komme ich hier weg, wer hilft mir? Kein Gedanke ans eigene Befinden.
Zum Glück war ich nicht allein, kurz hinter mir folgte ein Minibus und ein kleiner Kasten-LKW. Die stoppen sofort und halfen mir auf. Sobald ich stand durchfuhr mich ein stechender Schmerz am linken Fuß. Nochmals Scheiße – vielleicht gebrochen. Aber ob der geneigte Leser das nun Glauben will oder nicht. Unter Schock stehend war mir das Scheiß egal. Was zählte waren die bereits oben formulierten Fragen. Die Jungs aus dem Minibus richteten die Maschine auf, der LKW Fahrer bot an, mich in die nächste Werkstatt, nach Astrachan zu bringen. Prima, da wollte ich sowieso hin. Ironie aus!
Ich war einfach nur froh, dass es helfende Hände gab, die meine Maschine, immerhin ca. 250kg anhoben und in den Laderaum des Klein-LKW schoben. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt nur humpeln. Man half mir ins Führerhaus und da merkte ich, dass der Fahrer mit seiner Frau unterwegs war. Sie hatte Platz gemacht und saß hinten. Wir fuhren los und als mein netter Fahrer merkte, dass ich Schmerzen hatte, durfte ich die Rücksitzbank mit seiner Frau tauschen. Hinten war es wesentlich bequemer, ich konnte mich legen, und die Stiefel ausziehen, was für eine Wohltat bei den Schmerzen im Fuß. Die nächsten Stunden verschlief ich, kurz wachte ich auf, wenn vorne im Radio der Muhezin rief. Die Beiden waren Gläubige. Irgendwann in der Nacht stoppten wir, Fahrer und Frau stiegen aus und ließen mich allein im Auto. Auf der Rücksitzbank gab es ein Kissen und Decken und so konnte ich getrost die Nacht dort verbringen. Mein Fuß schmerzte.
1.9.
Im Morgengrauen wurde ich automatisch wach und erst jetzt realisierte ich so recht, was passiert war und wie dumm ich mich verhalten hatte. Aber, so war mir auch klar, die Reise in der ursprünglich geplanten Abfolge war gestern gegen 20:00 zu Ende gegangen. Urplötzlich und nicht mehr zu korrigieren. Ich mußte umplanen. Aber zuerst mußte ich einmal aufstehen, mein Retter wartete außerhalb des Wagen und lud zum Frühstück ein. Doch wo waren wir eigentlich? Als ich Ausstieg bekam ich eine Vorstellung von den Lebensverhältnissen, in denen der brave Moslem lebte. Ein weites Schilffeld, mitten darin ein ausgedienter Schiffskontainer, als ein Zimmer Wohnung und daneben eine Holzhütte für seine zwei Kinder. Gerne hätte ich dieser Familie meine Gastgeschenke überreicht, aber ich kam nicht daran. Beim Verlassen des LKW mußte ich auftreten und mein Fuß meldete sich wieder schmerzhaft. Beim Tee, Brot, Gurken und einer Art Fäta Käse konnte ich dann erstmals einen Blick auf das schmerzende Teil am Ende meines Beins werfen. Geschwollen und am Knöchel in allen Farben leuchtend, begrüßte mich mein Fuß. Scheiß Kerl!
Ich tastete unter Schmerzen den Knöchel ab und Professor deriben entschied, entweder Sehnenabriss oder starke Prellung des Knöchels. Die Frage meiner Gastgeber ob Sie mich zum Arzt bringen sollten, verneinte ich. Ich wollte etwas tun, ich brauchte die Kontrolle zurück. So bat ich um Transport in eine Werkstatt. Und wie bei Aladin und die Wunderlampe wurde mir mein Wunsch gewährt. Könnte ich nur genauso leicht den gestrigen Tag löschen.
Wir fuhren nach Kamysjak oder Kamyzyak, das liegt ca. 30 km südlich von Astrachan an der Wolga oder besser gesagt mitten im Wolgadelta. Wer es genauer will, folgend die Koordinaten für Google Maps: 46 06 19.15N 48 04 12.99E
oder einfacher 46.105321, 48.070275
Wir suchten eine Motorradwerkstatt auf und der Eigentümer Kirill erweist sich als Glücksfall. Zuerst fragt er nochmals danach ob ich einen Arzt brauche, dann bringt er mich zu einem Telefonladen und als wir da nicht weiterkommen, man akzeptiert meinen Pass nicht, zu einem Zweiten. Auch dort gibt es Probleme und dann meldet er kurzerhand alles auf seinen Namen an. Nun habe ich wider ein einfaches Telefon mit russischer SIM und für das iPad eine SIM mit LTE und 50GB. Das Ganze für 800 Ruben (Kurs 73 zu 1€).
