Reisen in Zeiten von Covid-19, Teil 3, Georgien, ein Paar Tage auf einem Weingut, in Tbilisi und unser Heimflug via TR/Antalya

10.9.

Der Flughafen von Tbilisi ist recht klein. Kommen mehr als 2 Maschinen gleichzeitig an, ist er schon überlastet. Bei unserer Ankunft waren es 5 Maschinen. In der Ankunftshalle vor dem Immigration Office war die Hölle los, ich denke wir hätten Stunden hier verbracht. In solch einer Situation muß man auch mal egoistisch sein. Am Rande stehend habe ich kurz das Absperrband gelöst und stand dann irgendwie, ich kann es mir nicht erklären, nur 20 Personen waren vor mir, direkt an einem “Passhäuschen” für “Eingeborene und Flugpersonal”. Dani meinte hierzu, das klappt nie, ich erwiderte: “Ist auch egal, dann stehen wir ganz hinten und da standen wir sowieso”. Was soll ich sagen, es klappte, Frechheit siegt und so waren wir nach immer noch mehr als einer Stunde Wartezeit um 16:00 in Georgien angekommen.

Im Chaos der Gepäckhalle fand ich nach einigem suchen unser Gepäck und O-Wunder, unser Fahrer wartete seit 2 Stunden auf uns. Nach einer wunderschönen und kurvenreichen Fahrt (1,5 Stunden, aber versorgt mit Wasser) durch den Vorkaukasus, kamen wir dann glücklich an unserem Weingut, dem Chateau Mosmieri (zu finden bei booking.com) an. Erst jetzt merkte ich, dass es Dani nicht gut geht. Zur Begrüßung fütterte Sie erst einmal ein Blumenbeet und musste sich etwas hinlegen. Im Plov-Olymp ist ihr wahrscheinlich ein böser Geist begegnet. Den Rest des Abends verbrachten wir auf dem Weingut und gingen recht früh schlafen. Die Nacht war dann für Dani nicht gut. Montezuma schaute diesmal bei ihr vorbei.

11.9.

Ich schlief gut, meine Frau leidete. An diesem Morgen, haderte sie mit den Göttern. Für mich gab es ein opulentes Frühstück mit allem was man sich so denken kann, für meine Frau eher weniger. Nach dem Frühstück ging es an den Pool und wir erholten uns unterschiedlich von den Anstrengungen der letzten Tage. Mal schauen ob es heute Abend besser ist und wir eine Weinprobe wagen können.

Hier ein paar Bilder des wirklich sehr schönen Anwesens.

im Hintergrund der Kaukasus

hier habe ich mir meinen ersten Sonnenbrand auf unserer Reise geholt

12.9.

Irgendwann in der Nacht vom 11. auf den 12. trat bei einer Frau eine Verbesserung ein. Sie konnte endlich einschlafen und heute Morgen geht es ihr schon wesentlich besser. Wir können die Weiterfahrt nach Tiflis wagen. Etwas gegen 12:30 wartet das Taxi und der letzte Step unserer Reise kann beginnen. Wir haben noch 1,5 Tage Tbilisi vor uns.

13.9.

Unsere Ankunft gestern war recht unspektakulär. Wir waren kurz vor 15:00 angekommen. Unser süßes Boutique-Hotel liegt versteckt mitten in der Altstadt. Unser Zimmer ist nicht spektakulär, aber solide ausgestattet und sauber. Das Bad ist hingegen recht schön. Die Dusche hat, wie bei mir zuhause einen echten Kieselfußboden. Ein bisschen Heimat. Wenn wir aus dem Dachfenster schauen sehen wir den Präsidentenpalast und eine wirklich schöne Kirche.

Wie üblich haben Hotels dieser Kategorie eine Gemeinschaftsküche. Dahinter befindet sich der Balkon und jeden Abend spielt im benachbarten Hof jemand Piano.

Dani mußte sich von der Fahrt erholen und so gingen wir erst gegen 16:30 auf erste Erkundung. Wir liefen zur Friedensbrücke, schaute einige Kirchen von außen uns an und wählten eine einstündige Stadtrundfahrt mit dem Elektromobil. Um sich einen ersten Eindruck von der Innenstadt zu machen, keine schlechte Möglichkeit.

Gegen 20:00 gingen wir recht früh zu Bett. Wir waren erledigt!

Am nächsten Morgen (13.9.) ging es uns beiden bereits besser. Mein Mosmieri Sonnenbrand klingt bereits ab und es brennt nicht mehr so höllisch und bei Dani hatte die siebte und achte Imodium endlich zu einer Beruhigung geführt. So konnten wir den letzten richtigen Tag unseres Urlaubs nun auch in Tiflis genießen. Wir bummelten den ganzen Tag durch die Altstadt, schauten bei der ein oder anderen Kirche vorbei und fuhren mit der Sesselbahn auf den nahen Festungsberg.

Dort und davon gibt es leider kein Bild, sausten wir an Seilen befestigt über ein Tal. Im Reiseführer fand ich einen Hinweis auf die Thermalbäder hier in Tiflis. Klar, dass sollte unser Abschluß werden, wir haben uns deshalb im städtischen Bad einen private Bereich (sonst ist es nach Männlein und Weiblein getrennt) genommen. Bei Tee wurden wir erst einmal richtig eingeseift, durchgeknetet und abgerubbelt. Danach ging es in die einzelnen Thermalbecken. Es roch nach Schwefel und ich dachte sofort an Aachen. Das Wasser war in einem Becken glühend heiß, mein Bademeister goss es mir über den abklingenden Sonnenbrand. Ich habe noch jetzt Tränen in den Augen,wie schön können doch Abenteuer sein!

Danach aßen wir noch etwas und nun sitze ich auf besagtem Balkon und verfasse diese abschließenden Sätze. Neben mir steht ein Rotwein des besuchten Chateaus und dieser mundet so gut, wie dieser Urlaub schön war. Ende Teil 1-3; in einem Monat gehts weiter!

Nachspann:

Morgen geht es mit dem Taxi zum Flughafen. Mit Pegasus Airways fliegen wir über Antalya nach Düsseldorf. In der Türkei haben wir hierbei einen längeren Zwischenstopp und nutzen nochmals den Priority Pass, um in einer Lounge zu entspannen.

In den nächsten Tage pflege ich dann noch Einzelheiten zu den gebuchten Hotels, Apps und Koordinaten bei. Der Bundesbespitzelung haben wir selbstverständlich unsere Ankunft elektronisch angekündigt und selbstverständlich die Impfzertifikate elektronisch übertragen und am Mittwoch habe ich bereits einen Bürgertest um 7:45 in Aachen gebucht.

Im Oktober geht es dann hoffentlich weiter. Wir reisen unter dem Motto „one Night in Bangkok“

Reisen in Zeiten von Covid-19, Teil 2.2, Usbekistan, von Samarkand mit der Bahn nach Tashkentg

5.9.

Nach einem „leckeren“ Frühstück mit Milchbrei, die Engländer sagen zu dieser Pampe Porridge, begannen wir zu packen. Zwischenzeitlich läuft dies schnell und routiniert ab. Ich hatten somit noch genügend Zeit, den örtlichen Barbier ein weiteres mal aufzusuchen. Nach solch einem körperlichen Einsatz und wir wissen ja nie, ob es an unserem Ziel etwas leckeres gibt, stand natürlich ein letzter Snack als Abschluß von Buchara auf unserer To Do Liste.

Dann holten wir unser Gepäck im Guesthouse ab und gingen zur Hauptstraße. An dieser Stelle einige Worte zum Verkehr in Usbekistan. Die Dichte an Taxen, privaten Taxen, Minibussen und Omnibussen ist immens. Geschätzt ist zumindest jeder zweite Autofahrer im Beförderungswesen tätig. Das erklärt zum Einen die richtig günstigen Preise und zum Anderen die sofortige Verfügbarkeit. Kurz an den Fahrbahnrand getreten, in Richtung der Autos geschaut, wir wurden von einen offensichtlich privaten PKW mit der Lichthupe angeblinkt, die Hand raus und schon steht ein Wagen vor einem. Wenn man nun in etwa die Preise kennt, stimmt man vorher die Rate ab und dann geht es los. Unsere Fahrt zum ca. 15 km entfernten Bahnhof kostete 35000 Som, ca. 3€.

So eine Fahrt macht durstig und kostet 5-10.000 Som, 40-90 Cent.

Dieses mal wollten wir den Afrosiob, den ICE von Tashkent ausprobieren. In der ersten Klasse düsten wir mit max. 240 km/h in 2 Stunden durch die Wüste nach Samarkand. Der Preis für diesen VIP Trip,90.000 Som p.P., ca. 7€. Reservierte Sitze, Klima, eine Bedienung wie im Flieger und alles top in Ordnung. Zugreisen in Usbekistan ist echt easy und empfehlenswert!

