Balkan – Transit (26.-28.9.19)

Die Überschrift ist etwas falsch. Zu den Balkanstaaten gehört zumindest Tschechien nicht. Da es hier aber hauptsächlich um einen Transit geht und ich wenig über die zu durchquerenden Staaten schreibe, mache ich es mir etwas einfacher. Anders als meinen letzten Blog, möchte ich diesen zeitnah abschließen. Deshalb bedienen ich mich dieser Zusammenfassung.

Bulgarische Grenze nach der letzten Kontrolle
Auf gehts, der Weg führt nach Sofia

Um 15:15 setze ich die 🐮 auf die Autobahn. Das schöne ist, das die Mautpflicht nicht für Motorräder gilt. Die Autobahn ist gut ausgebaut und erlaubt sind 140km/h. Es sei jeder gewarnt, hinter der Grenze gibt es zig Radarkontrollen. Ich peile 70 Meilen (110) an und brause los. Um 18:00 bin ich bereits kurz vor Sofia und da es nun langsam dunkelt und regnet suche ich mir ein Hotel. Im angeschlossenen Restaurant gibt es dann für mich das erste Schnitzel seit 4 Wochen. Wie gut kann ein Stück Fleisch nur schmecken? Um 21:30 gönne ich mir noch einen Cointreau auf Eis. Vielleicht erreiche ich Morgen bereits Bratislava.

Hoteldaten: GALANT, Sofia Pancharevo, http://www.hotelgalant.com, GPS 42.611874, 23.399312

27.9. Bulgarien, Rumänien und ein bisschen Ungarn

Da ich gut in der Zeit liege, genehmige ich mir ein ordentliches Frühstück und starte gegen 7:45. Bis zur Grenze geht es auf einer gut ausgebauten Autobahn zügig voran. Ich tanke nochmals und dann kommt Sie. Sagt man uns nicht immer, es gäbe in der EU keine Grenzen bzw. Grenzkontrollen mehr? Wenn dem so ist, dann gehören Bulgarien 🇧🇬 und Rumänien 🇷🇴 nicht zur EU. Alleine die LKW Schlage auf der bulgarischen Seite ist 3km lang! Für die PKW sind 4 Schalter geöffnet und ich stehe ca. 45 Minuten an. Das Prozedere selber ist innerhalb von 2 Minuten erledigt. Ich darf passieren. Auch die Rumänen kontrollieren und hier dauert es nochmals 30 Minuten beim Anstehen und 3 Minuten bei der eigentlichen Kontrolle.

Auf der rumänischen Seite das gleiche Bild. Eine schier endlose LKW-Schlange. Ist das Europa? Ich denke, man kann keine Grenzen mehr sichern Frau Bundeskanzlerin!

Bulgarien verwöhnte mich heute Morgen mit endlosen Kurven in einem Mittelgebierge. Die Dörfer die ich durchfuhr waren sehr ärmlich und heruntergekommen. Stellenweise hatte ich den Eindruck, dass dort niemand mehr lebt. Auch am Straßenrand Müll über Müll. Ganz anders der Eindruck von 🇷🇴. Aufgeräumte Dörfer, sehr sauber, fast kein Müll am Straßenrand und viele dicke Audi, BMW und Mercedes auf der Straße. Dafür ist das Fahrvergnügen recht eingeschränkt. Es geht per Landstraße über die Dörfer. Die Straße ist regelmäßig sehr voll mit LKWs die alle Richtung Ungarn 🇭🇺 unterwegs sind. Also genau auf meiner Route. Der Teil Rumäniens, den ich durchquere, ist plattes Land, wie im Selfkant, unendliche Felder links und rechts der Straße. Am Dreiländereck oberhalb von Widi ändert sich das dann drastisch. Dort haben Serbien 🇷🇸 und 🇷🇴 eine gemeinsame Grenze an einem riesigen See. Hier sieht es fast aus, wie an den oberitalienischen Seen. Hätte ich Zeit, so würde ich hier ein paar Tage verweilen. So bleibt nicht einmal Zeit für ein Foto.

Gegen 18:00 erreiche ich die ungarische Grenze und auch hier eine Grenzbefestigung, Grenzkontrollen und Wartezeit. Der eigentliche Vorgang ist nach 1 Minute erledigt. Anders als bei den LKW ging es bei mir recht zügig. Ich habe extra auf den Tacho geschaut, 2,5 km stehen hier die LKW auf dem Standstreifen. Wahnsinn – europas Binnengrenze.

Ungarische Grenzstation, erledigt
Freie Fahrt, für freie Bürger

In 🇭🇺 angekommen werde ich mit einer Zeitgutschrift und top Autobahn belohnt. Hier sind es erst 17:00 Uhr. So kann ich noch 1 1/2 Stunden fahren und stoppe erst ca. 150km unterhalb von Budapest. Mein heutiges Hotel liegt direkt an der Autobahn und ist eine Empfehlung. Nicht preiswert aber top Zimmer. Family Hotel, Balastya. Autobahn M5, Abfährt 147, GPS N46.404393, E19.976266 oder http://www.familyhotel.hu

Noch etwas zum Thema Maut. Einzig Türkei 🇹🇷, Turkmenistan 🇹🇲 und Ungarn 🇭🇺 verlangen bei Motorradfahrern eine Straßenmaut. Die einen kassieren in US-Dollar direkt an der Grenze, die anderen erwarten am Liebsten eine Registrierung online. So sieht das Ganze bei den 🇭🇺 aus

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Türkei – Transit (24.-26.9.19)

Auf der türkischen Seite lief es dann leider nicht so optimal. Ich sage nur 3 1/2 Stunden. Zuerst ließ man mich 10 Minuten im Niemandsland stehen, bevor der türkische Grenzer das Tor öffnete. Dann funktionierte das EDV System für die Passkontrolle nicht (wie vor 2 Jahren). Ich legte mich deshalb auf eine Parkbank und schlief 30 Minuten. Dann meinte ein schlauer Türke, ich könne ja auch zum Schalter der LKW Fahrer gehen. Dort würde das System funktionieren. Aha!!

Als ich davon zurückkehrte, mußte ich noch zum Schalter für die Einfuhr der 🐮 und dort passierte es dann. Der Zöllner sagte etwas von X-Ray. Bitte was?

Nun ich mußte zuerst das gesamte Gepäck auspacken und neben die Maschine legen. Dann leitet man mich und die 🐮 über den ganzen Platz zu einer LKW Röntgenanlage. Dort hieß es dann warten, die Jungs machten Pause, und irgendwann durfte ich dann die Maschine innerhalb der Anlage abstellen. Sie wurde zweimal bestrahlt und danach mußte ich auch noch den Sitz ausbauen, da die Geleinlage anscheinend auf dem Bildschirm verdächtig erschien. Aus dem Inneren des Sitzes wurden Proben entnommen und für unbedenklich befunden. Dann endlich durfte ich zurück zu meinen Sachen und alles einpacken. Hätte ich einen umbringen können, so hätte ich es in diesem Augenblick erwogen. Nichts wie weg hier.

Hinter dem türkischen Zoll
Arme Schweine, ihr habt es noch vor euch
Hinter der Grenze, der Berg Ararat, das ist der aus der Bibel mit Noah

Nun heißt es Meilen machen. Die Straßen sind gut, die Temperatur angenehm und so komme ich gut voran wenn da nicht noch die 5 Zwangspausen gewesen wären. Auf den ersten 💯 Kilometern fordert mich das Militär regelmäßig zum Anhalten auf.

Gegen 17:30, es dunkelt bereits, suche ich mir ein Hotel und werde auch sofort fündig.

Hotel Sahra, City Horasan, GPS 40.037396, 42.164926

Ich übernachte hier für 90TRL (\6), sauber und ruhig.

Schräg gegenüber ist ein Kebab Laden und keine 30 Minuten später sitze ich bereits vor meinem Essen. 🤤 yummy 😋

25.9.

Mein Übernachtungsort liegt auf 1550 Meter, die Nacht wird bitter kalt und als ich gegen 5:15 starte, zeigt das Thermometer 3 Grad. Ich habe mir deshalb extra 2 Pullover angezogen und die dicken Handschuhe herausgekramt. Trotzdem war es bis 7:30 recht unangenehm auf der Maschine. Erst als die Sonne gänzlichst über dem Horizont stand, wurde es merklich angenehmer. So spulte ich heute die Kilometer ab. Die Straße ist fast durchgängig als Autobahn oder Schnellstraße ausgebaut und erlaubt Geschwindigkeiten bis zu 110. So komme ich gut voran, zumal ich heute nicht unter Kontrollen zu leiden habe. Gegen 16:45, ich befinde mich zwischenzeitlich auf der Höhe von Ankara, sind mehr als 1100km geschafft. Als das Wetter nun merklich schlechter wird und es stark zu regnen beginnt, entschließe ich mich, mir vorzeitig ein Hotel zu suchen. In Ilgaz / Cankiri finde ich das Akbak Otel. Für 120TRL top Zimmer, mit Sauna und Salzgrotte inklusive. GPS 40.906923, 33.645762

Der 🐮 gönne ich den guten 95er Oktan, so dass sie für Morgen präpariert ist.

Bis nach Istanbul sind es noch 400km und bis zur bulgarischen Grenze insgesamt 800. Schauen wir mal, ob ich morgen gegen 12:00 bereits in der EU bin.

26.9.

Ich lag bereits gestern um 21:00 im Bett und schlief wie ein Baby. Um 5:15 ist meine Maschine gepackt und es geht los. Zum Glück ist es hier nicht mehr so kalt und das Fahren ist um einiges angenehmer. Keine Polizeikontrollen lassen mich zügig voranschreiten. So verlasse ich um 11:57 Asien und betrete den europäischen Teil der Türkei. Für den letzten Part benutze ich die mautpflichtige Autobahn und bekomme prompt etwas Ärger. Als ich die erste Mautstelle anfahre gibt es dort keine Möglichkeit zur Bezahlung mit Karte oder bar. Was also tun? Ich umfahre einfach die geschlossene Schranke und erwarte die Dinge die dann kommen sollen. Es passiert aber nichts und so fahre ich einfach weiter. An der nächsten Mautstelle erwartet man mich bereits und ich darf nachzahlen außerdem zeigt man mir den kleinen verdeckten Ticketschalter, damit ich das nächste Mal mich richtig verhalten kann. Klar Jungs mache ich…..

Als ich dann gegen 14:45 die Grenze erreiche, ist dort mächtig was los. Endlich einmal vergeht für mich mehr Zeit mit anstehen, als mit der eigentlichen Kontrolle. Diese entfällt sowohl in der Türkei als auch in Bulgarien. Um 15:15 bin ich komplett durch. Keine Gepäckkontrollen und die Passkontrolle ist auf ein Minimum reduziert. Back in the EU.

Iran – Transit und meine Highlights (19.-24.9.19)

Orte, die ich nochmals sehen wollte

19.9.

Es sind nur noch 150km bis Mohsens Homestay. Der Typ betreibt ein kleines Guesthouse und wirbt dafür bei Facebook unter „Overland in Iran“. Ich kann Ihn nur wärmstens empfehlen. Noch ist nicht alles professionell durchgestylt, man merkt aber, mit wieviel Einsatz Mohsen ans Werk geht. Es bleibt zu hoffen, dass er Erfolg haben wird. Nach einer Suppe wird etwas gequatscht, ich gehe duschen und kann endlich mein Reisetagebuch und den Blog etwas vervollständigen. Ab dem 22.9. wird auch ein Bild von mir auf der Facebook Seite von Overland in Iran veröffentlicht. Schaut einfach mal vorbei.