Danach ging es zu meiner Unterkunft, er und der freundliche LKW Fahrer hatten mir eine Herberge besorgt. Da die Reparatur mindestens 7 Tage dauern wird, bräuchte ich etwas preiswertes, so meine Freunde. Ich kam unter in einer typischen russischen Herberge. Mütterlich geführt, spartanisch, aber soweit sauber. Das Zimmer ist ok und weder warm noch zu laut. Dusche und WC befinden sich auf dem Flur, aber das kümmert mich nicht. Zuerst zeigte man mir das Doppelzimmer zu 900 Rubel die Nacht, das war mir zu teuer, ich denke schon etwas an die Reparaturkosten und welchen Eindruck Kirill von mir bekommt. Deshalb möchte ich auch die preiswerte Version, das Einzelzimmer zu 500 Rubel sehen. Der Unterschied ist das Doppelbett und die Raumgröße, das brauche ich nicht. So zahle ich im Voraus für 7 Tage mit der Kreditkarte. Nun müssen wir nochmals zur Werkstatt, damit ich meine Sachen abholen kann. Zusammen mit Kirill schleppe ich alles ins erste Stockwerk und danach bin ich echt fertig. Der Fuß schmerzt höllisch. Aber jetzt muss ich erst einmal Dani kontaktieren und Ihr mitteilen was passiert ist und das es mir soweit gut geht. Da ich nun eine Datenleitung habe, aktiviere ich mein VPN (Nord VPN) und per BBM tauschen wir uns aus. Die liebe Dani ist ziemlich aus dem Häuschen und so nutze ich mein Telefon für ein kurzes Gespräch. Danach ist der ADAC dran. Zuerst nur per Mail. Die ADAC Notfall App muss ich mir erst noch auf dem iPad herunterladen und zur Freischaltung fehlt mir meine Mitgliedsnummer. Erfreulicherweise meldet sich der ADAC per Mail sofort. Ich soll anrufen bzw. meine Mobilnummer mitteilen. Parallel teilt mir Dani per BBM meine Mitgliedsnummer mit. So bin ich gerüstet für den Rückruf. Auch habe ich zwischenzeitlich die ADAC App auf meinem iPad installiert. Die 50GB sei Dank. Dort kann ich auch meine Position bestimmen. Nicht, das dass auch mit anderen Apps möglich wäre, aber so dachte ich mir, wenn der ADAC dir schon helfen soll, mach es ihm so einfach wie möglich. Was soll ich sagen, der erste Anruf war etwas enttäuschend. Die Dame sprach von Überlastung da Hauptsaison sei und Minderungspflicht wegen Rücktransport. Außerdem könne Sie mich mit den angegebenen Koordinaten, wohlgemerkt aus der ADAC App, nicht lokalisieren. Den Ort würde Sie auch nicht finden, den Begriff Wolgadelta und die Großstatd Astrachan, damit könne Sie nichts anfangen. Mit Google würden der ADAC nicht zusammenarbeiten. Aha
Wir einigten uns darauf, dass ich nochmals alles per Mail schreiben würde und ich selbstverständlich alles mögliche für eine Reparatur versuchen wollte. Kirill ist ja schon dabei. Trotzdem wollte ich einen Joker in der Hinterhand haben. Mein Transitvisum läuft in 19 Tagen ab. Dann muss ich, am Besten mit der 🐮 das Land verlassen haben.
Somit aktivierte ich noch eine dritte Option. Slava, von KTM Slava Tours. Die Firma, die meinen Transport nach Georgien organisiert hat. Slava meldete sich kurz und knapp. Seine Rückmeldung, kein Problem, ich organisiere das. Nun gebe ich mir 7 Tage Zeit. Wenn möglich überführe ich die Maschine nach Georgien und fliege ab Tiflis zurück. Wenn dies nicht möglich ist, veranlasse ich einen Rücktransport – nach Ablauf von weiteren 7 Tagen – über den ADAC mit Slavas Hilfe. In der Zwischenzeit erholt sich mein Fuß und ich kann die Umgebung erkunden.