Gegen 17:30 erreichten wir pünktlich Samarkand und wurden von einem Fahrer unseres Hotels schon erwartet. Für 40.000 Som ging es dann in die Altstadt. Dieses kleine Hotel ist mein persönlicher Favorit. Schon bei meinem letzten Aufenthalt war ich dort zu Gast und fühlte mich von der ersten Minute wohl. So war es auch dieses mal. Nach einem herzlichen Empfang, dem üblichen Tee mit Melonen 🍉, bezogen wir als einzige Gäste unser Wunschzimmer und machten uns in der beginnenden Dämmerung auf den Weg zum Registan Platz.

In den folgenden 2 Tagen wollen wir soviel wie möglich sehen. Da die Temperaturen hier nur bei max 36 Grad liegen, sollte dies möglich sein. Auf dem Programm stehen, Registan Platz, das Mausoleum Gur Emir, das Mausoleum Ruhobod, die Bibixonim Moschee, Afrosiyob und der Shohizinda Grabkomplex.

Samarkand ist eng mit diesen Gebäuden und den dazu gehörenden drei Personen verbunden. Der große Sohn dieser Stadt war Amir Timur. Vom Kaliber eines Alexander der Große, errichtete er zu Lebzeiten ein „Weltreich“ von Istanbul über Moskau bis nach Indien inkl. dem heutigen Irak und Iran. Die oben genannten Gebäude wurden in seiner Regierungszeit begonnen oder maßgeblich erweitert. Sein Neffe, Ulug’bek vollendete diese Bautätigkeiten. Im oben erwähnten Grabkomplex, fand der engste Vertraute von Mohammed, sein Vetter Qussam ibn Abdallah-Mutalib, seine letzte Ruhestätte.

Thema Hygiene, hier ist alles recht sauber und wir hatten bisher keinerlei große gesundheitliche Probleme. Eine Möglichkeit zum Händewaschen findet sich überall und die Nutzung wird auch erwartet. Einzig die Kombination von Klimaanlage und kalten Hopfengetränken sorgt zumindest bei mir zu regelmäßigem Durchfall oder Sodbrennen. Wir werden heute eine Apotheke aufsuchen und Nachschub an Medikamenten bunkern. Wer solch eine Aktion im Ausland nicht ausschließt, der sollte tunlichst den Wirkstoffnamen seines Medikaments kennen. Mit Markennamen, z.B. Imodium oder Maloxan kommt man in der Regel nicht weiter.

7.9

Wir haben in dieser Zeit etliche Kilometer zurückgelegt. Allein die verschiedenen Farben beim Registan, morgens, mittags und abends sind faszinierend. Der gesamte Komplex ist gut erhalten und nach einem bescheidenen Eintritt von 40.000 Som, 3,20€ haben wir etliche Stunden auf dem Gelände verbracht. Ein Highlight hierbei war ein Konzert innerhalb des Gebäudes. Von „der Barbier von Sevilla“ bis zu regionalen Liedern war alles dabei.

Irgendwann musste ich meine Frau losreißen, wir wollten ja auch noch andere Flecken sehen!

Keine Reise ohne kleine Schwierigkeiten! Dass die Verdauung in dieser warmen Umgebung schon mal Kapriolen schlägt, ist wohl jedem klar. Leider werde ich schon mal übermütig. Vor zwei Jahren konnte ich an einem Softeisstand hier in Samarkand nicht nein sagen und hatte dann auf meinem weiteren Motorradtrip etliche Tage Montezumas Rache zu erleiden. Was soll ich sagen, ich konnte auch dieses mal nicht widerstehen… Das Ergebnis ist das Gleiche… Zum Glück hatte ich bei unserem Besuch in der Apotheke gleich auch noch eine Packung Loperamidhydrochlorid (Imodium) gebunkert und so hält sich der Spuck dieses mal sehr in Grenzen. Wesentlich stärker quält mich eine Blase unter meinem Fuß, es waren wohl ein paar Meterchen zu viel in Sandalen.

Meine geliebten Wanderstiefel weisen nach etlichen Jahren erste Zersetzungserscheinungen auf, ich will sie schonen um damit noch die Heimreise antreten zu können. So verbrachten ich die letzte Nacht mit pochendem Fuß und regelmäßigem Besuch der Örtlichkeit. Selber Schuld!

8.9.

Wir erlebten einen herzlichen Abschied von unserem Guesthouse und düsten gegen 6:50 mit einem privaten Taxi Richtung Bahnhof. Dieses mal sollte es ab 8:00 in der zweiten Klasse, in 3 1/2 Stunden nach Tashkent gehen. Dem Endpunkt unserer Reise in Usbekistan. Das Prozedere am Bahnhof ist uns mittlerweile sehr vertraut. Vor dem Betreten des umzäunten Bahnhofgeländes werden Pass und Ticket auf Übereinstimmung geprüft, dann geht es durch eine Sicherheitsschleuse (wie am Flughafen) und danach wird das Ticket nochmals geprüft und abgestempelt.

Unser Zug war wie immer pünktlich und die reservierten Sitze, auch in dieser Klasse, sehr gemütlich. Ich verschlief 90% unserer Reisezeit.

In der Hauptstadt angekommen, nahmen wir uns ein Taxi und waren recht schnell in unserer nobelsten Unterkunft.

Den Rest des Tages nutzen wir mit der Besichtigung von 3 U-Bahnstationen und dem zentralen Basar. Wer schon einmal in Moskau oder St. Petersburg in verschiedenen U-Bahn Stationen war, kann uns verstehen. Den Anderen helfen vielleicht diese Bilder.

Auf dem Weg zum Wochenmarkt machten dann meine Stiefel schlapp. Eine abgebrochene Sohle läßt sich nicht mehr Reparieren. So besorge ich mir Sportschuhe auf dem Basar (was für ein Glück am richtigen Ort zu sein) und nahm Abschied von meinem treuen Begleiter (mehr als 15 Jahre im Gebrauch).

9.9.

Ein gemütliches und luxuriöses Zimmer scheint schon etwas mit gutem Schlaf zu tun zu haben! Wir schliefen hervorragend und genossen ein typisches, dieses mal reichhaltigeres, Frühstück.

Natürlich gab es hier nun Eierspeise, Tee, Kaffee und Weissbrot. Was es aber auch immer als Zugabe gibt, sind etliche Süßspeisen, beginnen wir bei Marshmallow, kandierten Früchten und Nüssen, süßem Gebäck und Bonbons in verschiedene Varianten und natürlich Obst.

Für den späten Nachmittag habe wir uns bereits den Spa Bereich des Hotels inkl. dem Pool reserviert, ich bin gespannt. Bevor wir nun noch etwas die Stadt erkunden wollen ein kleiner Blick von unserem Balkon.

Den Nachmittag verbrachten wir mit Sightseeing. Tashkent ist halt eine Großstadt. Beim Straßenwechsel mußten wir des öfteren acht Fahrbahnen überqueren. Hierbei zeigt sicht jedoch die freundliche Mentalität der Menschen. Die Autofahrer setzten die Warnblinkleuchte an und bremsten und das nicht nur bei uns. Das ist hier anscheinend üblich. Es kann natürlich auch daran liegen, dass der Anteil von allseits anwesenden Ordnungskräften überproportional hoch erscheint! In der U-Bahn erlebten wir ein ähnliches Phänomen, uns wurde immer ein Sitzplatz angeboten.

Aber zurück zum Sightseeing. Hier gibt es mehr aktuelle Architektur zu bestaunen. Die Moscheen, sind bis auf wenige Ausnahmen recht neu und die alten können wenig mit z.B.denen in Xiva konkurrieren. Wir haben uns deshalb mehr auf die moderne und die leiblichen Genüsse konzentriert.

Hauptsächlich wollten wir das ultimative Plov-Universum finden. Den Tempel, wo dieses Nationalgericht zelebriert und verkostet wird. Wir hatten da auch so unsere Idee. Der Reiseführer nannte das “Plov-Kaffee” als die ideale Adresse. Wir also einen privaten Taxifahrer angehalten und ihn entsprechend instruiert. Es zeigte sich dann schnell, dass dieses unsere Wünsche verstand, nur über den Ort gab es Uneinigkeit. Wir fuhren los und ich konnte dank MapsMe die Strecke recht gut nachvollziehen. Alles lief prima, wir waren auf dem richtigen Weg. Kurz vor dem Ziel bog der Fahrer jedoch falsch ab, meine gestikulierten Einwände ignorierte er. So ging es bis an den Stadtrand. Wir hatten kapituliert und überlegten uns schon wie wir den Rückweg gestalten sollten. Dann plötzlich hielt er unmittelbar am riesigen Funkturm der Stadt an. Wenigsten noch ein schönes Bild, dachte ich so bei mir.