20.9.

Über Scharoud zur Oase Gameh. Die Putzerfische warten schon. GPS N33 31 53.73, E55 2 16.47

Pünktlich um 5:00 geht der Wecker. Ich will unbedingt die kühlen Morgenstunden nutzen. Heute geht es durch die zentrale Wüste des Irans. Da gibt es nur plattes Land, keinerlei Vegetation und zur Mittagszeit 45 Grad. 780km liegen vor mir. Aber was für ein Unterschied. Tankstellen in jedem größeren Nest, keine Diskussionen wegen Vorauskasse, mindestens 92 Oktan und Straßen, die das Wort Straße auch verdienen. Endlich kann ich die 🐮 mal richtig rennen lassen, keinerlei „mondkratertiefe“ Schlaglöcher und so fliegen die Kilometer nur so dahin. Mir ist bewußt, dass spätestens jetzt der ein oder andere denkt, du mußt Dir doch die Landschaft anschauen? Diesen Leuten sage ich nur, auf dieser Strecke, ich rede von 600km gibt es bis auf die Tankstellen nichts bzw. Lehmhütten. Nur Wüste und bei mir waren es maximal 43 Grad. Der Fahrtwind ist dein Freund und jeder Stop eine Qual. So kam ich gegen 16:00 Uhr an, baute mein ⛺️ an der bekannten Stelle auf, bereitete mein Essen vor und verbrachte den Rest des Tages mit den Füßen im Süßwasserpool der Oase. Die sind jetzt richtig schön abgeraspelt. Gegen 20:30 ist es hier stockdunkel, ich stehe noch eine Zeit vor dem Zelt und bewundere den Nachthimmel. Heute habe ich dann Sternschnuppe Nr. 2 und 3 gesehen!

Vor zwei Jahren campte ich genau hier, damals noch auf Sand
Nun ist alles gepflastert, im Hintergrund mein Quellpool
Es wird schnell dunkel, vor der BMW baue ich mein ⛺️ auf

21.9.

Immer noch Wüste und deshalb ging auch heute der Wecker um 5:00. Es ist noch tiefste Nacht und ich kann es wagen, kurz einmal in die Quelle zu steigen. Herrlich.

Hoffentlich habe ich die Fische nicht zu sehr erschreckt
Nach dem Bad

Danach baue ich fix mein Zelt ab und als es gegen 5:45 dämmert, breche ich auf. Es sind immer noch 25 Grad. In 5 Stunden werde ich in Isfahan ankommen, mein Hotel beziehen und 1 1/2 Tage diese Stadt genießen. Meine Lieblingsplätze warten schon. Ob das gemütliche Kaffee noch existiert? Lassen wir uns überraschen.

Die Fahrt verläuft ereignislos. Gegen 13:30 erreiche ich mein Ziel. Das Hotel Iran in Isfahan. Sauber und central gelegen. Für 13€ pro Nacht eine gute Herberge. Auf dem Zimmer erst einmal die Klimaanlage an, raus aus den Klamotten und unter die Dusche. Es waren wider kurz vor 40 Grad, aber besonders die Rush Hour in Isfahan war für mich und die 🐮 temperaturmäßig eine Herausforderung. Hier kommt der luftgekühlte Boxer an seine technische Leistungsgrenze. Danach ging ich essen und lief zu den wohlbekannte Orten. Gegen Abend nun sitze ich in meinem Kaffeehaus und lausche klassischer iranischer Musik.

22.9.

Gut geschlafen habe ich. Vielleicht lag es daran, dass ich nun genügend Medikamente habe, um meinen Durchfall endlich in den Griff zu bekommen. Vielleicht lag es auch daran, dass ich im selben Zimmer wie vor zwei Jahren schlief oder aber, die Winterzeit begann und schenkte mir eine Stunde zusätzlichen Schlaf. Wer weiß das schon.

Der heutige Tag steht ganz im Erkunden von bereits bekannten Sachen. Nur diesmal, aus einer anderen Perspektive. Dort, wo ich vor zwei Jahren keine Zeit hatte, soll es diesmal etwas gemütlicher zur Sache gehen.

Im Fokus steht der „Platz“ im 🇮🇷, ein gemütlicher Park mit Sommerpalast und die Residenz des Herrschers von Isfahan.

Danach ging es zum Essen für 750.000 Rial.

Bleiben wir noch etwas beim Geld. Der 🇮🇷 kennt zwei Wechselkurse. Den offiziellen und einen Graumarktkurs. Der offizielle wird ausschließlich bei staatlichen Transaktionen angewendet. Der Graumarktkurs ist Basis für den Bargeldtausch auf der Straße oder in Wechselstuben. Aktuell sind 1€ / 46.700 Rial „offiziell“ und 125.000 Rial zum Graumarktkurs. Ein riesiger Unterschied. Verwirrend ist, dass alle Apps bzw. Umrechenprogramme immer nur auf den offiziellen Kurs zurückgreifen. Wenn man somit das erste Mal im Iran Bargeld umtauscht und sich vorher in seiner App informiert hat, gibt es ein freudiges „aber hallo“. Weiterhin verwirrt die Angabe von Preisen. Seit einigen Jahren verwenden die Iraner bei den Preisangaben hauptsächlich die Währungsbezeichnung „Touman“. Das sind dann Rial mit einer Stelle nach rechts verschoben. Somit sind 100.000 Rial = 10.000 Touman. Aber das ist nicht immer so. Manchmal stehen die Preise dann auch in Rial. Da hilft es dann, sich vor Augen zu führen, dass 10.000 Touman etwa 0,80€ entsprechen und 10.000 Rial gerade einmal 8 Cent sind. Ein Eis beim Iraner, mit 2 großen Kugeln kostete mich soeben 60 Touman. Da muß man nun kombinieren, der Verkäufer ließ wie selbstverständlich die Nullen weg, gemeint waren 6000 und das sind dann 60.000 Rial (48 Cent), alles klar? Einfacher ist da das Tanken, der Liter Benzin kostet überall 1000 Touman und das sind rekordverdächtige 8 Cent.

Mein Tag neigt sich nun langsam dem Ende entgegen. Gegen 18:00 beginnt die Dämmerung und ich will nochmals auf den Platz und anschließend in meine Kaffeebar. So gesehen ist das mein letzter „Urlaubstag“. Ab Morgen beginnt die Rückreise. Morgen Abend werde ich bereits in Täbris sein und das ist nicht mehr weit von der türkischen Grenze entfernt. Ursprünglich wollte ich nach Armenien 🇦🇲 und weiter nach Georgien 🇬🇪 um eine Fähre über das Schwarze Meer nach Odessa / Ukraine 🇺🇦 zu nehmen. Doch mein Rußlandabenteuer hat diesen Zeitplan zerstört. Es gibt derzeit keine Fährverbindungen, die ich so erreichen könnte, dass eine Weiterreise mit Zielerreichung am 29.9. möglich wäre. Als Alternative hatte ich deshalb eingeplant, von 🇦🇲 aus direkt in die Türkei 🇹🇷 einzureisen. Seit gestern weiß ich nun, dass dies für Ausländer nicht möglich ist. 🇦🇲 und die 🇹🇷 haben sich derzeit nicht lieb, alle Grenzübergänge sind seit Jahren geschlossen und nur sporadisch, im kleinen Grenzverkehr, für ortsansässige, geöffnet. So nehme ich nun den direktesten Weg und spare dadurch 1 Tag bzw. 600km. Das einzige Problem ist, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich irgendwann einmal im Visaantrag angegeben habe, wohin ich Ausreisen werde. Ich hoffe, dass gibt keine Probleme.

Somit führt mein weiterer Weg nun nach Täbris und am 24. hoffe ich, in die 🇹🇷 zu gelangen. Weiter geht es dann nach Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Slowakei und die Tschechoslowakei. Irgendwo bei Dresden betrete ich dann deutschen Boden. Somit dürfte die nun kommende Grenze, die letzte Zeitintensive sein, aber ich würde nicht darauf wetten.

23.9. Täbris

Morgens gegen 4:00 geht der Wecker und pünktlich um 5:00 stehe ich vor dem verschlossenen Tour des öffentlichen Parkplatzes. Meine Befürchtungen von gestern scheinen sich zu erfüllen! Das Hotel selber hat keinen Parkplatz, so mußte ich gestern ca. 100 Meter entfernt einen Privatparkplatz nehmen. Ich hatte dann auch extra über die Rezeption ausrichten lassen, dass ich sehr früh auf den abgeschlossenen Stellplatz müsste. So rappele ich nun am Tor und dann höre ich auch jemand kommen. Das Weitere ist nur noch Routine. Von Esfahan bis nach Täbris gibt es eine gut ausgebaute Autobahn. Als Motorradfahrer mußte ich an keiner Mautstation blechen. Morgens in Esfahan sind es immer noch 25 Grad. Da liegt Täbris schon in einer anderen Klimaregion. Tagsüber nicht mehr als angenehme 30 Grad und in der Dämmerung fällt die Temperatur schnell auf 20 Grad.

Einziges Highlight während der Fahrt waren die bunten Berge, ca. 200 km vor Täbris. Über Kilometer erstrecken sich schroffe und kuppelartige Hügel entlang der Autobahn. Ihre Gesteinsstrucktur sorgt dafür, dass sie im Sonnenlicht in den unterschiedlichsten Brauntönen leuchten. Davon habe ich leider kein Aufnahmen. Um 17:00 erreiche ich mein Hotel. Das Hotel Iran in Esfahan hatte es mir empfohlen und gebucht.

Bombig, ich habe ein 72m^ großen Raum inkl. Badezimmer und das für läppische 2,7 Mio Rial. Wenn man aus dem Ausland bucht, ist es wesentlich teurer.

Hotel Behboud ****, GPS:

Danach schlendere ich etwas durch die City und natürlich suche ich nach etwas leckerem. Fündig werde ich in einem kleinen Imbiss, hier gibt es Spieße. Frisch zubereitetes Gehacktes oder Hühnchen mit Brot und Beilage.

Vor einem kleinen Basar.

Zum Schluß noch ein Abschiedsbild, aufgenommen von einem örtlichen Polizisten. Die Jungs sind nett!!

24.9. bis zur Grenze bei Bazargan

Wenn ich schon in einem 4* Hotel übernachte, dann nehme ich auch noch das Frühstück mit. Man weiß ja nie, wann es den nächsten Snack gibt. So brach ich erst gegen 7:30 auf und erreichte ohne Zwischenfälle um 11:00 die Grenze bei Bazargan. Über diese Grenze schiebt die Türkei anscheinend den ganzen Warenverkehr mit dem Iran und dementsprechend viel los ist hier. Es reiht sich eine Wechselstube an die Nächste. Die Einfahrt zur Grenze kann man glatt übersehen, so unscheinbar ist das erste Kontrollhäuschen.

Buden sind Eingang zu. Zoll im Hintergrund der Berg Ararat

Da ich das vom letzt mal her alles kannte, schoß ich noch ein letztes Foto in Richtung 🇮🇷 und begab mich auf den langen Weg innerhalb des Grenzgebietes.