2.9.
Nachdem ich gestern alles organisatorische geklärt hatte, folgte nur noch Dusche und WC und dann wartete das Bett auf mich. Ich schlief sofort ein und erwachte erst im Morgengrauen. Ich bilde mir ein, der Fuß ist noch bunter und mindestens so geschwollen wie gestern, aber die Schmerzen haben nachgelassen und gehen klappt auch schon etwas besser. Es scheint zum Glück, nur eine Prellung des Knöchels zu sein. Heute sitze ich den ganzen Tag im Zimmer, korrespondiere noch etwas mit dem ADAC und Slava und halte Kontakt in die Heimat. Da ich ja genügend Verpflegung bei mir habe, ist das auch kein großes Problem, zumal ich ja nicht alles nach Hause schleppen will.
Morgen möchte ich die Umgebung erkunden und Kirill besuchen. Ich muß noch Aufnahmen von der 🐮 machen.
3.9. Erkundung von Kamysjak
Mitten im Wolgadelta aber auf direkter Route von Georgien nach Kasachstan. Ein idealer Ort für Reparaturen oder eine preiswerte Übernachtung.
Kirill‘s Werkstatt und sein GPS: 46.11262, 48.07285. Bei Overlander bereits eingetragen.
Meine Unterkunft und die Koordinaten: 46.10533, 48.06999. In der Overlander App findet sich bereits ein entsprechender Eintrag
Der Haupteingang Mein Hotel, Seitenansicht
Morgens regnete es in Strömen, gut so, mein Fuß braucht noch etwas Ruhe, auch wenn er jetzt schon viel besser aussieht.
Der gesunde Fuß zum Vergleich
So gehen 13:00 Uhr, nach dem duschen, verlasse ich dann erstmals die schützende Höhle und gehe langsam und noch unter Schmerzen, Richtung Kirills Werkstatt. Er erwartet mich bereits und zeigt mir alle defekten Teile.
Die Gabelbrücke ist gerissen, das Cockpit zerstört und an einem Gabelholm ist zum Glück nur die Endschraube schief. Am meisten Sorgen bereitet mir aber die Felge bzw. der Vorderradreifen.
Er hält keine Luft, aber Kirill meint, dass bekommt er hin. Ich sehe in seiner Werkstatt, dass er auch Reifen montiert, es könnte somit klappen.
Für die Gabelbrücke und das Cockpit hat er bereits gebrauchten Ersatz in Moskau ausfindig gemacht. Einziger Nachteil, der Tacho ist in Meilen. Aber Hauptsache ich kann die 🐮 über die Grenze bringen. Einen Ersatztacho gibt es regelmäßig in der Bucht (eBay) für kleines Geld. Das ist jetzt das Stichwort und ich muß zum nächsten Geldautomaten bzw. zur nahe liegenden SberBank. Die Ersatzteile kosten 23000 Rubel / 74 und Vorkasse ist angesagt. So gehe ich ca. 2 km zur nächsten Bank zurück und stelle nebenbei fest, das es immer besser geht. Nach einer Stunde bin ich wider an der Werkstatt und nach der Bezahlung und einem netten Plausch fährt mich Kirill zurück. Er muß nun in die selbe Bank das Geld einzahlen, na prima, warum lässt er mich dann extra laufen? So ist halt Russland, freundlich aber manchmal etwas kompliziert.
Bei meiner Unterkunft ist auch ein Bierlokal. Hier gibt es mindestens 40 Sorten Bier. Einige in Flaschen, den Rest bekommt man in Plastikflaschen direkt aus Zapfhähnen aus der Wand. Frisch abgefüllt, verschlossen und gut gekühlt. 2 Sorten schaffte ich heute.
Danach ging’s ins Hotel bzw. das angeschlossene Restaurant. Hier gab es nun Suppe und Schnitzel mit Kartoffelbrei.
Nebenbei tat sich für Morgen ein Ausflug für mich auf. Es geht zum Fischen. Die nette Bedienung und Ihr Ehemann luden mich zum Fischen ein. Da sag ich nicht nein. Ab 9:00 geht es los. Gegen 20:30 liege ich im Bett, heute ist der erste Abend wo der Fuß nicht mehr permanent schmerzt und ich wider etwas Oberwasser habe. Gute Nacht.