Dann sah ich es! Das ultimative Restaurant, riesig, über 200 Tische, mehrere traditionelle Plov-Kessel, es dampfte überall und es war mächtig was los. Unser Fahrer hatte unsere geheimsten Träume erkannt, kassierte 15.000 Som (1,5€) plus Bonus und entließ uns ins Paradies.

Hier wird ausschließlich Plov (ein Reisgericht, wer mehr erfahren will soll googeln) frisch zubereitet. Wir mussten ca. 15 Minuten warten, bis wieder eine Portion fertig war. Der Andrang war riesig und dementsprechend hat es auch geschmeckt. Danke, du unbekannter Taxifahrer.

Abends ging es dann in unser privat reserviertes Hotelbad. Bei Sauna, Dampfsauna und kaltem Pool entspannten wir.

Am späten Abend erreichte uns dann noch eine Mail, unser Flug am nächsten Morgen um 7:40 wurde gecancelt und auf 14:40 verschoben. Einerseits prima, wir können ausschlafen, andererseits verlieren wir so in Georgien Zeit und es bleibt die Unsicherheit, ob unser Anschluß / Taxiservice nun klappen wird. Es bleibt spannend.

10.9.

Wie zu erwarten, war unsere letzte Nacht in Tashkent unspektakulär aber ruhig und erholsam. Gegen 8:00 ging der Wecker und um 10:00 verließen wir das Hotel. Der Weg zur nächsten Hauptstraße betrug nur wenige Meter und so standen wir am Straßenrand und signalisierten den vorbeifahrenden Autofahrern, daß wir ein privates Taxi brauchen. Es dauerte keine 2 Minuten und jemand stoppe. Kurze Preisverhandlung und es ging ab zum 15km entfernten Flughafen. Wie bei den Bahnhöfen, erfolgte auch dort eine Pass- und Gepäckkontrolle bevor man das Gebäude betreten darf. Der Flugschalter von Usbekistan Airways war bereits geöffnet und wir reiten uns in die kurze Schlage ein. Hier wurde dann endlich einmal unser Impfzertifikat und die nötige Voranmeldung für Georgien gründlichst geprüft. Nach 5 Minuten!!! war alles erledigt und wir hielten unsere Tickets in Händen. Georgien wir kommen!

Über den Flug lässt sich nicht viel sagen, wir saßen am Notausgang und hatten reichlich Platz. Die Verpflegung war für einen 130€ Flug mehr als großzügig, UZ-Air ist ein Geheimtipp! Nach 3,5 Stunden landeten wir ohne Zwischenfälle in Tbilisi (Tiflis) und dort wurde es kurzfristig nochmals spannend.

Reisen in Zeiten von Covid-19, Teil 2.1 Usbekistan, Tashkent, Xiva und Bukhara mit der Bahn

29.8. Es geht weiter

Nachts – 1:50 – normale Menschen liegen bereits seit Stunden in der Koje. Wir treiben uns bis zur letzten Sekunde in der Lounge herum. Unter den letzten Passagiere gehen wir zum Gate und checken ein. Die Boing 777 der Aeroflot ist bereits gut gefüllt. Unsere Plätze liegen am Notausgang des Flügels und haben massig Platz. Jetzt bin ich froh, dass das mit dem Upgrade zur Comfortklasse nicht geklappt hat. Mehr Platz geht nicht, es fehlt nur der Fußhocker! So gut sitzend verschlafen wir fast den ganzen Flug, ok, es lag sicher auch am reichlichen Genuß von Flüssigkeiten. Erst als die Flugbegleiter Formulare verteilten wurden wir nach ca. 3 1/2 Stunden geweckt. Dank der Google Übersetzung konnten wir den Russisch / Usbekischen Text identifizieren. Wir sollten uns hierin verpflichten, in Quarantäne zu gehen. Selbstverständlich haben wir das nicht unterschrieben. Wir haben doch schließlich einen PCR Test!

Nach der Landung in Tashkent bot sich uns ein ungewöhnliches Schauspiel. Noch vor der Passkontrolle lag ein langer Schalter. Dahinter, durch eine Scheibe mit kleinen Durchreichen getrennt, standen 3 Personen die wild stempelten. Ich also in den Rummel, an allen vorbeigedrängt und den langen Arm mit unseren Zertifikaten wedelnd durch die Anreiche gestreckt. Siehe da, Unverschämtheit hilft, mir wird der Zettel entrissen, ungeprüft bestempelt (2 Sekunden) und zurückgereicht. Das war die Kontrolle zu Covid-19. Ich erspare mir hier jegliche weitere Kommentierung und verweise auf Russland. Die eigentliche Passkontrolle 🛂 interessierte das abgestempelte Formular überhaupt nicht und so sind wir nach weiteren 20 Minuten in Usbekistan. Schnell die Rucksäcke am Band abgeholt, durch den Zoll und draußen wartet bereits unser Fahrdienst zum Hotel. Nach einer kurzen Fahrt betreten wir glücklich unser Hotelzimmer, gehen frühstücken und liegen ab 8:00 in einem herrlichen klimatisierten Zimmer.

Ab 13:00 erkundeten wir die nähere Umgebung. Ich hatte zwar geplant, dass wir uns etwas mehr von Tashkent anschauen, ab der Flug steckt uns doch mehr in den Knochen und bei ca. 38 Grad ist der Nordeuropäer nicht ganz so agil. So erkundeten wir nur den Weg zum Südbahnhof (Tashkent-Xiva) und stärkten unser leibliches Wohl mit leckeren „Somsa“, dass sind mit Fleisch und Brühe gefüllte Teigtaschen.

Gegen 19:00 verließen wir unser Airport Hotel und machten uns auf zum ca. 3km entfernten Südbahnhof. Es dämmerte bereits und die Temperatur wurde langsam erträglich. Als wir gegen 20:00 am Bahnhof ankamen mussten wir nur noch durch die Sicherheitskontrolle (Pass, Ticket und Gepäckdurchleuchtung) und standen danach vor einem modernen, sauberen Bahnhofsgebäude. Solche Maßnahmen würde ich mir auch für D wünschen, dann sähen unsere Bahnhöfe nicht so „versifft“ aus. Da unser Nachtzug ab hier eingesetzt wird, stand er schon auf dem Gleis und wir konnten recht zügig, das heißt, nachdem wir dem Wagonschaffner unsere Ticket gezeigt hatten, unser Zugabteil betreten. Die frische, eingepackte Bettwäsche nebst Handtuch lag bereits bereit und so sah dann nach einigen Minuten unser Abteil wie folgt aus.

1. Klasse Schlafabteil, 1400km Tashkent-Xiva, 21:00 – 11:00 = 14Std. Zugfahrt

Nachdem fahrende Händler und Zugpersonal uns mit den nötigen Flüssigkeiten versorgt hatten, dauerte es nicht lange und gleichmäßige Atemtöne drangen aus unserem Abteil. Wir schliefen herrlich und zumindest ich träumte vom Orientexpress und dass für 40€ pro Person. (App Uz Railway, erlaubt Buchung, Bezahlung, Ticketdruck und Stornomöglichkeit bereits von D aus).

30.8.

Wir hatten während der Zugfahrt das Abteilfenster geöffnet und so wurde ich gegen 8:00 von leichtem Sandflug geweckt. Die Wüste schickte uns ein leichtes Hallo ins Abteil.

Nach der Morgentoilette (diese Örtlichkeiten sehen anscheinend überall gleich ungemütlich aus) verbrachten wir die restliche Zeit mit „Wüste gucken“. Kurz vor Xiva ändert sich die Landschaft und die Oase begrüßte uns mit grünen Baumwollfeldern.

Vom Bahnhof bis zu unserer Unterkunft sind es etwas 1,5 km und so trotten wir bei 40 Grad aber sehr trockener Luft los. Das was wir bisher sehen ist recht menschenleer. Kein Tourist weit und breit. Dafür sehr viel Betrieb bei den Einheimischen, die Stadt putzt sich gerade heraus.

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Stadtmauer vom historischen Kern

Unsere Pension liegt zentral und günstig zu den Sehenswürdigkeiten, wir werden bereits erwartet, duschen schnell und ab gehts zur Besichtigung.

in dieser Straße liegt rechts, hinter Büschen, unser Guesthouse
Buchung über Booking.com möglich, empfehlenswert
Frühstück am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen

Zuerst kaufen wir ein Zweitagesticket (inkl. Museen, p.P. 100.000 Som ca. 8€) und dann öffnete sich für uns das Tor zu 1001 Nacht. Nein, wir haben Sindbad oder Aladin nicht gesehen, aber die Möglichkeit bestand zu jeder Zeit!