Die eigentliche Zollstation liegt auf einem Berg und auch dort wuselten viele Menschen umher. So entschloß ich mich, den Service eines Agenten in Anspruch zu nehmen. Das Entschließen ist hierbei mehr theoretischer Natur. Man spricht dich an, nicht umgekehrt. Ich stelle also meine Maschine vor dem Zollgebäude ab und schon steht jemand neben mir. Ich solle ihm mein Carnet und den Pass geben. Vor zwei Jahren hatte ich da noch massive Probleme, heute ist mir das Prozedere bekannt. Der Mann verschwindet und ist nach 10 Minuten wider da, das Carbet ist ordnungsgemäß ausgefüllt. Nun nimmt er mich an die Hand, schleppt mich zur Personenkontrolle, an der langen Schlange vorbei und schon stehe ich vor dem Grenzbeamten. Ein kurzer Blick, ein Stempel ins Visum und alles ist erledigt. Am Motorrad dann die Gebührenfrage. Man will 25$, ich gebe 15$. Zuerst etwas Gemaule, dann mein Hinweis dass dies für 15 Minuten eine fürstliche Entlohnung sei und gut ist es. Ich denke, alle Beteiligten können zufrieden sein.

Turkmenistan – Transit und „Tor zur Hölle“ (18.-19.9.19)

18.09.

Um 6:00 Uhr in der Früh verlasse ich Xiva.

Die Grenze bei Nukus 🇺🇿/ Köneurgence 🇹🇲 ist mein Ziel.

Es ist herrlich, bei angenehmen 16 Grad und leeren Straßen komme ich gut voran. Um 10:00 bin ich an der Grenze und diesmal sind die Usbeken gnädig. Nach 30 Minuten öffnet sich das Tor, keine Gepäckkontrolle und ich rolle auf die turkmenische Grenze zu. Der erste Kontakt ist sehr freundlich. Aber das will nichts heißen. Danach geht der Verwaltungskram los. Meine Befürchtung, dass ich Probleme mit meiner Einladung bekommen werde, erweisen sich als gegenstandslos. Nur die Kosten! 55$ für Visa on demand. In Deutschland hatte ich bereits 55€ für die Einladung geblecht.

Meine freudige Hoffnung, dass dies dann alles sei, entpuppe sich im Weiteren als Trugschluss. Ich stand an 6 verschiedenen Schaltern und irgendwann kam dann die Gesamtrechnung. Nochmals ca. 75$, für was auch immer.

das Unterste ist die Versicherung
das temporäre Einfuhrdokument für die BMW
freigegeben Route, wird eingezeichnet. 28$ z.B. Spritkompensation obwohl ich überhaupt nicht tanken muss

Letztlich aber war ich durch. Ich brauchte kein eigenes GPS an meinem Motorrad befestigen. Man vertraut mir. Zum Schluß, nach 2 Stunden dann die Gepäckkontrolle. Nichts – einfach „gute Fahrt“ und das war es. Die Strecke (450km) ist gut ausgebaut und erlaubt 100 km/h. Viel zu sehen gibt es nicht.

Nur direkt hinter der Grenze wartet Kunya-Urgench. Eine Nekropole. Ich halte kurz und es gelingen mir, ein paar Fotos zu schießen, bis der erste Aufpasser aufkreuzt. Da ich nur ein Transitvisum habe, darf ich nicht anhalten und sollte sehr zurückhaltend mit dem Fotografieren sein.

Links und rechts am Wegesrand, über 600km das gleiche Bild
Eine gute Straße
und da versuchte bereits jemand, das Foto zu verhindern

So brause ich schnell weiter, konnte die Zeit aber nutzen, so im vorbei gehen, einige Manat gegen US-DOLLAR einzutauschen. Das Tanken ist gesichert. Nötig ist es nicht. Mit einer Tankfüllung komme ich ca. 750 km weit. Die gesamte Durchquerung liegt bei 650 km.

Links und rechts Wüste. So bin ich froh, als ich gegen 16:30 die Einfahrt zur Off-Roud Piste finde. Von hier ab sind es 7km in die Wüste. Ich hatte mir da echt in den letzten Tagen einen Kopf gemacht. Mein Russland 🇷🇺 Abenteuer steckt mir noch in den Knochen, schmerzt immer noch und behindert mich nachdrücklich. So war ich hoch erfreut, als sich die Piste als Schotterweg entpuppt. Das klappt ja prima. Ich bin der King des Off-Road. Denkste, nach 1,5km kam die erste Tiefsandpassage. Diese meisterte ich schlingernd. Kurz dahinter dann die bösen Bilder aus 🇷🇺.

Mann muss zügig fahren, auf keinen Fall stoppen und wenig lenken. Die Fliehkraft und die Kreiselbewegung des Vorderrades sind Dein Freund. Alles kluge Sprüche, aber mit meinem Backround für die Katz. Ich stürze, legte die Maschine aber kontrolliert ab. An ein eigenständiges Aufrichten, war nicht zu denken. Zum Glück nahte Hilfe in Form eines Beduinen auf seiner 250er. Das sieht alles so einfach aus, wenn man es täglich 10 mal macht und die Maschine max 50% von meiner wiegt. Ich kann da nichts riskieren, mein linkes Fußgelenk hält keine Belastungen aus, wenn die 🐮 kippt lege ich sie lieber ab. Dafür habe ich nun Übung im gemeinsamen Aufrichten und fuhr weiter. Die weiteren 2 Sandpassagen meisterte ich mehr schlecht als recht und mir dreht sich der Magen um, wenn ich an Morgen denke. So erreiche ich wohlbehalten den Darvaza Gas Krater, das „Tor zur Hölle“. Einfach mal Googeln oder die Bilder auf sich wirken lassen. Ein Video werde ich daheim verlinken.

mehr war nicht los, ca. 35 Touris insgesamt.
das bin ich!

Ich finde in der Nähe von 2 Deutschen mit Ihrem Führer ein schönes Plätzchen. Nun gilt es, möglichst viele Fotos zu schießen. Bei Tageslicht, in der Dämmerung und nachts. Es ist wahnsinnig beeindruckend. Es zischt und faucht, am Krater ist es heiß. Irgendwann habe ich jeweils genug und nehme die Einladung zum Essen bei den Deutschen an. Es ist genug da und wir sitzen bis 24:00 an unserem privaten Lagerfeuer und trinken Vodka, hinter uns faucht die Hölle.

19.9.

Ich bringe es früh hinter mich. Bevor der Tross der vielen Besucher mit ihren Gelände-SUV aufbrechen kann, stehe ich schon vor der vorletzten Sandpassage. Es kommt wie befürchtet, gleiche Stelle, gleicher Fehler. Aber die Hilfe ist nicht fern und um 6:30 stehe ich auf festem Grund. Ich werde sicher kein Sandfahrer mehr in diesem Leben!

am Wegesrand, kurz vor der Grenze. Nicht die Ersten auf meiner Reise, aber endlich blieben sie stehen

Bis Asgabath, der futuristischen Hauptstadt, wird die Straße nun von km zu km besser. Ich durchquere die Hauptstadt von El Presidente. Mir wurde an der Grenze eingebläut, keine Fotos zu machen. So bleibt mir nur mein persönlicher Eindruck. Surreal, verrückt und spannende Gebäude. Hier sieht man, wenn Geld und Macht alles ermöglichen und der Größenwahn zuschlägt.

Um 13:00 bin ich an der Grenze. Raus hat es 20 Minuten und in den Iran, gefühlte 45 Minuten gedauert. Keine Probleme wegen dem Big Bike, keine Gepäckkontrollen, ich habe einen Lauf, so kann es gerne weitergehen.

Usbekistan – 1000 und eine Nacht (13.-18.9.19)

13.9. Samarkand

Man erwartet mich bereits. Der Hausherr dieses kleinen Familienhotels, es ist mehr eine Pension, öffnet die Einfahrt und ich kann die BMW im Innenhof abstellen. Geschafft….

Man hilft mir beim Entladen und ich beziehe mein Zimmer. Schnuckelig klein, ordentliches Bett, sauberes Bad und AC.

Herrlich.

Bei booking.com: Sherxan House, GPS: 39.662217, 66.976783

Eine schnelle Toilette, aus den Motorradsachen raus und ab in die nächtliche Stadt. Mein Hotel liegt strategisch günstig, nur 500 Meter zum Registran. Auf dem Weg dorthin komme ich an einem Frisör vorbei und da fällt mir mein 3 Tagebart ein. Morgen!

HJetzt nur keine Zeit verschwenden. Ich will heute unbedingt die Atmosphäre dieses Platzes spüren. Die nun folgenden Fotos geben nicht im Geringsten die Pracht und Farbenfülle wider. Das ging nur mit Stativ und ordentlicher Kamera. Mit dieser war ich dann bis 24:00 tätig und dann war mein Akku leer. Ich trottete ins Hotel

14.9.

Mein Wecker geht um 7:00. Herrlich geschlafen und ausgeruht genieße ich die morgendliche Dusche. Endlich warm und genügend Wasser. Mein Frühstück um 7:45 ist sehr reichhaltig. Verschiedene Schalen mit Obst und Nüssen, Omelett, Teigtaschen, Wurst und Käse sowie Brot und Tee. Mit Heißhunger mache ich mich darüber her. Das erste Essen seit 4 Tagen – Ok gestern habe ich auf meinem Zimmer eine russische Salami in 10 Minuten vertilgt.

Nach dem Frühstück will ich eigentlich los. Ich entscheide mich aber, noch nach der 🐮 zu schauen. Öl nachfüllen, Scheinwerfer tiefer stellen (in den letzten Tagen wurde ich oft mit Lichthupe begrüßt) und Luftdruck prüfen. Alles ok.👌

Gegen 11:30 dann zum Rasieren. Eine Wohltat, volles Programm, heiße Tücher, Kopfmassage, Gesichtsmassage, Rasur und verschiedene Wässerchen. Jetzt ratet mal?

Ich greife etwas vor. Preiswert und ehrlich. Nicht nur hier, sondern bei jedem Deal.

20.000 Som, das sind 2€

Vorher
Nachher, kein Blut

Danach dann Touristenprogramm. Etliche historische Gebäude, dazwischen ein riesen Softeis zu 5.000 Som und lecker Hühnchen in Soße mit Brot, Salat, einer Pulle Wasser und Tee. Na?? – 20.000 Som.

Samarkand empfiehlt sich für einem Kurztrip – Greta bitte weghören.

Ich war da!

Gegen 20:00, es ist bereits dunkel, gehe ich zurück zum Hotel. Kaufe noch Wasser und 1,5 Liter Bier (20.000 Som) und mache mich an die Pflege des Reisetagebuches und dieses Blogs. Morgen wartet Buchara auf mich und es sind nur max. 300 Kilometer. Ich hoffe, dort spätestens um 14:00, anzukommen.

15.9. Buchara (Buxoro)

Es waren 270 km und es wurde 15:00. Soviel schon einmal vorab. Gegen 10:00 startete ich in Samarkand. Das Frühstück war einfach zu lecker und dann habe ich mich noch etwas verquatscht. Gestern sind noch 3 türkische Motorradfahrer angekommen. Einer von ihnen in Deutschland geboren. Da war die Kommunikation einfach. Wir haben uns dann noch etwas über die Routen ausgetauscht, da die Jungs daher kamen, wohin ich noch muß.

Als ich dann mein Ziel erreichte, erwartete mich noch eine nette Überraschung. Ich wurde zum Mittagessen eingeladen. Mein erstes Plov. Lecker – und ja ich war fertig. 35 Grad auf dem Moped töten kurzfristig meine Lebensgeister, ich mußte ausdampfen!