4.9. Fischen und Zeit 💀 schlagen
Die Erschöpfung und der Schock sind wohl aus meinen Knochen. Erstes Indiz, ich schlief schlechter ein und ich regte mich nachts über das Hundegebäll vor meinem Fenster auf. So war ich zeitig wach und stand pünktlich um 9:00 parat. Abgeholt wurde ich von Malika. Mit Ihr zusammen ging es raus aus der Stadt und zum nächsten Wolgaarm. Dort fischten wir 1 1/2 Stunden und mit dem letzten Wurm gelang mir ein kapitaler Fang.
Danach ging es zurück. Ich hatte Malika, sie war die Bedienung im Restaurant, 90 Rubel Trinkgeld gegeben. Sie revanchierte sich mit dem Kauf von 2 Melonen 🍉 für mich. Ich wurde beim Hotel abgesetzt, verspeiste eine Melone, nervte Kirill mit weiteren Fragen und Wünschen und machte mich dann auf, den Ort von West nach Ost zu durchqueren.
Hier ein paar Impressionen vom einem Friedhof und einem Schiff fernab der Wolga.
Gerade war ich nochmals bei Kirill. Er hat mir die Tracking Nummer der Warensendung gegeben. Ich glaube, dass war ein Fingerzeig, ihn nicht ganz zu sehr zu nerven.
Aber wir haben noch ein zweites Problem. Mein Helm. Eine Visierbefestigung hat sich beim Unfall gelöst und auf nimmer Wiedersehen verabschiedet. Somit hält das Visier nicht mehr richtig und ich brauche Ersatz. Dieses gibt es wahrscheinlich nur in Moskau. Ich habe Kirill Bilder und eine Anschrift per Facebook gepostet. Ich hoffe, er kümmert sich darum. Ansonsten muss es ein Klebeband sein.
Während ich dies schreib, ist es 16:30 Ortszeit und ich sitze in meiner Bierbar. Gegen 17:00 will ich essen gehen und danach auf mein Zimmer. Der Fuß pocht leicht rhythmisch aber er hat den ganzen Tag mitgespielt, es geht somit aufwärts.
5.9,
Jetzt habe ich den ganzen Ort einmal umrundet und durchquert. Neben einer nett anzusehenden Kirche und dem obligatorischen 2 WK Denkmal gibt es wahrlich nicht sehr viel zu entdecken.
Ich stelle deshalb b.a.w. die Berichterstattung ein und melde mich erst wider, wenn ich aufbreche bzw. es gravierende Neuigkeiten zu berichten gibt.
Es ist jetzt 18:30, ich sitze in meinem Bierlokal und teste weitere Sorten. Morgen probiere ich hier einmal die hauseigene Pizza 🍕 und übermorgen will ich einmal versuchen, an Kaviar zu kommen. Somit ist dann wohl auch klar, dass ich noch etwas in diesem Ort verbleiben muss. Kirill, hat die Warensendung in der Beobachtung und meinte, es dauert mind. noch 7 Tage. Also vor dem 13/14.9. komme ich hier nicht weg. Wie sagt Kirill, it’s Russia. Trotzdem glaube ich, mit Kirill machte ich einen Glücksgriff. Er zeigte mir heute nochmals die „Obere Gabelbrücke“ und meinte, er hätte sie auch schweißen können, nur bei der ersten richtigen Bodenwelle wäre das Ganze dann gebrochen. Das Teil sei einfach zu dünn, die von Kawa oder Honda seien einfach stabiler und zum Beweis, zeigte er mir ein Beispiel. Wie dem auch sein, ich kann nicht verlangen, dass BMW Teile einbaut, damit meine Fahrfehler ausgeglichen werden.
Kirill sagte zudem, ich hätte richtig Glück. Die Ersatzteile sind normal nicht zu bekommen und eine Warenlieferung aus dem Ausland würde länger dauern. Ich kann es nicht beurteilen, ich kann nur hoffen, dass die Ersatzteile in Ordnung sind, keine unerkannten Defekte bestehen und die 🐮 nach der Reparatur anspringt. Bei der Felge und dem Reifen bin ich zwischenzeitlich sehr optimistisch, dass Kirill den dicht bekommt. Er meinte, da solle ich mir keine Sorgen machen, er wisse wie das geht. Auch zu meinem Helm deutet sich eine Lösung an. Heute morgen sah es noch recht schlecht aus. Das Ersatzteil bekommt man in 🇩🇪 im Paar für 3€. Hier ist es nicht lieferbar. Selbst beim Schuberth Vertragshändler in Moskau hieß es – keine Chance.