Blick vom höchsten Turm der Stadt
Das war im Mittelalter eine Herberge

Winterpalais des Kalifen, wenn es zu kalt wurde, ging’s in die Jurte

….sonst saß er hier

Abend ging es dann in ein mir bekanntes Restaurant und hier gab es Schaschlik, meine Augen waren größer als der Magen.

1/2 Liter eiskaltes Bier, 5000 Som, 40 Cent. Es blieb nie bei einem Gläschen
Wir beginnen mit Salätchen und mittelgroßen Kebabspießen.
die sehen nicht nur so aus, die waren riesig. Rind und Huhn
31.8.

Tagsüber erreichen die Temperaturen über 40 Grad, nachts fällt das Thermometer bis an die 10 Grad Grenze. Mit offenem Fenster schläft es sich herrlich und so starten wir ausgeruht in den 2. Tag. Altstadt und ein Besuch beim Barbier stehen auf der Wunschliste. Abends besuchen wir ausserhalb der Stadt ein gemütliches Gastro und schlendern danach durch eine erleuchtete Altstadt.

Rasur für 12000 Som, 95 Cent. Das Trinkgeld 10.000

Vor einer Bank, wartet man auf einer Bank. Wir beim Wechselgeschäft
Äußeres Stadttor

es wird noch leerer, die Einheimischen gehen nach Hause

Blick in den Nachthimmel, Vordergrund Gräber, dahinter ein Mausoleum

1.9.

Die Wetterprognosen für heute und morgen gehen weiterhin in Richtung Backofen. Wir werden wahrscheinlich die 40 Grad überschreiten und die Nächte werden mit 19 Grad spürbar wärmer.

So ist für heute ein gemächlicher Tagesablauf angesagt. Wir erkunden die nähere Umgebung, machen öfters Rast und tanken Flüssigkeiten (Wasser, Cola und Saft). Auf unserem Weg liegen der Sommer- und Winterpalast der letzten Herrscher (vor der Sovietzeit) und ein Mausoleum eines islamischen Würdenträgers. Alles Orte, die in jedem Reiseführer zu Xiva stehen. Ich erspare mir deshalb Einzelheiten. Nachmittags erreichen wir eine Ausfallstraße und an derem Ende, d.h. Stadtausgang finden wir einen kleinen Basar, wo wir uns mit vielerlei Nüssen, Trockenobst, Süßgebäck und Trauben eindecken. Abends sitzen wir in unserem bekannten Restaurant und essen Schaschlik.

überall quillt reines Süßwasser aus dem Boden, hier wird es gesammelt
Mittagszeit, kein Mensch auf der Straße
Mausoleum von Said Moxi Ruy Saaxon, Familiengrabstätte der Khane
anderer Blickwinkel, direkt am Haupteingang

Vor den Gräbern und immer mit Aufsicht

Eines der vier identischen äußeren Stadttore
entweder Khiva oder Xiva und es gibt noch mehr Schreibweisen
unser Beutezug inkl. echter usbekischer Fellkappe
der kluge Käufer kauft beim Erzeuger, nicht in der Altstadt 🙂
so lecker! Rind, Huhn, kleiner Lammspieß und Nudeln mit Soßen. 170.000 Som

2.9.

Heute nehmen wir den Nachtzug nach Buchara. Wenn alles klappt sitzen wir ab 16:00 in unserem bekannten Abteil und rattern in die Wüste / Nacht. Gegen 00:15 sollten wir ankommen und wenn alles klappt, holt das Guesthouse uns am Bahnhof ab. Für den Notfall habe ich aber auch die GPS Koordinaten in MapsMe gespeichert. Eine klare Empfehlung für diese Android Offline App. Gegen 12:00 werden wir unsere bisherige Unterkunft verlassen. Ich denke, eine Rasur gönne ich mir noch und dann suchen wir uns ein schattiges Plätzchen und dösen, mit einem kalten Bier 🍻, in den Tag hinein.

3.9.

Pünktlich erreichten wir Buxhara (eine von vielen Schreibweisen). Unser Shuttleservice ließ uns 10 Minuten warten, danach trafen wir unseren Fahrer und es ging schnurstracks in die Stadt. Nach einem kurzen Smalltalk lang wir gegen 1:30 friedlich in unseren Betten. Ab 10:00 erkundeten wir die Stadt. Hier ist alles etwas weitläufiger und die Moscheen und Gelehrtenschulen noch pompöser als in Xiva. Was bleibt sind die Temperaturen. Das Thermometer steigt ab 10:00 gnadenlos in Richtung 40 Grad. Übrigens im Winter fallen hier die Temperaturen auf bis zu -25 Grad. Überall werden wir sehr freundlich und zurückhaltend begrüßt. Kein Händler der einem etwas aufschwatzen will. Dies ist umso erstaunlicher, als auch hier nur wenige Touristen anwesend sind. Man fragt uns des öfteren, wann wir glauben, dass wieder mehr kommen, unsere Antwort darauf ist immer gleich, wir wissen es nicht. An den teils betroffenen Gesichtern sieht man, wie schlimm es ist. Seit 2 Jahren sind wir z.B. die ersten Gäste in unserem sehr schönen und freundlichen Guesthouse.

In den nächsten zwei Tagen erkunden wir die Innenstadt, essen Plov (Reisgericht) bei einer privaten Familie und schauen kurz bei einer Hochzeit vorbei. Natürlich nutze ich die Gelegenheit und gehe wieder zum Barbier. Wir finden ein einfaches Restaurant und essen lecker Hühnchen mit „Pilz“ und Vodka. In einem Einkaufszentrum genehmigen wir uns einen Burger und besorgen uns die ersten Souvenirs. So vergehen 2 Tage.

Medrese, Koranschule keine Moschee

Hauptmoschee von Buchara, Gebetszeit, der Vorplatz ist voll
der Turm ist aus dem 12. Jahrhundert, bei Tag und Nacht

pp

Ein alter Mann sprach uns an, wir nahmen an und speisten in einem 200 J. altem Haus, Plov
Hinterhoffund, leckeres Hünchen, Salat und Bier für 77000 Som, 6€
wenn das Gretel sieht, Plastikbecher und Strohhalm, Friday for Future unbekannt
Gleich ist der Bart ab, kosten 12000, ich gab 30000, 10000 gab es zurück
Stiftung einer Koranschule für seine 4 Töchter, jeder Turm ist etwas anders

Unser erster und letzter Blick auf den Marktplatz

Morgen, am 5.9. haben wir noch einen 1/2 Tag. Ab ca. 13:00 müssen wir Richtung Bahnhof. Dann geht es mit dem Taschkent ICE 🚅 mit 250 km/h ins benachbarte Samarkand. Wir sind gespannt.

Ende Teil 2.1, Fortsetzung 2.2

Reisen in Zeiten von Covid-19, Teil 1, RUS (Norilsk nach Krasnojarsk, Postschiff)

„Reisen ist, wie beim Gärtnern auf die Harke zu treten – Man spürt, daß man lebt.“

Ich habe dieses Zitat vor Jahren irgendwo gelesen und ich muß sagen, nie war es so treffend wie zur jetzigen Zeit. Nach mehr als 1 Jahr Lockdown, müssen wir einfach raus. Bereits vor 6 Monaten hatte ich diese Reise 🧳 rudimentär geplant. Nun ist sie ganz anders geworden, aber ich hoffe, es „passt schon“.

Am 19.08.21 geht es los.

Zuerst mit der Bimmelbahn nach Düsseldorf. Dort übernachten wir, ca. 400 Meter vom HB in einem Leonardo Hotel 🏨. Am nächsten Morgen startet dann unser Lufthansa ICE, 1. Klasse Richtung Frankfurt Flughafen. Wir können dort direkt am Bahnhof 🚉 einchecken, das heißt wir müssen nicht erst die langen Korridore bis zum Flughafen Hauptgebäude mit unseren Rücksäcken zurücklegen, sondern werden sie bereits früher los. Hört sich in der Theorie recht praktisch an. Ich werde berichten!

20.08.

Lufthansa Flug nach Moskau (DME)

Der Wecker nervte heute um 4:45. Der Fußweg war nur kurz und so waren wir pünktlich um 6:19 am entsprechenden Bahngleis. Zum Glück gab es heute keine Warnstreiks und so düsten wir komfortabel Richtung Frankfurt Fernbahnhof.

In der Theorie sollten wir dann bereits dort einchecken können – aber merke: Reiserucksäcke sind für die DB Sportgeräte und können nicht komfortabel aufgegeben werden. So mußten wir halt noch etwas weiter laufen, ist halt gut gegen Flugtrombose. Nachdem wir dann problemlos unsere Tickets erhalten hatten ging es noch schnell in eine Lounge.