Über die Fahrt an sich gibt es nicht viel zu berichten. Die Straße erlaubt streckenweise max. 60km/h. Manchmal ist mir schleierhaft, warum es dann auf der Straße nur stockend voran geht. Ich halte mich aber penibel an meine Vorausfahrenden und richtig, da stand dann meistens eine Blitze oder Fahrzeugkontrolle. Ich blieb bis jetzt unbehelligt. Die meisten Usbeken sprechen kein Englisch. Der einfache Polizist 👮‍♀️ hat dann wahrscheinlich keinen Bock sich das mit einem Touri anzutun und melkt lieber die eigenen Landsleute. Das ist so ähnlich, wie es mir vor 2 Jahren im Iran ergangen ist, man sollte es aber nicht übertreiben. Der Touri hat Welpenschutz, mehr aber auch nicht. In Usbekistan gibt es wenige Benzin-Tankstellen. Man tankt hier Diesel oder LPG (Methan). Wenn es dann alle 100 Km eine Tanke gibt, ist sie entweder leer oder aber es gibt nur 80er Oktan Benzin. Zuerst hatte ich Hemmungen. Dann mußte ich. Der Kuh ist es egal und seien wir einmal ehrlich, die Straßenverhältnisse lassen max. 💯 km/h zu. Die BMW dreht selten über 4000 Touren. Da spielt die Qualität des Benzins nur eine untergeordnete Rolle. Bisher kann ich kein klingeln vermelden. Auf der Etappe Morgen muß ich wahrscheinlich sogar von Händler am Straßenrand aus 1,5 Liter Plastikflaschen nachtanken. Die Strecke nach Chiva gilt als unterversorgt.

Kommen wir zurück nach Buchara. Ganz ehrlich, Buchara ist mehr touristisch angehaucht. Samarkand gefiel mir besser. Wer aber ein gewissen Flair plus touristische Infrastruktur sucht, ist in Buchara bestens aufgehoben. Alles sehr zentral. Sehr viele kleine Restaurants, schön an Teichen gelegen. (Dieter, um diese Zeit keine Stechmücken). Die Sehenswürdigkeiten fußläufig zu erreichen. Folgend eine kleine Auswahl.

Das Wahrzeichen der Stadt
Die Festungsanlage
Ein netter Stadtteich, hier läßt es sich gut essen

Nach Einbruch der Dämmerung kaufe ich mir noch eine große Pulle Bier und dann geht es zurück zur Pension. In dem Gassengewirr habe ich mich dann anfangs etwas verkaufen, aber mit etwas Schwierigkeiten fand ich dennoch zurück ins Nest. In Xiva speichere ich mir besser die Koordinaten der Pension, bevor ich mich dort ins Gewirr der Gassen wage.

Zum Schluß noch zwei nette Anekdoten:

Usbekistan ist u.a. das Winterquartier von unserem Weißstorch.

Im Orient ist diese Person wohlbekannt.

Ja das ist nur eine Attrappe
das ist Hodscha, der Till Eulenspiegel des Orients. Die Bucharer setzten ihm ein Denkmal

Wem es nun einmal nach Buchara verschlagen sollte, dem lege ich meine Pension sehr ans Herz. Freundlich, leckeres Frühstück im Garten und die Möglichkeit auch dort mittags zu essen. Zentrale aber ruhige Lage sind selbstverständlich.

Booking.com: Nurobod Guesthouse, GPS: N 039 46.538, E 64 25.702

16.9. Oase Xiva

Pünktlich um 7:00 ging der Wecker. Eigentlich die gleiche Routine wie an den vorangegangenen Tagen. Nur der Ort des Frühstücks war diesmal anders. Ich speiste in einem wunderschönen Innenhof, mit tausenden Blumen und Vogelgezwitscher. Gerne hätte es noch einen Tag mehr sein können. Aber es lagen gut 460km vor mir und ich wollte auf keinen Fall, erst in der Dämmerung in der Oase ankommen. So brauste ich um 9:30 los. Die ersten 50 km waren leider in einem schlechten Straßenzustand und ich kam nicht wirklich von der Stelle. Danach aber wurde ich mit der ersten Autobahn Usbekistans belohnt. 300km, bester Asphalt und schnurgerade durch die Wüste. Es gab nicht viel zu sehen, bis vielleicht die Teilnehmer der diesjährigen Seidenstraßentour. Deutsche und Schweizer mit ihren Wohnmobilen. Ich überholte im Laufe des Tages mindestens 20 Gefährte. Irgendwann, ich lag gut in der Zeit, machte ich Rast und genoss turkmenische Hausmannskost. Lecker 😋

Gegen 15:00 erreichte ich mein Guesthouse und ging erst einmal duschen. Es wird nun von Tag zu Tag wärmer. Heute waren es 40 Grad, wolkenlos.

Danach dann ab die in Oase. Das Wort Oase impliziert hier aber etwas, was so nicht ist. Nichts da mit Sand, Palmen und Wasser. Xiva präsentiert sich als ganz normale Stadt. Das diese inmitten der Wüste liegt und aus einer Oase entstanden ist, bleibt dem normalen Besucher verschlossen.

Xiva ist UNESCO Weltkulturerbe. Die gesamte Innenstand und der Festungswall sind erhalten. Es gibt viel zu sehen, unzählige Moscheen, Türme und Museen. In die „innere“ Stadt kommt man nur mit gültigem Ticket. Auch hier sind die Preise sehr human. Das VIP-Ticket, 48 Std. Gültigkeit kostet ganze 15€. Ich brauche nicht ganz so viele Museen und entschloß mich die Standardvariante zu 10€ zu kaufen. Dann ging es rein in die Stadt.

Als es gegen 20:00 dunkel wurde, hatte ich für heute genug. Ich ging essen und dann zurück zum Guesthouse.

17.9.19

Nach einem nicht ganz so reichhaltigen Frühstück, machte ich mich auf den Weg, in die innere Oasa. Der große Vorteil dieser Unterkunft, ist seine Lage. Als Selbstfahrer kommt man gut an und es sind nur 5 Minuten bis zum Westtor. Einige andere, außerhalb gelegene Sehenswürdigkeiten, liegen sogar noch näher. Für insgesamt 37$ will ich da nicht meckern. Es ist sauber, die Eigentümer freundlich und hilfsbereit, das Frühstück mehr als ein französisches Baguette und die Dusche gibt reichlich warmes Wasser ab. Leider hat das Zimmer kein Tageslicht und im Badezimmer müffelt es etwas. Ich würde es mit einer 3+ bewerten.

Booking.com: Rustambey House Xiva,

GPS:N 041° 22.943, E 60°21.468

Was dann folgte war meine ganz private Sightseeingtour. Strahlend blauer Himmel und bis zu 40 Grad verlangten eine regelmäßige Pause. Öfters bunkerte ich Wasser und saß etwas länger im Schatten, um die Umgebung in mich aufzunehmen. Schön waren immer die öfters vorbeikommenden deutschen Tourigruppen mit Führung. Gegen Mittag ging ich zurück zum Hotel und machte 2 Stunden Siesta.

Direkt 💯Meter die Straße raus befindet sich eine Nationalbank.

NBU Bank Xiva, Milly Bank, gute Kurse, tauscht ¥, $, £ und €. Auch Western Union Auszahlungen sind möglich.

GPS Standort: 41.384914, 60.358427

Dort tausche ich dann noch 30$, das sollte mehr als reichen für das heutige Schaschlik und die Spritkosten bis zur Grenze von Turkmenistan.

Danach ging es wider in die Innenstadt, diesmal zuerst zum Barbier. Ich bin auf den Geschmack gekommen. Die Jungs machen das hier echt gut 😊 und ich schlafe dabei fast ein. Danach folgt der Besuch von weiteren Moscheen oder anderen historischen Gebäuden. Mit meinem Pass komme ich fast überall hinein. Es gibt z.B. 36 Museen. Nur auf ein Minarett bin ich nicht rauf. Mein Fuß macht das immer noch nicht mit.

Blick über die Stadt
Auf dem Weg zum Westtor, innere Stadtmauer
Am Westtor, stadtauswärts
Rest äußerer Befestigungsring, Stadttor
Das Wahrzeichen von Xiva, nicht hoch aber dick
Innenraum Sommermoschee
Gräberfeld
Eingang Grabstätte
Hier begraben

Separat noch der Harem des Emirs von Xiva. Hier lebten bis zu 100 Frauen. Völlig abgeschieden vom Rest der Welt. Mit 5 kamen sie hinein. I.d.R. verkauft von Ihren Eltern und ausgewählt in diesem Alter, wenn bereits erkennbar war, daß sie einmal „hübsch“ werden. Das war dann ihre kleine Welt, bis zu Ihrem Tod. Die meisten nur Püppchen, ohne jegliche Bildung. Wurden sie schwanger, sahen Sie Ihre Kinder nie. Was mit ihrem Nachwuchs geschah, war ihnen nicht bekannt. I.d.R. wurden diese Kinder verkauft oder verschenkt. Billige Hilfssklaven.

Dann kam das Jahr 1920 und die rote Armee „befreite“ dieses Land. Die Haremsdamen waren frei, sie mußten ab sofort außerhalb leben und durften bei Strafe, keinen Schleier tragen. In den darauffolgenden 2 Jahren starben 30.000 von Ihnen. Verhungert oder ermordet, von Ihren ehemaligen Eltern, Brüdern und wem sonst noch. Danach besserte sich die Situation merklich, auf den Baumwollfeldern (Kolchosen) entstanden viele Arbeitsplätze. Wer bis dahin überlebt hatte, hatte nun zumindest eine Chance unter den Sowjets.

Vor dem morgigen Tag habe ich etwas Bammel. 250 KM bis zur Grenze nach Turkmenistan. Ich habe nur eine „Einladung“, kein Visum. Ich bin gespannt, nein mehr aufgeregt, ob ich passieren darf und wie lange die Zollformalitäten dauern. Danach noch gut 400 KM immer nur geradeaus, quer durch die Wüste bis zum „Tor zur Hölle“.

Ich melde mich dann erst wider, wenn ich im Iran 🇮🇷 angekommen bin. Die Grenze Turkmenistan 🇹🇲/ 🇮🇷 bereitet mir nicht weniger Kopfzerbrechen. Danach aber, sollten die dicken Klopser raus sein. Ich melde mich in ca. 4 Tagen.

Zum Abschluß mein heutiges Abendessen, endlich richtiger Schaschlik. Rind, Huhn und Mixed, dazu zwei Cola für 39.000 Som.

Schaschlik in Xiva, GPS 41.38201, 60.35981. Vom Westtor kommen, der zweite Laden. Sehr gemütlich, meine eigenes Zelt

Kasachstan – im Transit (11.-13.9.19)

Die Route:

Astrachan (RUS) – Atyrau – Ural – Aqtobe – Baikonur (Weltraumbahnhof) – Schymkent – Grenze bei Taschkent (UZ).

Natürlich ist diese Strecke mehr als doppelt so lang wie die Verbindung von Atyrau über Quisary (A33) zur usbekischen Grenze. Da ich aber Samarkand, Buchara und Xiva besichtigen will und danach mein Weg weiter nach Turkmenistan zum „Tor zur Hölle“ führt, erspare ich mir so die 180 Grad Wende in Turkmenistan und dort dann hunderte von Kilometern. Das wichtigste Argument ist aber der Staßenzustand. Angeblich ist die A33 in einem unterirdischen Zustand und mehr als 20 km pro Stunde sollen stellenweise nicht möglich sein. Bei meiner Route erwarte ich mind. 70 km/h und eine bessere Infrastruktur was das Tankstellennetz betrifft. Außerdem denke ich auch an meinen Fuß und den Reifen. Soweit die Theorie, was folgt ist die Realität.