Irgendwie wurde Kirill dann etwas wirtschaftspolitisch.
Er meinte, vor den Sanktionen der USA und der EU hätte es den Russen besser gegangen. Sie hätten sich die guten Produkte aus dem Westen leisten können. Damals, so meinte er, war der Kurs 1$ = 30 Rubel. Heute notiert der Rubel 1 / 60. Viele Produkte sind schlichtweg nicht mehr lieferbar oder unerschwinglich. Doch wie reagiert der einfache Russe? Besonders wir Deutschen sollte das aus unserer gemeinsamen, leidvollen Vergangenheit eigentlich Wissen. Zuerst einmal wird repariert und improvisiert und dann gibt es da eine riesige Grenze im Osten. Dem roten Drachen ist unser Embargo schlichtweg egal. Er liefert, zwar minderwertige Ware, aber die Leute bekommen Ihre Bedürfnisse befriedigt. Ein Embargo, wird den Russen niemals zum Einlenken bewegen – nicht heute und nicht in hundert Jahren, besonders dann, wenn die Asiaten fleißig Kasse machen und auf unsere Moral schei……
Kommen wir zurück zu meinem Leben. Es ist zwischenzeitlich bereits 19:30, meine Plastikflasche „Bavaria brown“ leert sich und ich sollte so langsam ins Hotel. Mein Hotel ist sogar bei booking.com gelistet: Mini Hotel Hutorok
Ich finde, es wird nur etwas zu positiv angeboten, aber vielleicht gibt es da noch Etagen, die ich nicht gesehen habe.
Nun geht es doch noch in die Verlängerung! Es schlägt 20:15, das Bierlokal gehört Leuten aus Armenien 🇦🇲 und im Fernsehen läuft Italien gegen Armenien. Bereits nach 2 Minuten ist hier der Teufel los. Ich bleibe noch und melde mich in den nächsten Tagen. Gerade schießt Armenien ein Tor.
Es wurde ein langer Abend, Armenien verlor zwar 1:3 aber ich wurde zum Essen und Trinken eingeladen.
6.9.
Kirill und seine Frau habe mich ab 17:00 zu einem Ausflug, in die nächsten Großstadt (Astrachan) eingeladen. So brausen wir pünktlich in Kirills Auto in die City. Ich habe nicht nachgeschaut, aber ich denke so ca. 500T bis 1 Mio. Menschen leben hier. Besonders erwähnenswert ist der historische Kremel dieser Stadt. Das gut erhaltene Zentrum mit Stadtmauer, Verwaltungsgebäuden und der obligatorischen Kirche.
Danach ging es in einen Kaviarladen zum Probieren. Dieses Touristenmotiv darf nicht fehlen!
Wir bunkerten in einem Supermarkt noch ein paar Büchsen „Bud“(weiser) und getrockneten Fisch als Knabberei. Dann fuhren wir zurück und die Beiden luden mich zu sich, in Ihr Haus ein. Sie tischten dann noch Lachskaviar und gefrorener Fisch auf. Laut Kirill sind diese kleinen, ganzen Fische eine Delikatesse und kommen nur in Wolgadelta vor. Sogar bis Moskau sollen sie exportiert werden. Ich will nicht verschweigen, dass dies schon etwas gewöhnungsbedürftig war. Tiefgefrorene ca. 8cm lange Fische, die man zuerst auseinander reißt und dann nur das Filet (den Loin) entnimmt und ißt. Mit Bier schmeckt es tatsächlich!
Es wurde noch ein netter Abend, Google Translator und etwas guter Wille, führten zur Völkerverständigung. Aber halt, Olga die Frau von Kirill sprach zudem etwas deutsch, wir verstanden uns prima und ich wurde noch meine Gastgeschenke aus Deutschland los. Gegen 23:10 war für mich dann Schluß. Den Weg zum Hotel kenne ich zwischenzeitlich im Blindflug. Dort war große Disco angesagt, ich habe nichts mehr mitbekommen und schlief wie ein Stein.
7.9.
Heute habe ich dann einmal was wäre wenn durchgespielt. Was wäre wenn, die Maschine spätestens am kommenden Dienstag fertig würde und ich zudem meinem Fuß die Belastung zutraue. Viele wenn‘s!!!!