Wir nutzen die verbleibende Zeit bestmöglich (Prost) aus und waren dank fast Lane schnell in unserer kleinen A320 Neo. Beim Boarden wurden wir zum zweiten mal gründlich auf Einhaltung der russischen Einreiseregeln überprüft. Ist das Visum dabei, liegt der Covid PCR Test in russisch vor, ist die besondere russische Corona Erklärung auch richtig ausgefüllt? Ja, das war es und im Flugzeug wurden wir dann nochmals auf das korrekte Ausfüllen dieser Erklärung durch die netten Flugbegleiter hingewiesen. Nach diesen Formalien genossen wir den Flug bei reichlich Sekt und sehr gutem Essen. Pardon, ich vergaß vorher zu photographieren.

Die Kontrollen in Moskau waren etwas zeitaufwendig, d.h. Es dauerte etwas bis wir an der Reihe waren. Der eigentliche Prozeß war nach gefühlten 5 Minuten erledigt. Hinter den Einreisebeamten erfolgte dann die angekündigte Covid Kontrolle und wie sah die aus? Wir mußten nur das Formular einer gelangweilten Matroschka in die Hand drücken. Ob wir einen PCR Test haben, ob dieser positiv oder negativ ist, was interessiert das einen Russen? Selbstverständlich tragen max. 10% der Reisenden am Flughafen eine Maske und ich war ehrlich froh, sie endlich ablegen zu dürfen.

Jetzt schnell Geld tauschen, Telefonkarten besorgen (1 Std. Gesprächszeit nach D für Dani und 15 Tage unlimited Internet für mich) und schwups sind die ersten 3500 Rubelchen weg. (80RUB=1€)

Wir sind nun im Inland (13:00) und mußten für einen Inlandflug nach Norilsk einchecken. Das war nicht ganz einfach. Norilsk ist die nördlichste Großstadt dieser Erde, trägt dazu den Titel dreckigste Stadt von 🇷🇺 und ist normal für Ausländer nicht zugänglich. Wir hatten aber dank unseres hervorragenden Reisebüros ein Permit. Unser Problem war es, das dies Aufwendig war und niemand Lust am Flugschalter hatte, einige Telefonate zu führen, um die Rückbestätigung der Echtheit zu erhalten. Es war etwas „Überredungskunst“ am Serviceschalter von NordStar Airline nötig und dann klappte es. Nach dem Check-In suchten wir die Business Hall auf und lassen es uns gut gehen. Unser Weiterflug startet gegen 22:40 und am nächsten Tag, sollten wir dann gegen 7:00 in Norilsk ankommen. Hoffentlich wartet unser Fahrer auf uns!

21.08.

Der Flug verlief problemlos und startete mit einem grandiosen Blick auf das nächtliche Moskau. Nach einem kleinen Happen, etwas Tomatensaft und Wasser, versuchten wir beide zu schlafen und so verging die Zeit recht schnell. Überflüssig zu sagen, nur wir trugen eine Maske, die beiden Alien aus „Nimetzki“ 🇩🇪. Pünktlich gegen 7:00 landete unser Maschine und ich wurde so spät wach, dass ich nur noch ein paar Blicke aus dem Fenster der sich im Anflug befindenden Maschine werfen konnte. Tundra weit und breit. Keine Bäume nur Gras, Sträucher und viele Tümpel. Wir waren offensichtlich die einzigen Fremden im Flugzeug. An der Sicherheitskontrolle erwartete man uns bereits und hier trug nun jeder unserer Mitreisenden auf einmal eine Maske. Pass und Permit wurden gründlichst begutachtet und kopiert. Dann kam noch ein Sicherheitsbeamter und von der Kopie einer Kopie wurde nochmals eine Kopie erstellt. Es lebe die Bürokratie! In Preußen wurde sie erfunden, aber in Russland offensichtlich perfektioniert. Als wir dachten es ist geschafft, kam ein Dritter hinzu, kassierte unsere Pässe und wies uns den Weg ins Obergeschoss in eine Polizeistation. Das Gefühl hinter geschlossenen Polizeitüren, Blick auf einen Bildschirm mit Fingerabdrücken und Ermittlungsakten und einem mürrischem Beamten ist etwas besonderes…. normalerweise würde ich meckern, aber in Russland gibt es Situationen, wo das nichts bringt oder wie Dani sagte „Du wolltest ein Abenteuer, dann genieße es auch…;-)“

Was wir hier sollten, ich weiss es nicht, doch halt, vielleicht lag es daran, dass eine vierte Kopie erstellt werden sollte. Auf jeden Fall dauerte es danach nicht mehr lange und wir wurden entlassen. Es kann aber auch an meiner bewährten Strategie liegen, die Russen mit Englisch zu konfrontieren. Hier am Ende der Welt spricht kein Beamter Englisch und dann ist es dem Russen einfach peinlich, bzw. es findet sich keine Möglichkeit den Anderen zu schikanieren.

Also den Weg zurück in den Sicherheitsbereich, zum Packband und da lagen bereits unsere Rucksäcke. Nach einem kurzen Scheck der Tickets durften wir dann endlich den Sicherheitsbereich verlassen.

Leider hielten wir dann nach unserem Fahrer vergeblich Ausschau. Nach einem klärenden Telefonat wußten wir Bescheid. Er wartet draußen und so fügte sich alles zu unserem Wohlgefallen. Die Autofahrt von Norilsk nach Dudinka dauerte ca. 50 Minuten, die Straße war recht „wellig“ und wir wurden ordentlich durchgeschüttelt. Am Fähranleger angekommen, konnten wir unser Gepäck sicher deponieren. Danach brachte der Fahrer uns noch in die nahe gelegene (3km) Innenstadt. Vor einem Kaffee setzte er uns ab und so hieß es nun für uns die nächsten 9 Stunden noch totzuschlagen.

Im Winter schauen die manchmal vorbei

Nach einem leckeren Frühstück in der Kaffeebar erkundeten wir den Stadtkern.

Hier gibt es nicht viel nennenswertes. Eine trostlose Arbeiterstadt. Leider spielte das Wetter auch nicht mit (regnerisch bei 14 Grad). Einzig der Besuch eines stylischen Restaurants zur Mittagszeit

Unser kleine Pizza und Sushi Bude

und der Besuch des Naturkundemuseums lockerten unser Wanderung durch diese Stadt auf. Wir waren hundemüde und gegen 17:00, es regnete zwischenzeitlich durchgehend, zog uns ein Bushäuschen magisch an. Die Sitzbank war lang und so schliefen wir für eine Stunde ein. So ein Stündchen kann recht belebend wirken! Danach suchten wir unser bekanntes Kaffee auf, genossen ein typisches russisches Menue bestehend aus Bortsch, Soljanka, gefüllten Paprika und Hühnchen mit Kartoffeln. Wir waren gestärkt und ausgeruht für den Weg zum Bootsanleger. Gegen 21:00 (da sollt das Schiff ankommen) waren wir auch dort, vom Schiff fehlte zu diesem Zeitpunkt aber jede Spur. Es sollte sich zeigen, dass es mit 1 1/2 Std Verspätung gegen 22:30 ankommen sollte. Der Zugang zum überdachten Anlagedock war mit einem roten „Zutritt verboten“ Schild abgesichert. Und niemand wagte sich an dem Schild vorbei – auch wir nicht. Dies wurde von einer Katze und einer älteren Dame hinter einem Vorhang eines Büros überwacht. Aber dann – ein anderer Mitarbeiter zeigte Erbarmen und machte – nur für uns – den Weg frei. Wir warteten alsdann warm und trocken in der Ankunftshalle, der Rest durfte draußen bleiben.

Als das Schiff denn endlich festgemachte hatte, die Passagiere und die Fracht abgeladen waren, wurden wir zu unserer Kabine gebracht. Die altbekannte, urgemütliche 1. Klasse (Stand Russland der 60er) Unterkunft erwarte uns und es dauerte nicht lange, da ertönten sehr gleichmäßige Atemgeräusche aus dieser Kabine. Wir sind angekommen.

22.09. Beginn der Bordzeit

Auf dem Postschiff! Wie Tote schiefen wir, als um 6:00 der Wecker ging wurde dies ignoriert und die ersten Lebenszeichen zeigten sich erst gegen 8:00 🕗.

Unser Kabine erinnert an ein Zugabteil des Orientexpress aus den 60er. Zwei Sofas, die als Bett genutzt werden, ein Tisch quer zum Fenster, ein Kleiderschrank und ein Waschbecken. Toilette und Duschen befinden sich auf dem Gang. Alles ist gepflegt und blitzsauber. (Da ich diese Zeilen mit Verspätung schreibe, sei noch erwähnt, das rund um die Uhr gesaugt und geputzt wird. Selbst um 2 Uhr Nachts werden die Toiletten gesäubert).