11.9.

Diesmal waren die Russen nicht das Problem! Auch die Kasachen waren bei der Einreise äußerst zuvorkommend. Beide Grenzposten lagen nach 1 1/2 Stunden hinter mir. Die Russen sind mehr die Professionellen, neutral-unfreundlich halt. Die Kasachen sind da anders. man merkt, daß der Tourismus angekurbelt werden soll. Der Grenzer spricht sogar freiwillig englisch und begrüßten mich mit wellkome to Kasachstan. Ich war begeistert. Zudem habe ich nach nettem Fragen an der Grenze, auch den OWIR Registrierungsstempel sofort bekommen. Das heißt, ich muß nicht in Oralsk aufs Amt, um mich registrieren zu lassen. Das spart mir mindestens 2-3 Stunden.

Hinter der Grenze tausche ich meine Rubel in Tenge. Ich bin flüssig.

Mein Entschluß steht nun fest. Ich versuche es. Mehr als 3400 Kilometer in max. 3 Tagen. Folgend ein paar Impressionen vom ersten Tag.

Plattes Land, Steppe halt so weit das Auge reicht. Bei Atyrau, dachte ich unwillkürlich an die Fernsehserie Dallas. Ölförderung soweit das Auge reicht. Dazwischen dann Pferdeherden und Kamele🐪 🐫 mitten auf der Straße. Es waren die mit den zwei Höckern :-). Mehr Fotos gibt es leider nicht, denn die Straße war in einem sehr schlechten Zustand. Ich mußte höllisch aufpassen. Dazwischen dann noch ein kleiner Sandsturm und Gewitter. Normal trage ich meine Motorradhose in den Stiefeln. Dann wird sie nicht so schmutzig im unteren Bereich. Wenn es dann regnet, muss der Hosenbeinabschluß raus aus dem Stiefel. Warum? Sonst läuft das ganze Wasser über das Hosenbein in den Schuh. Diesmal ging es aber so schnell und es war so viel, dass ein Stiefel geflutet wurde.

Hinter Atyrau wird die Straße nun merklich besser und nach weiteren 💯 Kilometern, erlaubt mir der Straßenzustand, eine Reisegeschwindigkeit von 90 km/h. So reite ich der Nacht entgegen. Vereinzelt sehe ich halbwilde Mustangherden, grasend in der Steppe oder bei der Überquerung der Straße. Die haben kein Standlicht, in der Dämmerung und Nachts heißt es da aufpassen. Von der gleichen Sorte sind dann auch die Kamele und Kühe. Man muß jederzeit mit einem Rindvieh rechnen. Als ich gegen Mitternacht Oralsk erreiche, habe ich den nördlichsten Punkt meiner Tour geschafft. Kurz hinter der Großstadt finde ich ein Bushäuschen, stelle meine Maschine davor und mache auf der Sitzbank eine Stunde Powerschlaf. Ich bin sofort weg und werde pünktlich nach einer Stunde wach. Es ist kalt hier im Norden von Kasachstan, schattige 5 Grad. Danach nehme ich mir vor, bis in den Morgen weiterzufahren. Nur gelegentliche Tankstopps unterbrechen den Ritt. Polnyy ist hier das Wort der Stunde. Normal muss man in Russland oder Kasachstan vor dem Tanken bezahlen. Polnyy aber heißt vollmachen und dann erübrigt sich das. Manchmal mußte ich dann doch einen Geldbetrag hinterlegen, aber zumindest konnte die 🐮 sich ordentlich satt saufen. Apropos Qualität des Benzins und Tankstellendichte. Ich tanke bisher durchweg 92 Octan, die Qualität ist ok und der Preis mit unter 0,50 Cent sehr angenehm. Alle 300 km gibt es Tankstellen und dann meist verschiedene Anbieter. Die 🐮 ist da nicht wählerisch. Nach ca. 1200 km graut der Morgen. Irgendwo vor Aqtobe. Das lief besser als erhofft. Ich fühle mich immer noch recht frisch und wenn ich nicht wie ein Schneider zittern 🥶 würde, hätte ich noch ein Stündchen mehr gemacht. So heißt es nun einen Schlafplatz suchen. Ich hatte ja genügend Zeit, meine Umgebung zu beobachten. So viel mir auf, dass regelmäßig kleine Stichstraßen vom Schnellweg abzweigen. Die enden nach wenigen Metern und dahinter befindet sich höhere Vegetation. Hecken halt. Als wieder eine solche Stichstraße mit Verkehrsschild sich ankündigt, werfe ich einen Blick in den Spiegel – keiner da – und biege ab. Sofort hinter der Hecke, nicht einsehbar von der Straße befindet sich ein Grasstück. Es ist 6:00, bei 5 Grad Außentemperatur. Die Isomatte und der Schlafsack ist zügig ausgepackt. Schnell alles ausziehen und dann rein ins Vergnügen. Ich war innerhalb von 5 Minuten eingeschlafen und gegen 8:00 weckten mich die ersten Sonnenstrahlen. Ich fühle mich ausgeruht und frisch.

12.9.

Dieser Tag gestaltet sich wie sein Vorgänger. Steppe, Herden und gute Straßen. So fliegt die Landschaft an mir vorbei, Steppe kann so eintönig sein. Einziges Highlight ist der Vorbeiflug an Baikonur. Ich bilde mir ein, die beleuchtete Raketenrampe gesehen zu haben. OK, es kann auch ein Fernsendemast gewesen sein. Baikonur ist ein Stück russische Enclave auf kasachischem Gebiet. Auf 100 Jahre an Rußland vermietet und für Ausländer ohne Sondergenehmigung, auch nicht zu betreten. So Düse ich daran vorbei. Es ist erstaunlich, ich habe keine Probleme mit der Müdigkeit. Nach Bushaltestelle, folgt campen unter freiem Himmel. Diesmal war ein Gast nicht fern. Nach dem Aufstehen sah ich sie. Keine 50 Meter von mir entfernt. Giftig ☠️. Was auf dem Bild wie ein Regenwurm aussieht, hatte die Dicke von zwei nebeneinander liegenden Männerdaumen. Aha, ich habe wahrscheinlich zu laut geschnarcht.

13.9.

Ich liege super im Zeitplan. Nur noch 250km bis zur usbekischen Grenze. Um 8:30 ging’s los. Nun bedeuten 250km mindestens einmal tanken (zur Sicherheit habe ich immer 250km Reserve im Tank) und mindest 3 Stunden Fahrzeit. Dazu dann mein Navi. Es ist das erste Mal auf dieser Tour, dass ich einen Punkt nicht finde, bzw. die Routenführung im Nirvana landet. Weit und breit keine Grenzstation. Nach einer Stunde vergeblichen Suchen, fange ich an, die Leute in Dörfern und an Rastplätzen zu fragen und es dauert nicht lange, bis ich die Spur aufgenommen habe. Nach einer weiteren Stunde finde ich dann eine schnuckelige kleine Grenzstation mit null Andrang. Hauptgewinn – denkste!! Niete

Koordinaten: (folgen)

Die Jungs hatten Langweile. Äußerst nett und zuvorkommend, erlebte ich zweimal fast den gleichen Ablauf:

Wellcome, Hilfe beim Ausfüllen der Dokumente, Smalltalk und dann gründliche Gepäckkontrolle. Ich sage nur insgesamt 4 Stunden. Ich hatte gehofft, spätestens um 15:00 in Samarkand anzukommen. Das wird um einiges später. Es wäre sogar noch später geworden. Die Zöllner auf der turkmenischen Seite wollten mich noch zum Essen einladen. Sorry Jungs, keine Zeit – ich höre schon den Registran rufen. Gegen 20:30 bin ich fast da, 500 Meter vor dem Ziel verstehe ich die Routenführung nicht mehr. Zum Glück habe ich die Adresse und Telefonnummer meines Hotels schnell zur Hand. Ich bitte einen parkenden Autofahrer um Hilfe und Anruf. Alles klar, nach einem klärenden Gespräch fährt er einfach voraus. Jetzt begreife ich auch mein Navi, es wird Zeit vom Bock zu steigen.

Russland – It goes on (11.9.19)

Wie ich bereits geschrieben habe, bestand eine Möglichkeit, meine Reise doch noch wie geplant durchzuführen. Viele „wenn‘s“ und „aber“ mussten geklärt werden bzw. sich positiv erfüllen.

Es war für mich nie wirklich eine Option, die 🐮 dem ADAC zu übergeben. Das wäre nur die allerletzte Variante von vielen gewesen.

Ich bin unterwegs. Von Kamysjak ausgehend sind es ca. 100km bis zur russischen Grenze. Kasachstan 🇰🇿 ist nicht mehr fern. Hoffentlich bleibt der Reifen dicht und meine 🐮 läßt mich nicht im Stich.

Russland – Game Over (31.8. – 10.9.19)

Es klappte gut auf der unbefestigten Straße, zu gut, ich wurde unvorsichtig. Nach mehr als 30 Minuten Fahrt übersah ich ein größeres, tiefes Sandloch. Die Maschine schlingerte, ich schaffte es noch die Geschwindigkeit auf 25 km/h zu reduzieren aber letztlich verlor ich die Kontrolle und prallte schräg in eine Böschung. Der Aufprall und Sturz war unvermeidlich.

31.8. ca. 20:00, im Nirgendwo, Game Over.

Komisch, was einem in so einem Augenblick durch den Kopf geht. Bei mir war es, Scheiße, die 🐮, wie komme ich hier weg, wer hilft mir? Kein Gedanke ans eigene Befinden.

Zum Glück war ich nicht allein, kurz hinter mir folgte ein Minibus und ein kleiner Kasten-LKW. Die stoppen sofort und halfen mir auf. Sobald ich stand durchfuhr mich ein stechender Schmerz am linken Fuß. Nochmals Scheiße – vielleicht gebrochen. Aber ob der geneigte Leser das nun Glauben will oder nicht. Unter Schock stehend war mir das Scheiß egal. Was zählte waren die bereits oben formulierten Fragen. Die Jungs aus dem Minibus richteten die Maschine auf, der LKW Fahrer bot an, mich in die nächste Werkstatt, nach Astrachan zu bringen. Prima, da wollte ich sowieso hin. Ironie aus!

Ich war einfach nur froh, dass es helfende Hände gab, die meine Maschine, immerhin ca. 250kg anhoben und in den Laderaum des Klein-LKW schoben. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt nur humpeln. Man half mir ins Führerhaus und da merkte ich, dass der Fahrer mit seiner Frau unterwegs war. Sie hatte Platz gemacht und saß hinten. Wir fuhren los und als mein netter Fahrer merkte, dass ich Schmerzen hatte, durfte ich die Rücksitzbank mit seiner Frau tauschen. Hinten war es wesentlich bequemer, ich konnte mich legen, und die Stiefel ausziehen, was für eine Wohltat bei den Schmerzen im Fuß. Die nächsten Stunden verschlief ich, kurz wachte ich auf, wenn vorne im Radio der Muhezin rief. Die Beiden waren Gläubige. Irgendwann in der Nacht stoppten wir, Fahrer und Frau stiegen aus und ließen mich allein im Auto. Auf der Rücksitzbank gab es ein Kissen und Decken und so konnte ich getrost die Nacht dort verbringen. Mein Fuß schmerzte.