Um es kurz zu mache, es könnte immer noch funktionieren. Einzig die Rückreise von Batumi (Georgien), kann ich nicht per Schiff über das Schwarze Meer antreten. Ich muss die Landpassage durch die Türkei nehmen. Aber da fällt mir ein, es ginge auch per Poti (Georgien). Einziger Nachteil, es gibt keine festen Termine. Wie vor zwei Jahren werde ich dies erst sehr kurzfristig entscheiden können. Das sehen wir dann, wenn es soweit ist. Ich habe nun sowohl das Hotel im Iran als auch meine erste Unterkunft in Samarkant angeschrieben und die möglichen Termine angefragt. Mehr kann und will ich zu diesem Zeitpunkt nicht unternehmen. Was nützt es, wenn ich jetzt alle wild mache und spätestens am Dienstag alles zum zweiten Mal abblasen muß?
Der ADAC ist für mich eine Enttäuschung. Wir erinnern uns. Ich hatte bereits am 1.9. den Klub informiert und um Hilfe gebeten. Positiv war, man nahm direkt Kontakt mit mir auf und rief mich auf meine russische Nummer zurück. Die nette Dame faselte dann etwas von: „es wäre Hochsaison und viel zu tun“ und meiner Pflicht auf Schadensbegrenzung. Hier meinte sie dann ganz konkret die mögliche Rückführung der BMW. Als ob ich meine 🐮 freiwillig alleine lassen würde!! Ich nahm mir also ein Hotel zu ca. 7€, andere würden hierzu Loch sagen und lebe diese Schadensbegrenzung. Von Slava wußte ich bereits, dass da was fault ist. Er managt solche Rückführungen aus Russland und sollte es eigentlich Wissen. Ich schrieb also den ADAC an und bat darum, mir die Leistungen meiner Plusmitgliedschaft in meinem speziellen Fall mitzuteilen. Was soll ich sagen, der Erstkontakt war innerhalb von 3 Stunden erfolgt. Auf meine Anfrage, an die selbe Adresse warte ich seit 6 Tagen!!
Da es nun spannend wird und ich am Montag oder Dienstag sehen werde, ob Kirill erfolgreich sein wird, muß ich auch eine andere Option berücksichtigen. Die Laufzeit meines Transitvisums darf ich nicht aus dem Auge lassen. Aus diesem Grund habe ich mich in mein ADAC Konto geloggt und meine Tarifdetails nachgeschlagen. Was soll ich sagen, ich müßte nur 3 Tage warten. Erfolgt bis zu diesem Zeitpunkt keine Reparatur, habe ich Anspruch auf Rücktransport (das sind ca. 3-4T€), einen Rückflug (ca. 250€), einen Dolmetscher (max. 160€) sowie Ersatz der Hotelkosten (max. 3 * 85€). Nun ist mir klar, warum ich keine Antwort vom ADAC bekomme. Auch hier wird es somit am kommenden Mittwoch spannen, läuft die 🐮 bis dahin nicht, bekommt sie einen Heimtransport deluxe, lieber ADAC.
Nun sind es 20:45, ich sitze bei den Armeniern, schlürfe meinen zweiten Liter Bavaria Brouwn und schaue England gegen Bulgarien. Ich muß nicht extra erwähnen, daß ich bereits eingeladen wurde. Die Armenier mögen mich und ich Sie. Eine Einladung eines Gastes zum Fischen auf dem Kaspischen Meer habe ich abgelehnt. Das ist mir zu weit weg und zu unsicher. Ich will meinen Fuß so spät wie nur möglich solchen Belastungen aussetzen.
8.9.
Ich checke mehrmals täglich den Status der Warensendung. Bisher nichts. Für abends hatte ich dann armenisches Kotelett vorbestellt.
Das wird hoffentlich mein letzter Abend in Russland. Spätestens am 11.9. morgens schließt sich das Fenster zum Aufbruch. Aus diesem Grund habe ich meine Unterkünfte in Usbekistan erneut gebucht. Internet sei Dank. Jetzt hoffe ich nur, dass ich am Mittwoch nicht wieder alles stornieren darf.
9.9.
Nichts, ich habe den ganzen Tag gewartet. Keine Rückmeldung vom ADAC. Kein Vollzug von boxberry.ru was die Warensendung betrifft. Ich beiß langsam in die Tischplatte!