Wir genießen nun die Fahrt. Die nächsten Tage dienen der Erholung. Lecker Frühstück, Mittagessen und Abends auch noch ein Happen. Alles Hausmannskost (landestypisch) und angenehm preiswert. Beispiele gefällig? Flasche Bier 1€, das Frühstück mit Pfannkuchen, Speck und Ei, 2 belegte Sandwich mit Schinken und Ei, dazu Tee für zusammen 7€ (für zwei!!). Mittags und abends zahlen wir durchschnittlich 14€. Wir sitzen viel im Zimmer und schauen 👀 raus, laufen über Deck oder sitzen an Deck und versuchen diese Weite der Taiga zu erfassen. Das Ufer ist stellenweise fast aus der Sichtweite, so mächtig ist der Jenneseij. Jenseits des Ufers plattes Land und endlose Wälder. Man schläft ein und nach dem Aufwachen gibt es keine Veränderung. Wasser und Wald. Nach dem ersten Tag wird das Wetter merklich milder und es hört auf zu regnen. Am zweiten Tag hält man es an Deck bereits länger aus, Wind und Temperaturen werden angenehmer. In den nächsten Tagen sollte die Temperatur bis auf 28 Grad ansteigen. Wir können für den Rest unserer Reise die warmen Sachen im Rucksack verstauen. Es folgen nun Bilder

Kleiner Happen aus dem Bordkiosk. Teigtasche (warm oder kalt) mit Kartoffelfüllung
2. Deck, vor unserer Kajüte, das Schiff ist recht leer
Hop on Hop off, wenn das Ufer zu Flach ist, erfolgt der Zustieg per Boot
Täglich werden wir mit lokalen Nahrungsmittel versorgt
Eine kleine Ortschaft

26.08.

Vorweg, danke für die Geburtstagsgrüße!

Die Tage plätschern so dahin. Entspannung pur. Es wird von Tag zu Tag wärmer, wir hatten bisher keinen Regentag und so genießen wir tagsüber die frische „Seeluft“. Stellenweise kommt es uns wie auf einem großen See vor. Das Ufer rückt in weite Ferne. Dann plötzlich rücken die Ufer recht nah beisammen und steile Klippen säumen unseren Weg. Hier und da sehen wir einsame Siedlungen und manchmal, machen wir dort einen kleinen Stop. Während Passagiere zusteigen oder Waren verladen werden, bleiben meistens 10 Minuten für einen Beutezug bei den Einheimischen. In windeseile werden bei unserer Ankunft Tische aufgestellt und es gibt einiges zu kaufen. Hauptsächlich das, was die Natur an dieser Stelle bereit hält: Erd-, Him- oder Blaubeeren und natürlich auch andere Leckereien. Wir kaufen, was unsere Mitreisenden erwerben. Die können sich doch nicht irren!

Lecker 😋

Geräucherter Fisch mit Himbeeren, unser erster Landgang
Wir wurden mutiger, warme Frikadellen und zum Nachtisch Blau- Himbeeren
Landungssteg und dahinter die Verkaufstische, man erwartet uns bereits

So langsam näheren wir uns der ersten größeren Ansiedlung. Jenneseij, der aufmerksame Leser eines alten Blogs wird sich vielleicht erinnern. Das ist die Ortschaft, von wo wir bereits einmal einen Kurztrip mit dieser Schiffslinie gemacht haben. Bis Krasnoyarsk sind es noch 1 1/2 Tage. Kurz etwas zu Covid-19. Hier auf dem Schiff kümmert das Thema offensichtlich niemanden. Ich bin gespannt, wie unser PCR Test in Moskau ausfallen wird.

Aber soweit ist es noch lange nicht und so genießen wir unsere Bordzeit.

24.8 Rückblickend wollte ich noch meine Geburtstagsfeier – wohl mehr ein Menü mit etwas flüssiger Unterstützung – posten. Es fing morgens deftig an und endete abends. Leider feierte an diesem Tag auch ein russischer Großkopf (er mit 2 Bodyguards) und ab 22:30 wurde es uns zu ungemütlich und so kam ich nicht mehr zum Wodka, es wurde dann halt ein Schlummertrunk aus meinem Whiskyflachmann. Allerdings weiss ich jetzt, dass es auf dem Schiff auch eine Präsidentenkabine mit Doppelbett und eigener Dusche gibt, vielleicht machen wir die Reise ja nochmal 😉

warmer Toast mit Schinken, Käse und Majo
lecker Schnitzel, Kräuter, Pilze und Käse
Salätche mit Huhn und ein bisschen Grünzeug
eingelegte Rohkost

27.08.

Der letzte Tag unserer Schiffsreise brach mit Liegezeit an. In der Nacht zog Nebel auf und das Schiff 🚢 machte mitten im Fluß fest. Es dauerte bis 10:30 bis der Kapitän sich zur Weiterfahrt entschloss. Dadurch wird sich unsere heutige geplante Ankunft (20:00) in Krasnoyarsk entsprechend verzögern. Gut, daß wir ein Hotel gebucht haben und unser Weiterflug nach Moskau erst am Abend des Folgetags beginnt. So sind wir recht entspannt und genießen die morgendliche Stimmung.

Gegen 11:00 passieren wir die berühmten Stromschnellen, hier ist der Jenneseij extrem schmal und die Fahrrinne nur wenige Meter breit. Links und rechts des Schiffs kräuselt sich das Wasser. Wahrscheinlich ist das auch der Grund unseres Stops in der Nacht, man wollte diesen Teil der Passage nicht im Blindflug überwinden. Unser Schiffchen ist ja bereits mehr als 65 Jahre alt und bei so einer alten Dame sollte man recht vorsichtig sein 😆.

die Besatzung prūft die Wassertiefe und schaut nach Felsen

Seit einigen Tagen genießen wir den sibirischen Spätsommer. Der Himmel ist nur schwach bewölkt, die Sonne scheint fast durchgängig und die Temperaturen erreichen angenehme 25 Grad. Nachts fallen die Temperaturen Richtung 10 Grad und unsere Außenkajüte wird gut durchgelüftet.

Nach einem kleinen Mittagsschläfchen müssen wir langsam Packen. Irgendwie freue ich mich auf unser Hotel. Meine Koje, (das Sofabett) war leider 10 cm zu kurz, was mich nicht am Einschlafen hinderte – aber für etwas Rückenschmerzen am Morgen sorgte. Das nächste Mal melden wir uns wahrscheinlich vom Flughafen in Moskau. Dann haben wir bereits die eigenen Antigentests hinter uns und warten auf ein hoffentlich negatives Ergebnis des offiziellen PCR Tests. Hier sind wir guter Dinge, schließlich haben wir gut gegessen, viel frische Luft genossen, reichlich geschlafen und gründlichst mit Alkohol desinfiziert.

Läuft alles wie geplant, geht es dann weiter nach Usbekistan 🇺🇿. Abschließend noch ein Bild vom Bild, unser Schiff und die Route.

oben links ist Dudinka (Schiffchen) und der rote Name unten links steht für Krasnoyarsk. Der rote Querstrich ( mit dem langen roten Namen) kennzeichnet den Polarkreis. Der gestrichelte gelbe darüber den Beginn der Arktis. Das erklärt die Eisbären in Dudinka, zum Glück hatten wir Sommer.

28.08. unser letzter Tag in Russland bricht an

Erinnert sich noch jemand an den Nebel? Unsere Liegezeit vor den Stromschnellen war im Nachhinein betrachtet doch wesentlich länger, als ich es empfunden hatte. Eigentlich sollten wir am 27. um 20:00 anlegen und dann ganz gemütlich zum naheliegenden Hotel schlendern. Etwas Krasnojarsk genießen, um dann frühzeitig in ein richtiges Bett zu kriechen. Daraus wurde leider nichts. Unser Schiff kam erst gegen 5:30 morgens an. Mehr als 9 Stunden Verspätung! Dann war der Liegeplatz noch etwas anders und wir hatten Hektik beim Auffinden unseres Hotels. Gegen 6:00 lagen wir dann aber glücklich in einem schön klimatisierten Zimmer und ratzten bis 11:00 Uhr.

Ab 12:00 erkundeten wir die nähere Umgebung und machten uns langsam auf zum Airport.

Dort gab es dann beim Check-In noch etwas Diskussionen betr. des PCR Tests. Zuerst hieß es, wir bräuchten einen Test, aber wir einigten uns dann darauf, dass dies ein Inlandsflug sei und wir erst in Moskau den Test machen müssten. Als wir endlich den Schalter verlassen, ist die Schlange hinter uns gewaltig. Zum Glück waren wir die Ersten!