1.9.

Im Morgengrauen wurde ich automatisch wach und erst jetzt realisierte ich so recht, was passiert war und wie dumm ich mich verhalten hatte. Aber, so war mir auch klar, die Reise in der ursprünglich geplanten Abfolge war gestern gegen 20:00 zu Ende gegangen. Urplötzlich und nicht mehr zu korrigieren. Ich mußte umplanen. Aber zuerst mußte ich einmal aufstehen, mein Retter wartete außerhalb des Wagen und lud zum Frühstück ein. Doch wo waren wir eigentlich? Als ich Ausstieg bekam ich eine Vorstellung von den Lebensverhältnissen, in denen der brave Moslem lebte. Ein weites Schilffeld, mitten darin ein ausgedienter Schiffskontainer, als ein Zimmer Wohnung und daneben eine Holzhütte für seine zwei Kinder. Gerne hätte ich dieser Familie meine Gastgeschenke überreicht, aber ich kam nicht daran. Beim Verlassen des LKW mußte ich auftreten und mein Fuß meldete sich wieder schmerzhaft. Beim Tee, Brot, Gurken und einer Art Fäta Käse konnte ich dann erstmals einen Blick auf das schmerzende Teil am Ende meines Beins werfen. Geschwollen und am Knöchel in allen Farben leuchtend, begrüßte mich mein Fuß. Scheiß Kerl!

Ich tastete unter Schmerzen den Knöchel ab und Professor deriben entschied, entweder Sehnenabriss oder starke Prellung des Knöchels. Die Frage meiner Gastgeber ob Sie mich zum Arzt bringen sollten, verneinte ich. Ich wollte etwas tun, ich brauchte die Kontrolle zurück. So bat ich um Transport in eine Werkstatt. Und wie bei Aladin und die Wunderlampe wurde mir mein Wunsch gewährt. Könnte ich nur genauso leicht den gestrigen Tag löschen.

Wir fuhren nach Kamysjak oder Kamyzyak, das liegt ca. 30 km südlich von Astrachan an der Wolga oder besser gesagt mitten im Wolgadelta. Wer es genauer will, folgend die Koordinaten für Google Maps: 46 06 19.15N 48 04 12.99E

oder einfacher 46.105321, 48.070275

Wir suchten eine Motorradwerkstatt auf und der Eigentümer Kirill erweist sich als Glücksfall. Zuerst fragt er nochmals danach ob ich einen Arzt brauche, dann bringt er mich zu einem Telefonladen und als wir da nicht weiterkommen, man akzeptiert meinen Pass nicht, zu einem Zweiten. Auch dort gibt es Probleme und dann meldet er kurzerhand alles auf seinen Namen an. Nun habe ich wider ein einfaches Telefon mit russischer SIM und für das iPad eine SIM mit LTE und 50GB. Das Ganze für 800 Ruben (Kurs 73 zu 1€).

Danach ging es zu meiner Unterkunft, er und der freundliche LKW Fahrer hatten mir eine Herberge besorgt. Da die Reparatur mindestens 7 Tage dauern wird, bräuchte ich etwas preiswertes, so meine Freunde. Ich kam unter in einer typischen russischen Herberge. Mütterlich geführt, spartanisch, aber soweit sauber. Das Zimmer ist ok und weder warm noch zu laut. Dusche und WC befinden sich auf dem Flur, aber das kümmert mich nicht. Zuerst zeigte man mir das Doppelzimmer zu 900 Rubel die Nacht, das war mir zu teuer, ich denke schon etwas an die Reparaturkosten und welchen Eindruck Kirill von mir bekommt. Deshalb möchte ich auch die preiswerte Version, das Einzelzimmer zu 500 Rubel sehen. Der Unterschied ist das Doppelbett und die Raumgröße, das brauche ich nicht. So zahle ich im Voraus für 7 Tage mit der Kreditkarte. Nun müssen wir nochmals zur Werkstatt, damit ich meine Sachen abholen kann. Zusammen mit Kirill schleppe ich alles ins erste Stockwerk und danach bin ich echt fertig. Der Fuß schmerzt höllisch. Aber jetzt muss ich erst einmal Dani kontaktieren und Ihr mitteilen was passiert ist und das es mir soweit gut geht. Da ich nun eine Datenleitung habe, aktiviere ich mein VPN (Nord VPN) und per BBM tauschen wir uns aus. Die liebe Dani ist ziemlich aus dem Häuschen und so nutze ich mein Telefon für ein kurzes Gespräch. Danach ist der ADAC dran. Zuerst nur per Mail. Die ADAC Notfall App muss ich mir erst noch auf dem iPad herunterladen und zur Freischaltung fehlt mir meine Mitgliedsnummer. Erfreulicherweise meldet sich der ADAC per Mail sofort. Ich soll anrufen bzw. meine Mobilnummer mitteilen. Parallel teilt mir Dani per BBM meine Mitgliedsnummer mit. So bin ich gerüstet für den Rückruf. Auch habe ich zwischenzeitlich die ADAC App auf meinem iPad installiert. Die 50GB sei Dank. Dort kann ich auch meine Position bestimmen. Nicht, das dass auch mit anderen Apps möglich wäre, aber so dachte ich mir, wenn der ADAC dir schon helfen soll, mach es ihm so einfach wie möglich. Was soll ich sagen, der erste Anruf war etwas enttäuschend. Die Dame sprach von Überlastung da Hauptsaison sei und Minderungspflicht wegen Rücktransport. Außerdem könne Sie mich mit den angegebenen Koordinaten, wohlgemerkt aus der ADAC App, nicht lokalisieren. Den Ort würde Sie auch nicht finden, den Begriff Wolgadelta und die Großstatd Astrachan, damit könne Sie nichts anfangen. Mit Google würden der ADAC nicht zusammenarbeiten. Aha

Wir einigten uns darauf, dass ich nochmals alles per Mail schreiben würde und ich selbstverständlich alles mögliche für eine Reparatur versuchen wollte. Kirill ist ja schon dabei. Trotzdem wollte ich einen Joker in der Hinterhand haben. Mein Transitvisum läuft in 19 Tagen ab. Dann muss ich, am Besten mit der 🐮 das Land verlassen haben.

Somit aktivierte ich noch eine dritte Option. Slava, von KTM Slava Tours. Die Firma, die meinen Transport nach Georgien organisiert hat. Slava meldete sich kurz und knapp. Seine Rückmeldung, kein Problem, ich organisiere das. Nun gebe ich mir 7 Tage Zeit. Wenn möglich überführe ich die Maschine nach Georgien und fliege ab Tiflis zurück. Wenn dies nicht möglich ist, veranlasse ich einen Rücktransport – nach Ablauf von weiteren 7 Tagen – über den ADAC mit Slavas Hilfe. In der Zwischenzeit erholt sich mein Fuß und ich kann die Umgebung erkunden.

2.9.

Nachdem ich gestern alles organisatorische geklärt hatte, folgte nur noch Dusche und WC und dann wartete das Bett auf mich. Ich schlief sofort ein und erwachte erst im Morgengrauen. Ich bilde mir ein, der Fuß ist noch bunter und mindestens so geschwollen wie gestern, aber die Schmerzen haben nachgelassen und gehen klappt auch schon etwas besser. Es scheint zum Glück, nur eine Prellung des Knöchels zu sein. Heute sitze ich den ganzen Tag im Zimmer, korrespondiere noch etwas mit dem ADAC und Slava und halte Kontakt in die Heimat. Da ich ja genügend Verpflegung bei mir habe, ist das auch kein großes Problem, zumal ich ja nicht alles nach Hause schleppen will.

Morgen möchte ich die Umgebung erkunden und Kirill besuchen. Ich muß noch Aufnahmen von der 🐮 machen.

3.9. Erkundung von Kamysjak

Mitten im Wolgadelta aber auf direkter Route von Georgien nach Kasachstan. Ein idealer Ort für Reparaturen oder eine preiswerte Übernachtung.

Kirill‘s Werkstatt und sein GPS: 46.11262, 48.07285. Bei Overlander bereits eingetragen.

Meine Unterkunft und die Koordinaten: 46.10533, 48.06999. In der Overlander App findet sich bereits ein entsprechender Eintrag

Der Haupteingang
Mein Hotel, Seitenansicht

Morgens regnete es in Strömen, gut so, mein Fuß braucht noch etwas Ruhe, auch wenn er jetzt schon viel besser aussieht.

Der gesunde Fuß zum Vergleich

So gehen 13:00 Uhr, nach dem duschen, verlasse ich dann erstmals die schützende Höhle und gehe langsam und noch unter Schmerzen, Richtung Kirills Werkstatt. Er erwartet mich bereits und zeigt mir alle defekten Teile.

Die Gabelbrücke ist gerissen, das Cockpit zerstört und an einem Gabelholm ist zum Glück nur die Endschraube schief. Am meisten Sorgen bereitet mir aber die Felge bzw. der Vorderradreifen.

Er hält keine Luft, aber Kirill meint, dass bekommt er hin. Ich sehe in seiner Werkstatt, dass er auch Reifen montiert, es könnte somit klappen.

Für die Gabelbrücke und das Cockpit hat er bereits gebrauchten Ersatz in Moskau ausfindig gemacht. Einziger Nachteil, der Tacho ist in Meilen. Aber Hauptsache ich kann die 🐮 über die Grenze bringen. Einen Ersatztacho gibt es regelmäßig in der Bucht (eBay) für kleines Geld. Das ist jetzt das Stichwort und ich muß zum nächsten Geldautomaten bzw. zur nahe liegenden SberBank. Die Ersatzteile kosten 23000 Rubel / 74 und Vorkasse ist angesagt. So gehe ich ca. 2 km zur nächsten Bank zurück und stelle nebenbei fest, das es immer besser geht. Nach einer Stunde bin ich wider an der Werkstatt und nach der Bezahlung und einem netten Plausch fährt mich Kirill zurück. Er muß nun in die selbe Bank das Geld einzahlen, na prima, warum lässt er mich dann extra laufen? So ist halt Russland, freundlich aber manchmal etwas kompliziert.

Bei meiner Unterkunft ist auch ein Bierlokal. Hier gibt es mindestens 40 Sorten Bier. Einige in Flaschen, den Rest bekommt man in Plastikflaschen direkt aus Zapfhähnen aus der Wand. Frisch abgefüllt, verschlossen und gut gekühlt. 2 Sorten schaffte ich heute.

Danach ging’s ins Hotel bzw. das angeschlossene Restaurant. Hier gab es nun Suppe und Schnitzel mit Kartoffelbrei.

Nebenbei tat sich für Morgen ein Ausflug für mich auf. Es geht zum Fischen. Die nette Bedienung und Ihr Ehemann luden mich zum Fischen ein. Da sag ich nicht nein. Ab 9:00 geht es los. Gegen 20:30 liege ich im Bett, heute ist der erste Abend wo der Fuß nicht mehr permanent schmerzt und ich wider etwas Oberwasser habe. Gute Nacht.