Einzig der Helm ist repariert
und mein Fuß heilt langsam aber sicher. Vielleicht ist diese Zwangspause auch gut. Vor 2 Tagen wäre es sehr problematisch gewesen mit diesem Fuß längere Strecken zu fahren. Ich weiß auch jetzt noch nicht ob es funktionieren könnte. Ich will so gerne den „Registran“ sehen!
10.9.
Wie schön, Sie steht wider
Es sind kurz vor 19:00 und Kirill teilt mir mit, daß die 🐮 läuft. Endlich. Für seine Dienste will er 10.000 Rubel. Ich packe meine Sachen und mache mich auf den Weg zu Kirills Haus. Auf den ersten Blick, sieht man nichts mehr. Eine Probefahrt verläuft auch zu meiner Befriedigung. Das gibt dann einen Bonus von 2.000 Rubel für Kirill. An das Cockpit muß ich mich gewöhnen. In Deutschland stehe ich schon in Verhandlungen, um ein gebrauchtes mit km/h Einteilung zu bekommen. Für den gerissenen Scheinwerfer habe ich bereits in der Bay einen Ersatz ersteigert. Alles in allem, beläuft sich der Schaden auf unter 700€.
Morgen breche ich auf, Richtung Kasachstan. Mein Weg führt mich nach Oralsk. Dass liegt ganz im Nord-Osten und direkt an der Grenze zu Russland. Habe ich Schwierigkeiten ziehe ich die Option meines russischen Transitvisums und reise wider nach Russland ein, um auf direktem Weg Richtung Ukraine und Heimat aufzubrechen. Klappt es besser als ich denke, besteht auch immer noch die Option, weiter Richtung Usbekistan 🇺🇿 zu fahren. Ich halte dies für sehr unwahrscheinlich aber möglich. Es hängt jetzt alles vom Straßenzustand und dem Vorderreifen ab.
Ich rollte zügig auf die mir zugewiesene Abfertigungsstation zu. Ein Grenzposten hatte meinen Ausweis bereits vorher angesehen und ich nehme an, ich bekomme den Zöllner mit den meisten Kenntnissen der englischen Sprache, denn merke: Russen sprechen fast nur russisch. Am ersten Zollhäuschen stockte es bereits, mein Transitvisum mit doppeltem Eintritt ist ungewöhnlich und die Dame an der Kontrolle fand das auch. Für verdächtige 10 Minuten sah ich sie nicht mehr wider und in der Zwischenzeit wurde mir von einem anderen Zöllner mein Führerschein abgenommen. Er wies auf ein anderes Zollhäuschen und sagte ich solle nachher dort den Führerschein abholen. Warum, weshalb? Es sollte sich alles klären. Zwei Zöllner versuchten sich in Small Talk und einer betastete und knuffte immer wieder den Seesack. Meine Gedanken hierzu: „Bitte nicht auspacken“.
Meine Gebete wurden erhört, die Zöllnerin tauchte auf und nun gab es den gewünschten Einreisestempel. Ich rollte zum nächsten Zollhäuschen. Dort klärte sich dann alles. Russland und Kasachstan bilden u.a. eine Zollunion. Bei der Einreise mit einem Motorrad oder PKW ist noch eine Zollerklärung abzugeben und diese würde mir die Einreise nach Kasachstan merklich erleichtern und erst bei der Ausreise nach Usbekistan hätte ich wider mit Zollformalitäten zu kämpfen. Das temporäre Einziehen meines Führerscheins war nur als Pfand gedacht und sollte verhindern, dass ich ohne Zollerklärung abbrause. So die Theorie und nun zur Praxis. Ich erhielt 3 Formulare und mir wurde gesagt, dass im angrenzenden Gebäude ein Beispiel zum Ausfüllen an der Wand hängen würde. Also nichts wie hin, alle persönlichen Daten eintragen und den Rest gemäß Vorgabe abschreiben. Danach in die Schlange einreihen und vor dem besagten Häuschen warten bis man an der Reihe ist. Gegen 14:00 war ich durch und die letzte Passkontrolle lag hinter mit. Russland ich komme.