Der Flug von Krasnojarsk nach Moskau verlief ereignislos. Wir saßen super an den Notausgängen und hatten reichlich Platz. Angekommen in Moskau buchten wir dann unsere PCR Tests. Das geht am Flughafen an vielen Stellen und der Ablauf ist recht fix. Wir bezahlten insgesamt 80€ und hatten die Ergebnisse in 1 Stunde. NEGATIV – Impfen hilft halt!

In 🇩🇪 hätten wir für diesen Service bis zu 500€ gezahlt. Danach erfolgte der Check in für den Flug nach Usbekistan 🇺🇿, Tashkent. Ich muß nicht erwähnen, dass es niemanden interessiert, ob wir einen gültigen PCR Test haben!

Nun sitzen gemütlich in der Malevitz Lounge am Flughafen und genießen ein leckeres Buffet inkl. Getränken. Während ich dies schreibe, schläft meine Frau bequem auf einer Couch.

Unser erster Abschnitt neigt sich somit dem Ende entgegen und ich möchte noch einige „Thanks“ und Gedanken loswerden:

Wer solche eine Reise plant, dem empfehle ich die Dienstleistungen des Bremer Reisebüros von Fr. Knop. Die Dame ist nicht nur Autorin des Know How Reiseführers Transsibirische Eisenbahn, Sie versteht auch Ihren Job und hat einen tollen Servicepartner, Sputnik Reisen Krasnojarsk, der uns in Gestalt von Nadja (spricht deutsch) prima begleitete. Grundsätzlich empfiehlt sich immer eine russische SIM-Karte fürs Handy oder den iPad. Wir hatten beides, und zahlten „unlimited“ für 20 Tage, 3500 Rubel = 40€. Beim Thema Covid-19 machten wir in 🇷🇺 sehr eindeutige Erfahrungen. Dies mag einseitig in der Wahrnehmung sein, aber so haben wir es erlebt. Beim Thema Maskenpflicht und Tragen gibt es eine klare Tendenz. Die meisten tragen keine Maske, wenn eine getragen wird, bevorzugt der Russe die Mund oder Kinnversion. Die Nase 👃 muß frei im Wind stehen. Nur wenn ein Offizieller derart penetrant einem auf den Geist geht, wird überhaupt eine Maske getragen. Hierbei gibt es alle Versionen, von Strick bis Hightech ist alles dabei. Das Thema Covid scheint hier wenig zu interessieren. Wenn ich dies zu den hyperventilierenden Deutschen ins Verhältnis setze, ist der Unterschied gravierend. Wie sagte hierzu ein Russe zu mir: „ihr Deutschen habt Angst vor dem Leben“, eine interessante Ansicht! Zum Schluß noch etwas zum Thema leibliches Wohl und Erholung: Der „Priority Pass“ ist eine feine Sache.

Usbekistan – 1000 und eine Nacht (13.-18.9.19)

13.9. Samarkand

Man erwartet mich bereits. Der Hausherr dieses kleinen Familienhotels, es ist mehr eine Pension, öffnet die Einfahrt und ich kann die BMW im Innenhof abstellen. Geschafft….

Man hilft mir beim Entladen und ich beziehe mein Zimmer. Schnuckelig klein, ordentliches Bett, sauberes Bad und AC.

Herrlich.

Bei booking.com: Sherxan House, GPS: 39.662217, 66.976783

Eine schnelle Toilette, aus den Motorradsachen raus und ab in die nächtliche Stadt. Mein Hotel liegt strategisch günstig, nur 500 Meter zum Registran. Auf dem Weg dorthin komme ich an einem Frisör vorbei und da fällt mir mein 3 Tagebart ein. Morgen!

HJetzt nur keine Zeit verschwenden. Ich will heute unbedingt die Atmosphäre dieses Platzes spüren. Die nun folgenden Fotos geben nicht im Geringsten die Pracht und Farbenfülle wider. Das ging nur mit Stativ und ordentlicher Kamera. Mit dieser war ich dann bis 24:00 tätig und dann war mein Akku leer. Ich trottete ins Hotel

14.9.

Mein Wecker geht um 7:00. Herrlich geschlafen und ausgeruht genieße ich die morgendliche Dusche. Endlich warm und genügend Wasser. Mein Frühstück um 7:45 ist sehr reichhaltig. Verschiedene Schalen mit Obst und Nüssen, Omelett, Teigtaschen, Wurst und Käse sowie Brot und Tee. Mit Heißhunger mache ich mich darüber her. Das erste Essen seit 4 Tagen – Ok gestern habe ich auf meinem Zimmer eine russische Salami in 10 Minuten vertilgt.

Nach dem Frühstück will ich eigentlich los. Ich entscheide mich aber, noch nach der 🐮 zu schauen. Öl nachfüllen, Scheinwerfer tiefer stellen (in den letzten Tagen wurde ich oft mit Lichthupe begrüßt) und Luftdruck prüfen. Alles ok.👌

Gegen 11:30 dann zum Rasieren. Eine Wohltat, volles Programm, heiße Tücher, Kopfmassage, Gesichtsmassage, Rasur und verschiedene Wässerchen. Jetzt ratet mal?

Ich greife etwas vor. Preiswert und ehrlich. Nicht nur hier, sondern bei jedem Deal.

20.000 Som, das sind 2€

Vorher
Nachher, kein Blut

Danach dann Touristenprogramm. Etliche historische Gebäude, dazwischen ein riesen Softeis zu 5.000 Som und lecker Hühnchen in Soße mit Brot, Salat, einer Pulle Wasser und Tee. Na?? – 20.000 Som.

Samarkand empfiehlt sich für einem Kurztrip – Greta bitte weghören.

Ich war da!

Gegen 20:00, es ist bereits dunkel, gehe ich zurück zum Hotel. Kaufe noch Wasser und 1,5 Liter Bier (20.000 Som) und mache mich an die Pflege des Reisetagebuches und dieses Blogs. Morgen wartet Buchara auf mich und es sind nur max. 300 Kilometer. Ich hoffe, dort spätestens um 14:00, anzukommen.

15.9. Buchara (Buxoro)

Es waren 270 km und es wurde 15:00. Soviel schon einmal vorab. Gegen 10:00 startete ich in Samarkand. Das Frühstück war einfach zu lecker und dann habe ich mich noch etwas verquatscht. Gestern sind noch 3 türkische Motorradfahrer angekommen. Einer von ihnen in Deutschland geboren. Da war die Kommunikation einfach. Wir haben uns dann noch etwas über die Routen ausgetauscht, da die Jungs daher kamen, wohin ich noch muß.

Als ich dann mein Ziel erreichte, erwartete mich noch eine nette Überraschung. Ich wurde zum Mittagessen eingeladen. Mein erstes Plov. Lecker – und ja ich war fertig. 35 Grad auf dem Moped töten kurzfristig meine Lebensgeister, ich mußte ausdampfen!

Über die Fahrt an sich gibt es nicht viel zu berichten. Die Straße erlaubt streckenweise max. 60km/h. Manchmal ist mir schleierhaft, warum es dann auf der Straße nur stockend voran geht. Ich halte mich aber penibel an meine Vorausfahrenden und richtig, da stand dann meistens eine Blitze oder Fahrzeugkontrolle. Ich blieb bis jetzt unbehelligt. Die meisten Usbeken sprechen kein Englisch. Der einfache Polizist 👮‍♀️ hat dann wahrscheinlich keinen Bock sich das mit einem Touri anzutun und melkt lieber die eigenen Landsleute. Das ist so ähnlich, wie es mir vor 2 Jahren im Iran ergangen ist, man sollte es aber nicht übertreiben. Der Touri hat Welpenschutz, mehr aber auch nicht. In Usbekistan gibt es wenige Benzin-Tankstellen. Man tankt hier Diesel oder LPG (Methan). Wenn es dann alle 100 Km eine Tanke gibt, ist sie entweder leer oder aber es gibt nur 80er Oktan Benzin. Zuerst hatte ich Hemmungen. Dann mußte ich. Der Kuh ist es egal und seien wir einmal ehrlich, die Straßenverhältnisse lassen max. 💯 km/h zu. Die BMW dreht selten über 4000 Touren. Da spielt die Qualität des Benzins nur eine untergeordnete Rolle. Bisher kann ich kein klingeln vermelden. Auf der Etappe Morgen muß ich wahrscheinlich sogar von Händler am Straßenrand aus 1,5 Liter Plastikflaschen nachtanken. Die Strecke nach Chiva gilt als unterversorgt.

Kommen wir zurück nach Buchara. Ganz ehrlich, Buchara ist mehr touristisch angehaucht. Samarkand gefiel mir besser. Wer aber ein gewissen Flair plus touristische Infrastruktur sucht, ist in Buchara bestens aufgehoben. Alles sehr zentral. Sehr viele kleine Restaurants, schön an Teichen gelegen. (Dieter, um diese Zeit keine Stechmücken). Die Sehenswürdigkeiten fußläufig zu erreichen. Folgend eine kleine Auswahl.