4.9. Fischen und Zeit 💀 schlagen

Die Erschöpfung und der Schock sind wohl aus meinen Knochen. Erstes Indiz, ich schlief schlechter ein und ich regte mich nachts über das Hundegebäll vor meinem Fenster auf. So war ich zeitig wach und stand pünktlich um 9:00 parat. Abgeholt wurde ich von Malika. Mit Ihr zusammen ging es raus aus der Stadt und zum nächsten Wolgaarm. Dort fischten wir 1 1/2 Stunden und mit dem letzten Wurm gelang mir ein kapitaler Fang.

Danach ging es zurück. Ich hatte Malika, sie war die Bedienung im Restaurant, 90 Rubel Trinkgeld gegeben. Sie revanchierte sich mit dem Kauf von 2 Melonen 🍉 für mich. Ich wurde beim Hotel abgesetzt, verspeiste eine Melone, nervte Kirill mit weiteren Fragen und Wünschen und machte mich dann auf, den Ort von West nach Ost zu durchqueren.

Hier ein paar Impressionen vom einem Friedhof und einem Schiff fernab der Wolga.

Gerade war ich nochmals bei Kirill. Er hat mir die Tracking Nummer der Warensendung gegeben. Ich glaube, dass war ein Fingerzeig, ihn nicht ganz zu sehr zu nerven.

Aber wir haben noch ein zweites Problem. Mein Helm. Eine Visierbefestigung hat sich beim Unfall gelöst und auf nimmer Wiedersehen verabschiedet. Somit hält das Visier nicht mehr richtig und ich brauche Ersatz. Dieses gibt es wahrscheinlich nur in Moskau. Ich habe Kirill Bilder und eine Anschrift per Facebook gepostet. Ich hoffe, er kümmert sich darum. Ansonsten muss es ein Klebeband sein.

Während ich dies schreib, ist es 16:30 Ortszeit und ich sitze in meiner Bierbar. Gegen 17:00 will ich essen gehen und danach auf mein Zimmer. Der Fuß pocht leicht rhythmisch aber er hat den ganzen Tag mitgespielt, es geht somit aufwärts.

5.9,

Jetzt habe ich den ganzen Ort einmal umrundet und durchquert. Neben einer nett anzusehenden Kirche und dem obligatorischen 2 WK Denkmal gibt es wahrlich nicht sehr viel zu entdecken.

Ich stelle deshalb b.a.w. die Berichterstattung ein und melde mich erst wider, wenn ich aufbreche bzw. es gravierende Neuigkeiten zu berichten gibt.

Es ist jetzt 18:30, ich sitze in meinem Bierlokal und teste weitere Sorten. Morgen probiere ich hier einmal die hauseigene Pizza 🍕 und übermorgen will ich einmal versuchen, an Kaviar zu kommen. Somit ist dann wohl auch klar, dass ich noch etwas in diesem Ort verbleiben muss. Kirill, hat die Warensendung in der Beobachtung und meinte, es dauert mind. noch 7 Tage. Also vor dem 13/14.9. komme ich hier nicht weg. Wie sagt Kirill, it’s Russia. Trotzdem glaube ich, mit Kirill machte ich einen Glücksgriff. Er zeigte mir heute nochmals die „Obere Gabelbrücke“ und meinte, er hätte sie auch schweißen können, nur bei der ersten richtigen Bodenwelle wäre das Ganze dann gebrochen. Das Teil sei einfach zu dünn, die von Kawa oder Honda seien einfach stabiler und zum Beweis, zeigte er mir ein Beispiel. Wie dem auch sein, ich kann nicht verlangen, dass BMW Teile einbaut, damit meine Fahrfehler ausgeglichen werden.

Kirill sagte zudem, ich hätte richtig Glück. Die Ersatzteile sind normal nicht zu bekommen und eine Warenlieferung aus dem Ausland würde länger dauern. Ich kann es nicht beurteilen, ich kann nur hoffen, dass die Ersatzteile in Ordnung sind, keine unerkannten Defekte bestehen und die 🐮 nach der Reparatur anspringt. Bei der Felge und dem Reifen bin ich zwischenzeitlich sehr optimistisch, dass Kirill den dicht bekommt. Er meinte, da solle ich mir keine Sorgen machen, er wisse wie das geht. Auch zu meinem Helm deutet sich eine Lösung an. Heute morgen sah es noch recht schlecht aus. Das Ersatzteil bekommt man in 🇩🇪 im Paar für 3€. Hier ist es nicht lieferbar. Selbst beim Schuberth Vertragshändler in Moskau hieß es – keine Chance.

Irgendwie wurde Kirill dann etwas wirtschaftspolitisch.

Er meinte, vor den Sanktionen der USA und der EU hätte es den Russen besser gegangen. Sie hätten sich die guten Produkte aus dem Westen leisten können. Damals, so meinte er, war der Kurs 1$ = 30 Rubel. Heute notiert der Rubel 1 / 60. Viele Produkte sind schlichtweg nicht mehr lieferbar oder unerschwinglich. Doch wie reagiert der einfache Russe? Besonders wir Deutschen sollte das aus unserer gemeinsamen, leidvollen Vergangenheit eigentlich Wissen. Zuerst einmal wird repariert und improvisiert und dann gibt es da eine riesige Grenze im Osten. Dem roten Drachen ist unser Embargo schlichtweg egal. Er liefert, zwar minderwertige Ware, aber die Leute bekommen Ihre Bedürfnisse befriedigt. Ein Embargo, wird den Russen niemals zum Einlenken bewegen – nicht heute und nicht in hundert Jahren, besonders dann, wenn die Asiaten fleißig Kasse machen und auf unsere Moral schei……

Kommen wir zurück zu meinem Leben. Es ist zwischenzeitlich bereits 19:30, meine Plastikflasche „Bavaria brown“ leert sich und ich sollte so langsam ins Hotel. Mein Hotel ist sogar bei booking.com gelistet: Mini Hotel Hutorok

Ich finde, es wird nur etwas zu positiv angeboten, aber vielleicht gibt es da noch Etagen, die ich nicht gesehen habe.

Nun geht es doch noch in die Verlängerung! Es schlägt 20:15, das Bierlokal gehört Leuten aus Armenien 🇦🇲 und im Fernsehen läuft Italien gegen Armenien. Bereits nach 2 Minuten ist hier der Teufel los. Ich bleibe noch und melde mich in den nächsten Tagen. Gerade schießt Armenien ein Tor.

Es wurde ein langer Abend, Armenien verlor zwar 1:3 aber ich wurde zum Essen und Trinken eingeladen.

6.9.

Kirill und seine Frau habe mich ab 17:00 zu einem Ausflug, in die nächsten Großstadt (Astrachan) eingeladen. So brausen wir pünktlich in Kirills Auto in die City. Ich habe nicht nachgeschaut, aber ich denke so ca. 500T bis 1 Mio. Menschen leben hier. Besonders erwähnenswert ist der historische Kremel dieser Stadt. Das gut erhaltene Zentrum mit Stadtmauer, Verwaltungsgebäuden und der obligatorischen Kirche.

Danach ging es in einen Kaviarladen zum Probieren. Dieses Touristenmotiv darf nicht fehlen!

Wir bunkerten in einem Supermarkt noch ein paar Büchsen „Bud“(weiser) und getrockneten Fisch als Knabberei. Dann fuhren wir zurück und die Beiden luden mich zu sich, in Ihr Haus ein. Sie tischten dann noch Lachskaviar und gefrorener Fisch auf. Laut Kirill sind diese kleinen, ganzen Fische eine Delikatesse und kommen nur in Wolgadelta vor. Sogar bis Moskau sollen sie exportiert werden. Ich will nicht verschweigen, dass dies schon etwas gewöhnungsbedürftig war. Tiefgefrorene ca. 8cm lange Fische, die man zuerst auseinander reißt und dann nur das Filet (den Loin) entnimmt und ißt. Mit Bier schmeckt es tatsächlich!

Es wurde noch ein netter Abend, Google Translator und etwas guter Wille, führten zur Völkerverständigung. Aber halt, Olga die Frau von Kirill sprach zudem etwas deutsch, wir verstanden uns prima und ich wurde noch meine Gastgeschenke aus Deutschland los. Gegen 23:10 war für mich dann Schluß. Den Weg zum Hotel kenne ich zwischenzeitlich im Blindflug. Dort war große Disco angesagt, ich habe nichts mehr mitbekommen und schlief wie ein Stein.

7.9.

Heute habe ich dann einmal was wäre wenn durchgespielt. Was wäre wenn, die Maschine spätestens am kommenden Dienstag fertig würde und ich zudem meinem Fuß die Belastung zutraue. Viele wenn‘s!!!!

Um es kurz zu mache, es könnte immer noch funktionieren. Einzig die Rückreise von Batumi (Georgien), kann ich nicht per Schiff über das Schwarze Meer antreten. Ich muss die Landpassage durch die Türkei nehmen. Aber da fällt mir ein, es ginge auch per Poti (Georgien). Einziger Nachteil, es gibt keine festen Termine. Wie vor zwei Jahren werde ich dies erst sehr kurzfristig entscheiden können. Das sehen wir dann, wenn es soweit ist. Ich habe nun sowohl das Hotel im Iran als auch meine erste Unterkunft in Samarkant angeschrieben und die möglichen Termine angefragt. Mehr kann und will ich zu diesem Zeitpunkt nicht unternehmen. Was nützt es, wenn ich jetzt alle wild mache und spätestens am Dienstag alles zum zweiten Mal abblasen muß?

Der ADAC ist für mich eine Enttäuschung. Wir erinnern uns. Ich hatte bereits am 1.9. den Klub informiert und um Hilfe gebeten. Positiv war, man nahm direkt Kontakt mit mir auf und rief mich auf meine russische Nummer zurück. Die nette Dame faselte dann etwas von: „es wäre Hochsaison und viel zu tun“ und meiner Pflicht auf Schadensbegrenzung. Hier meinte sie dann ganz konkret die mögliche Rückführung der BMW. Als ob ich meine 🐮 freiwillig alleine lassen würde!! Ich nahm mir also ein Hotel zu ca. 7€, andere würden hierzu Loch sagen und lebe diese Schadensbegrenzung. Von Slava wußte ich bereits, dass da was fault ist. Er managt solche Rückführungen aus Russland und sollte es eigentlich Wissen. Ich schrieb also den ADAC an und bat darum, mir die Leistungen meiner Plusmitgliedschaft in meinem speziellen Fall mitzuteilen. Was soll ich sagen, der Erstkontakt war innerhalb von 3 Stunden erfolgt. Auf meine Anfrage, an die selbe Adresse warte ich seit 6 Tagen!!

Da es nun spannend wird und ich am Montag oder Dienstag sehen werde, ob Kirill erfolgreich sein wird, muß ich auch eine andere Option berücksichtigen. Die Laufzeit meines Transitvisums darf ich nicht aus dem Auge lassen. Aus diesem Grund habe ich mich in mein ADAC Konto geloggt und meine Tarifdetails nachgeschlagen. Was soll ich sagen, ich müßte nur 3 Tage warten. Erfolgt bis zu diesem Zeitpunkt keine Reparatur, habe ich Anspruch auf Rücktransport (das sind ca. 3-4T€), einen Rückflug (ca. 250€), einen Dolmetscher (max. 160€) sowie Ersatz der Hotelkosten (max. 3 * 85€). Nun ist mir klar, warum ich keine Antwort vom ADAC bekomme. Auch hier wird es somit am kommenden Mittwoch spannen, läuft die 🐮 bis dahin nicht, bekommt sie einen Heimtransport deluxe, lieber ADAC.