Blick zurück auf die GrenzanlagenHinter der Grenze Richtung Inland
Es ging ab jetzt über gut ausgebaute Straßen nach Tschetschenien Richtung Grosny. Auffallend waren die vielen Kontrollen, die auch vor mir nicht halt machten. Kein Vergleich zum freundlichen Auftreten in der Türkei oder dem Iran. Die Russen machen hier keine Ausnahmen. Je weiter ich nach Osten komme, desto weniger große Ortschaften muß ich durchqueren, ein Vorteil, denn dann geht es einfach schneller. Was mir auffällt, überall an den Ortsausgängen gibt es Motels 🏨 und die heißen im kyrillischen auch so. Es wird mir somit nicht schwer fallen heute Abend eine solche Unterkunft zu nehmen, denn bei der Masse an Polizei wird Zelten schwer möglich sein.
Gegen 15:00 kurz vor dem anvisierten Tankstopp passiert dann das erste Missgeschick. Beim überqueren einer großen Kreuzung mit Bodenwelle verzögert die 🐮 plötzlich und ein sirrendes Geräusch liegt in der Luft. Bitte nicht der Kardan!!! Ich schaffe es noch fast bis zum Straßenrand und halb auf der Kreuzung stehend schaue ich nach dem möglichen Schaden. Es ist wieder die Abdeckung vom Hinterrad. Genau wie damals in der Türkei. Sie hatte sich gelöst und zwischen Reifen und Aufhängung verkeilt. Das Problem ist lösbar. Ich entferne das Teil, kontrolliere den Hinterreifen auf Beschädigung und weiter geht es. Kurz darauf der nächste Ärger. Eine Polizeikontrolle. Ich wurde gezielt rausgefischt. Was hatte ich verbrochen? Kurz gesagt auch im Nachhinein kann ich es nicht sagen. Der ganze Vorgang ereignete sich wie folgt: Angehalten, Pass zeigen, Aufforderung zum Absteigen, in ein Polizeiauto geleitet, dort frage jemand etwas was ich nicht verstehen wollte und als dem das dann zu viel Aufwand wurde und ich gesichtswahrend die letzte Frage bezüglich Russland mit, ich mag Russland beantwortete, war ich entlassen und durfte weiterfahren.
Das sollte mir eine Lehre sein. Stunden später kam ich dann, es dämmerte bereits, in die nächste Kontrolle. Hier war ich nicht schnell genug mit dem Pass und schon wieder stand eine Personenkontrolle an. Diesmal aber eine militärische. Ich mußte zu einem Häuschen, durch einen Metalldetektor und dann zur Kontrolle meiner Dokumente. Dies ging aber so fix, dass es mich nicht sehr aufregte und störte.
Nach mehr als 730km, es war zwischenzeitlich stockdunkel, stand mein Entschluss fest, das nächste Motel aufzusuchen. Nur leider war dieser Teil des Landes total verlassen. Leere Straßen, fast kein Verkehr mehr und so fuhr ich weiter bis die Straße plötzlich endete und ein Baustellenabschnitt sich schier endlos dahin zog. Völlig unbefestigte Straße, nur Sand und Geröll. Ich war vorsichtig und führ langsam stehend in diesen Abschnitt und es funktionierte prima. Vielleicht zu prima, den ich erhöhte langsam die Geschwindigkeit auf ca. 30km/h.
Diese Reise beginnt eigentlich bereits vor ca. 8 Jahren. Damals war ich das erste Mal in Sibirien. Genauer in der Gegend rund um den Baikalsee. Damals machte ich die nette Bekanntschaft mit einer älteren russischen Fremdenführerin (Vera) und ihrem Fahrer (Munko). Wir waren uns damals sehr sympathisch und so äußerte sich Munko damals, dass ich ihn unbedingt auf Sachalin besuchen solle. Dort würde er mich dann zum Bärenjagen und Lachsfischen einladen.
Solche Einladungen nehme ich zuerst einmal nicht sehr ernst. Da unser Kontakt aber über Jahre Bestand hatte und Vera immer wieder diese Einladung von Munko erneuerte, entstand dann Ende 2017 der Wunsch, in den fernen Osten zu reisen.
Im Dezember 2017 hatten wir (meine Frau und ich) dann die Reiseroute grob geplant.
Wir wollten eine Fahrt mit dem Postbus unternehmen, mit einem Postschiff auf dem Jenissej fahren, die Transsibirische 🚃 benutzen, im Baikal baden und dann die heißen Quellen nutzen, die herrliche Landschaften rund um den See erkunden und dann letztlich nach Sachalin aufbrechen um Munko zu besuchen.