Das Wahrzeichen der Stadt
Die Festungsanlage
Ein netter Stadtteich, hier läßt es sich gut essen

Nach Einbruch der Dämmerung kaufe ich mir noch eine große Pulle Bier und dann geht es zurück zur Pension. In dem Gassengewirr habe ich mich dann anfangs etwas verkaufen, aber mit etwas Schwierigkeiten fand ich dennoch zurück ins Nest. In Xiva speichere ich mir besser die Koordinaten der Pension, bevor ich mich dort ins Gewirr der Gassen wage.

Zum Schluß noch zwei nette Anekdoten:

Usbekistan ist u.a. das Winterquartier von unserem Weißstorch.

Im Orient ist diese Person wohlbekannt.

Ja das ist nur eine Attrappe
das ist Hodscha, der Till Eulenspiegel des Orients. Die Bucharer setzten ihm ein Denkmal

Wem es nun einmal nach Buchara verschlagen sollte, dem lege ich meine Pension sehr ans Herz. Freundlich, leckeres Frühstück im Garten und die Möglichkeit auch dort mittags zu essen. Zentrale aber ruhige Lage sind selbstverständlich.

Booking.com: Nurobod Guesthouse, GPS: N 039 46.538, E 64 25.702

16.9. Oase Xiva

Pünktlich um 7:00 ging der Wecker. Eigentlich die gleiche Routine wie an den vorangegangenen Tagen. Nur der Ort des Frühstücks war diesmal anders. Ich speiste in einem wunderschönen Innenhof, mit tausenden Blumen und Vogelgezwitscher. Gerne hätte es noch einen Tag mehr sein können. Aber es lagen gut 460km vor mir und ich wollte auf keinen Fall, erst in der Dämmerung in der Oase ankommen. So brauste ich um 9:30 los. Die ersten 50 km waren leider in einem schlechten Straßenzustand und ich kam nicht wirklich von der Stelle. Danach aber wurde ich mit der ersten Autobahn Usbekistans belohnt. 300km, bester Asphalt und schnurgerade durch die Wüste. Es gab nicht viel zu sehen, bis vielleicht die Teilnehmer der diesjährigen Seidenstraßentour. Deutsche und Schweizer mit ihren Wohnmobilen. Ich überholte im Laufe des Tages mindestens 20 Gefährte. Irgendwann, ich lag gut in der Zeit, machte ich Rast und genoss turkmenische Hausmannskost. Lecker 😋

Gegen 15:00 erreichte ich mein Guesthouse und ging erst einmal duschen. Es wird nun von Tag zu Tag wärmer. Heute waren es 40 Grad, wolkenlos.

Danach dann ab die in Oase. Das Wort Oase impliziert hier aber etwas, was so nicht ist. Nichts da mit Sand, Palmen und Wasser. Xiva präsentiert sich als ganz normale Stadt. Das diese inmitten der Wüste liegt und aus einer Oase entstanden ist, bleibt dem normalen Besucher verschlossen.

Xiva ist UNESCO Weltkulturerbe. Die gesamte Innenstand und der Festungswall sind erhalten. Es gibt viel zu sehen, unzählige Moscheen, Türme und Museen. In die „innere“ Stadt kommt man nur mit gültigem Ticket. Auch hier sind die Preise sehr human. Das VIP-Ticket, 48 Std. Gültigkeit kostet ganze 15€. Ich brauche nicht ganz so viele Museen und entschloß mich die Standardvariante zu 10€ zu kaufen. Dann ging es rein in die Stadt.

Als es gegen 20:00 dunkel wurde, hatte ich für heute genug. Ich ging essen und dann zurück zum Guesthouse.

17.9.19

Nach einem nicht ganz so reichhaltigen Frühstück, machte ich mich auf den Weg, in die innere Oasa. Der große Vorteil dieser Unterkunft, ist seine Lage. Als Selbstfahrer kommt man gut an und es sind nur 5 Minuten bis zum Westtor. Einige andere, außerhalb gelegene Sehenswürdigkeiten, liegen sogar noch näher. Für insgesamt 37$ will ich da nicht meckern. Es ist sauber, die Eigentümer freundlich und hilfsbereit, das Frühstück mehr als ein französisches Baguette und die Dusche gibt reichlich warmes Wasser ab. Leider hat das Zimmer kein Tageslicht und im Badezimmer müffelt es etwas. Ich würde es mit einer 3+ bewerten.

Booking.com: Rustambey House Xiva,

GPS:N 041° 22.943, E 60°21.468

Was dann folgte war meine ganz private Sightseeingtour. Strahlend blauer Himmel und bis zu 40 Grad verlangten eine regelmäßige Pause. Öfters bunkerte ich Wasser und saß etwas länger im Schatten, um die Umgebung in mich aufzunehmen. Schön waren immer die öfters vorbeikommenden deutschen Tourigruppen mit Führung. Gegen Mittag ging ich zurück zum Hotel und machte 2 Stunden Siesta.

Direkt 💯Meter die Straße raus befindet sich eine Nationalbank.

NBU Bank Xiva, Milly Bank, gute Kurse, tauscht ¥, $, £ und €. Auch Western Union Auszahlungen sind möglich.

GPS Standort: 41.384914, 60.358427

Dort tausche ich dann noch 30$, das sollte mehr als reichen für das heutige Schaschlik und die Spritkosten bis zur Grenze von Turkmenistan.

Danach ging es wider in die Innenstadt, diesmal zuerst zum Barbier. Ich bin auf den Geschmack gekommen. Die Jungs machen das hier echt gut 😊 und ich schlafe dabei fast ein. Danach folgt der Besuch von weiteren Moscheen oder anderen historischen Gebäuden. Mit meinem Pass komme ich fast überall hinein. Es gibt z.B. 36 Museen. Nur auf ein Minarett bin ich nicht rauf. Mein Fuß macht das immer noch nicht mit.

Blick über die Stadt
Auf dem Weg zum Westtor, innere Stadtmauer
Am Westtor, stadtauswärts
Rest äußerer Befestigungsring, Stadttor
Das Wahrzeichen von Xiva, nicht hoch aber dick
Innenraum Sommermoschee
Gräberfeld
Eingang Grabstätte
Hier begraben

Separat noch der Harem des Emirs von Xiva. Hier lebten bis zu 100 Frauen. Völlig abgeschieden vom Rest der Welt. Mit 5 kamen sie hinein. I.d.R. verkauft von Ihren Eltern und ausgewählt in diesem Alter, wenn bereits erkennbar war, daß sie einmal „hübsch“ werden. Das war dann ihre kleine Welt, bis zu Ihrem Tod. Die meisten nur Püppchen, ohne jegliche Bildung. Wurden sie schwanger, sahen Sie Ihre Kinder nie. Was mit ihrem Nachwuchs geschah, war ihnen nicht bekannt. I.d.R. wurden diese Kinder verkauft oder verschenkt. Billige Hilfssklaven.

Dann kam das Jahr 1920 und die rote Armee „befreite“ dieses Land. Die Haremsdamen waren frei, sie mußten ab sofort außerhalb leben und durften bei Strafe, keinen Schleier tragen. In den darauffolgenden 2 Jahren starben 30.000 von Ihnen. Verhungert oder ermordet, von Ihren ehemaligen Eltern, Brüdern und wem sonst noch. Danach besserte sich die Situation merklich, auf den Baumwollfeldern (Kolchosen) entstanden viele Arbeitsplätze. Wer bis dahin überlebt hatte, hatte nun zumindest eine Chance unter den Sowjets.

Vor dem morgigen Tag habe ich etwas Bammel. 250 KM bis zur Grenze nach Turkmenistan. Ich habe nur eine „Einladung“, kein Visum. Ich bin gespannt, nein mehr aufgeregt, ob ich passieren darf und wie lange die Zollformalitäten dauern. Danach noch gut 400 KM immer nur geradeaus, quer durch die Wüste bis zum „Tor zur Hölle“.

Ich melde mich dann erst wider, wenn ich im Iran 🇮🇷 angekommen bin. Die Grenze Turkmenistan 🇹🇲/ 🇮🇷 bereitet mir nicht weniger Kopfzerbrechen. Danach aber, sollten die dicken Klopser raus sein. Ich melde mich in ca. 4 Tagen.

Zum Abschluß mein heutiges Abendessen, endlich richtiger Schaschlik. Rind, Huhn und Mixed, dazu zwei Cola für 39.000 Som.

Schaschlik in Xiva, GPS 41.38201, 60.35981. Vom Westtor kommen, der zweite Laden. Sehr gemütlich, meine eigenes Zelt