Nun sind es 20:45, ich sitze bei den Armeniern, schlürfe meinen zweiten Liter Bavaria Brouwn und schaue England gegen Bulgarien. Ich muß nicht extra erwähnen, daß ich bereits eingeladen wurde. Die Armenier mögen mich und ich Sie. Eine Einladung eines Gastes zum Fischen auf dem Kaspischen Meer habe ich abgelehnt. Das ist mir zu weit weg und zu unsicher. Ich will meinen Fuß so spät wie nur möglich solchen Belastungen aussetzen.

8.9.

Ich checke mehrmals täglich den Status der Warensendung. Bisher nichts. Für abends hatte ich dann armenisches Kotelett vorbestellt.

Das wird hoffentlich mein letzter Abend in Russland. Spätestens am 11.9. morgens schließt sich das Fenster zum Aufbruch. Aus diesem Grund habe ich meine Unterkünfte in Usbekistan erneut gebucht. Internet sei Dank. Jetzt hoffe ich nur, dass ich am Mittwoch nicht wieder alles stornieren darf.

9.9.

Nichts, ich habe den ganzen Tag gewartet. Keine Rückmeldung vom ADAC. Kein Vollzug von boxberry.ru was die Warensendung betrifft. Ich beiß langsam in die Tischplatte!

Einzig der Helm ist repariert

und mein Fuß heilt langsam aber sicher. Vielleicht ist diese Zwangspause auch gut. Vor 2 Tagen wäre es sehr problematisch gewesen mit diesem Fuß längere Strecken zu fahren. Ich weiß auch jetzt noch nicht ob es funktionieren könnte. Ich will so gerne den „Registran“ sehen!

10.9.

Wie schön, Sie steht wider

Es sind kurz vor 19:00 und Kirill teilt mir mit, daß die 🐮 läuft. Endlich. Für seine Dienste will er 10.000 Rubel. Ich packe meine Sachen und mache mich auf den Weg zu Kirills Haus. Auf den ersten Blick, sieht man nichts mehr. Eine Probefahrt verläuft auch zu meiner Befriedigung. Das gibt dann einen Bonus von 2.000 Rubel für Kirill. An das Cockpit muß ich mich gewöhnen. In Deutschland stehe ich schon in Verhandlungen, um ein gebrauchtes mit km/h Einteilung zu bekommen. Für den gerissenen Scheinwerfer habe ich bereits in der Bay einen Ersatz ersteigert. Alles in allem, beläuft sich der Schaden auf unter 700€.

Morgen breche ich auf, Richtung Kasachstan. Mein Weg führt mich nach Oralsk. Dass liegt ganz im Nord-Osten und direkt an der Grenze zu Russland. Habe ich Schwierigkeiten ziehe ich die Option meines russischen Transitvisums und reise wider nach Russland ein, um auf direktem Weg Richtung Ukraine und Heimat aufzubrechen. Klappt es besser als ich denke, besteht auch immer noch die Option, weiter Richtung Usbekistan 🇺🇿 zu fahren. Ich halte dies für sehr unwahrscheinlich aber möglich. Es hängt jetzt alles vom Straßenzustand und dem Vorderreifen ab.

Russische Grenze (31.8.19) bis ins Wolgadelta

Ich rollte zügig auf die mir zugewiesene Abfertigungsstation zu. Ein Grenzposten hatte meinen Ausweis bereits vorher angesehen und ich nehme an, ich bekomme den Zöllner mit den meisten Kenntnissen der englischen Sprache, denn merke: Russen sprechen fast nur russisch. Am ersten Zollhäuschen stockte es bereits, mein Transitvisum mit doppeltem Eintritt ist ungewöhnlich und die Dame an der Kontrolle fand das auch. Für verdächtige 10 Minuten sah ich sie nicht mehr wider und in der Zwischenzeit wurde mir von einem anderen Zöllner mein Führerschein abgenommen. Er wies auf ein anderes Zollhäuschen und sagte ich solle nachher dort den Führerschein abholen. Warum, weshalb? Es sollte sich alles klären. Zwei Zöllner versuchten sich in Small Talk und einer betastete und knuffte immer wieder den Seesack. Meine Gedanken hierzu: „Bitte nicht auspacken“.

Meine Gebete wurden erhört, die Zöllnerin tauchte auf und nun gab es den gewünschten Einreisestempel. Ich rollte zum nächsten Zollhäuschen. Dort klärte sich dann alles. Russland und Kasachstan bilden u.a. eine Zollunion. Bei der Einreise mit einem Motorrad oder PKW ist noch eine Zollerklärung abzugeben und diese würde mir die Einreise nach Kasachstan merklich erleichtern und erst bei der Ausreise nach Usbekistan hätte ich wider mit Zollformalitäten zu kämpfen. Das temporäre Einziehen meines Führerscheins war nur als Pfand gedacht und sollte verhindern, dass ich ohne Zollerklärung abbrause. So die Theorie und nun zur Praxis. Ich erhielt 3 Formulare und mir wurde gesagt, dass im angrenzenden Gebäude ein Beispiel zum Ausfüllen an der Wand hängen würde. Also nichts wie hin, alle persönlichen Daten eintragen und den Rest gemäß Vorgabe abschreiben. Danach in die Schlange einreihen und vor dem besagten Häuschen warten bis man an der Reihe ist. Gegen 14:00 war ich durch und die letzte Passkontrolle lag hinter mit. Russland ich komme.

Blick zurück auf die Grenzanlagen
Hinter der Grenze Richtung Inland

Es ging ab jetzt über gut ausgebaute Straßen nach Tschetschenien Richtung Grosny. Auffallend waren die vielen Kontrollen, die auch vor mir nicht halt machten. Kein Vergleich zum freundlichen Auftreten in der Türkei oder dem Iran. Die Russen machen hier keine Ausnahmen. Je weiter ich nach Osten komme, desto weniger große Ortschaften muß ich durchqueren, ein Vorteil, denn dann geht es einfach schneller. Was mir auffällt, überall an den Ortsausgängen gibt es Motels 🏨 und die heißen im kyrillischen auch so. Es wird mir somit nicht schwer fallen heute Abend eine solche Unterkunft zu nehmen, denn bei der Masse an Polizei wird Zelten schwer möglich sein.

Gegen 15:00 kurz vor dem anvisierten Tankstopp passiert dann das erste Missgeschick. Beim überqueren einer großen Kreuzung mit Bodenwelle verzögert die 🐮 plötzlich und ein sirrendes Geräusch liegt in der Luft. Bitte nicht der Kardan!!! Ich schaffe es noch fast bis zum Straßenrand und halb auf der Kreuzung stehend schaue ich nach dem möglichen Schaden. Es ist wieder die Abdeckung vom Hinterrad. Genau wie damals in der Türkei. Sie hatte sich gelöst und zwischen Reifen und Aufhängung verkeilt. Das Problem ist lösbar. Ich entferne das Teil, kontrolliere den Hinterreifen auf Beschädigung und weiter geht es. Kurz darauf der nächste Ärger. Eine Polizeikontrolle. Ich wurde gezielt rausgefischt. Was hatte ich verbrochen? Kurz gesagt auch im Nachhinein kann ich es nicht sagen. Der ganze Vorgang ereignete sich wie folgt: Angehalten, Pass zeigen, Aufforderung zum Absteigen, in ein Polizeiauto geleitet, dort frage jemand etwas was ich nicht verstehen wollte und als dem das dann zu viel Aufwand wurde und ich gesichtswahrend die letzte Frage bezüglich Russland mit, ich mag Russland beantwortete, war ich entlassen und durfte weiterfahren.

Das sollte mir eine Lehre sein. Stunden später kam ich dann, es dämmerte bereits, in die nächste Kontrolle. Hier war ich nicht schnell genug mit dem Pass und schon wieder stand eine Personenkontrolle an. Diesmal aber eine militärische. Ich mußte zu einem Häuschen, durch einen Metalldetektor und dann zur Kontrolle meiner Dokumente. Dies ging aber so fix, dass es mich nicht sehr aufregte und störte.

Nach mehr als 730km, es war zwischenzeitlich stockdunkel, stand mein Entschluss fest, das nächste Motel aufzusuchen. Nur leider war dieser Teil des Landes total verlassen. Leere Straßen, fast kein Verkehr mehr und so fuhr ich weiter bis die Straße plötzlich endete und ein Baustellenabschnitt sich schier endlos dahin zog. Völlig unbefestigte Straße, nur Sand und Geröll. Ich war vorsichtig und führ langsam stehend in diesen Abschnitt und es funktionierte prima. Vielleicht zu prima, den ich erhöhte langsam die Geschwindigkeit auf ca. 30km/h.

Georgien – Tiflis (31.8.19) bis zur russischen Grenze

Nach einem Liter Bier, einem 1/2 Liter Cola Zero und einem 1/2 Mineralwasser und einem schön temperierten Zimmer schlief ich hervorragend. Als der Wecker um 5:30 ging, wollte ich erst nicht so recht und es dauerte bis ich endlich um 6:10 in der Lobby des Hotels stand. Dort wartete bereits mein Lunchpaket auf mich und ich musste nur noch 3 Mal den Aufzug benutzen um meine zwei Seitenkoffer und den Seesack nach unten zu schleppen. Ein Blick nach draußen und meine gute Laune war etwas eingetrübt. Es regnete in Strömen. Der Regen, der schon gestern angekündigt war und dann Gott sei Dank, sich verspätet hatte. Heute hatte ich wenigstens die richtigen Klamotten an. Zum Glück stand meine 🐮 unter einem Vorsprung und so wurde ich beim bepacken nicht allzu Naß. Nach einer kleinen Malzeit ging es dann um kurz vor 7:00 ins morgendliche Tiflis und anders als abends empfingen mich angenehm leere Straßen. So machte das Fahren und Navigieren doch noch etwas Spaß und als ich die Stadtgrenze erreichte, hörte es langsam auf, in Strömen zu regnen. Die Landschaft stieg merklich an, der Himmel klärte auf, es wurde kälter aber die Straßen waren ab hier trocken. Die nächsten Stunden waren eine Lust zum fahren. Freie Strecke, viele Kurven und eine bergige und abwechslungsreiche Landschaft.

Kurz vor der Grenze, es war noch vor 11:00 machte ich an einem Kloster mit Bergsee Mittagspause und verspeiste mein Lunchpaket.

Die Grenze war nicht mehr weit, LkWs und PKWs mit russischen Kennzeichen häuften sich. Ab hier hieß es aufpassen, die Jungs und Mädels fahren wie die Henker. Jeder will noch schnell jemanden überholen, um eine bessere Position an der Grenze zu ergattern.

Gegen 11:30 war ich am georgischen Grenzposten und 5-10 Minuten später war ich schon durch. Nur ein Stempel im Pass und keine Gepäckkontrolle, so könnte es ruhig weitergehen. Nun ging es ins Niemandsland und hier schwante mir böses. Eine riesige Schlange von wartenden LKWs und PKWs standen hier relativ ungeordnet und so, dass der Gegenverkehr in Form eines LKWs nicht mehr durchkam. Chaos pur zumal es hier keine Polizei mehr gibt, wir sind schließlich im Niemandsland. Es dauerte 1 Stunde bis die menschliche Intelligenz sich bei einigen Teilnehmern durchsetzte und der ein oder andere bereit war, seinen PKW um ein Stückchen zu versetzen. Dann endlich war der gordische Knoten durchtrennt und nach einem langen Tunnel rollte ich langsam auf die russische Grenzstation zu.