Kasachstan – im Transit (11.-13.9.19)

Die Route:

Astrachan (RUS) – Atyrau – Ural – Aqtobe – Baikonur (Weltraumbahnhof) – Schymkent – Grenze bei Taschkent (UZ).

Natürlich ist diese Strecke mehr als doppelt so lang wie die Verbindung von Atyrau über Quisary (A33) zur usbekischen Grenze. Da ich aber Samarkand, Buchara und Xiva besichtigen will und danach mein Weg weiter nach Turkmenistan zum „Tor zur Hölle“ führt, erspare ich mir so die 180 Grad Wende in Turkmenistan und dort dann hunderte von Kilometern. Das wichtigste Argument ist aber der Staßenzustand. Angeblich ist die A33 in einem unterirdischen Zustand und mehr als 20 km pro Stunde sollen stellenweise nicht möglich sein. Bei meiner Route erwarte ich mind. 70 km/h und eine bessere Infrastruktur was das Tankstellennetz betrifft. Außerdem denke ich auch an meinen Fuß und den Reifen. Soweit die Theorie, was folgt ist die Realität.

11.9.

Diesmal waren die Russen nicht das Problem! Auch die Kasachen waren bei der Einreise äußerst zuvorkommend. Beide Grenzposten lagen nach 1 1/2 Stunden hinter mir. Die Russen sind mehr die Professionellen, neutral-unfreundlich halt. Die Kasachen sind da anders. man merkt, daß der Tourismus angekurbelt werden soll. Der Grenzer spricht sogar freiwillig englisch und begrüßten mich mit wellkome to Kasachstan. Ich war begeistert. Zudem habe ich nach nettem Fragen an der Grenze, auch den OWIR Registrierungsstempel sofort bekommen. Das heißt, ich muß nicht in Oralsk aufs Amt, um mich registrieren zu lassen. Das spart mir mindestens 2-3 Stunden.

Hinter der Grenze tausche ich meine Rubel in Tenge. Ich bin flüssig.

Mein Entschluß steht nun fest. Ich versuche es. Mehr als 3400 Kilometer in max. 3 Tagen. Folgend ein paar Impressionen vom ersten Tag.

Plattes Land, Steppe halt so weit das Auge reicht. Bei Atyrau, dachte ich unwillkürlich an die Fernsehserie Dallas. Ölförderung soweit das Auge reicht. Dazwischen dann Pferdeherden und Kamele🐪 🐫 mitten auf der Straße. Es waren die mit den zwei Höckern :-). Mehr Fotos gibt es leider nicht, denn die Straße war in einem sehr schlechten Zustand. Ich mußte höllisch aufpassen. Dazwischen dann noch ein kleiner Sandsturm und Gewitter. Normal trage ich meine Motorradhose in den Stiefeln. Dann wird sie nicht so schmutzig im unteren Bereich. Wenn es dann regnet, muss der Hosenbeinabschluß raus aus dem Stiefel. Warum? Sonst läuft das ganze Wasser über das Hosenbein in den Schuh. Diesmal ging es aber so schnell und es war so viel, dass ein Stiefel geflutet wurde.

Hinter Atyrau wird die Straße nun merklich besser und nach weiteren 💯 Kilometern, erlaubt mir der Straßenzustand, eine Reisegeschwindigkeit von 90 km/h. So reite ich der Nacht entgegen. Vereinzelt sehe ich halbwilde Mustangherden, grasend in der Steppe oder bei der Überquerung der Straße. Die haben kein Standlicht, in der Dämmerung und Nachts heißt es da aufpassen. Von der gleichen Sorte sind dann auch die Kamele und Kühe. Man muß jederzeit mit einem Rindvieh rechnen. Als ich gegen Mitternacht Oralsk erreiche, habe ich den nördlichsten Punkt meiner Tour geschafft. Kurz hinter der Großstadt finde ich ein Bushäuschen, stelle meine Maschine davor und mache auf der Sitzbank eine Stunde Powerschlaf. Ich bin sofort weg und werde pünktlich nach einer Stunde wach. Es ist kalt hier im Norden von Kasachstan, schattige 5 Grad. Danach nehme ich mir vor, bis in den Morgen weiterzufahren. Nur gelegentliche Tankstopps unterbrechen den Ritt. Polnyy ist hier das Wort der Stunde. Normal muss man in Russland oder Kasachstan vor dem Tanken bezahlen. Polnyy aber heißt vollmachen und dann erübrigt sich das. Manchmal mußte ich dann doch einen Geldbetrag hinterlegen, aber zumindest konnte die 🐮 sich ordentlich satt saufen. Apropos Qualität des Benzins und Tankstellendichte. Ich tanke bisher durchweg 92 Octan, die Qualität ist ok und der Preis mit unter 0,50 Cent sehr angenehm. Alle 300 km gibt es Tankstellen und dann meist verschiedene Anbieter. Die 🐮 ist da nicht wählerisch. Nach ca. 1200 km graut der Morgen. Irgendwo vor Aqtobe. Das lief besser als erhofft. Ich fühle mich immer noch recht frisch und wenn ich nicht wie ein Schneider zittern 🥶 würde, hätte ich noch ein Stündchen mehr gemacht. So heißt es nun einen Schlafplatz suchen. Ich hatte ja genügend Zeit, meine Umgebung zu beobachten. So viel mir auf, dass regelmäßig kleine Stichstraßen vom Schnellweg abzweigen. Die enden nach wenigen Metern und dahinter befindet sich höhere Vegetation. Hecken halt. Als wieder eine solche Stichstraße mit Verkehrsschild sich ankündigt, werfe ich einen Blick in den Spiegel – keiner da – und biege ab. Sofort hinter der Hecke, nicht einsehbar von der Straße befindet sich ein Grasstück. Es ist 6:00, bei 5 Grad Außentemperatur. Die Isomatte und der Schlafsack ist zügig ausgepackt. Schnell alles ausziehen und dann rein ins Vergnügen. Ich war innerhalb von 5 Minuten eingeschlafen und gegen 8:00 weckten mich die ersten Sonnenstrahlen. Ich fühle mich ausgeruht und frisch.

12.9.

Dieser Tag gestaltet sich wie sein Vorgänger. Steppe, Herden und gute Straßen. So fliegt die Landschaft an mir vorbei, Steppe kann so eintönig sein. Einziges Highlight ist der Vorbeiflug an Baikonur. Ich bilde mir ein, die beleuchtete Raketenrampe gesehen zu haben. OK, es kann auch ein Fernsendemast gewesen sein. Baikonur ist ein Stück russische Enclave auf kasachischem Gebiet. Auf 100 Jahre an Rußland vermietet und für Ausländer ohne Sondergenehmigung, auch nicht zu betreten. So Düse ich daran vorbei. Es ist erstaunlich, ich habe keine Probleme mit der Müdigkeit. Nach Bushaltestelle, folgt campen unter freiem Himmel. Diesmal war ein Gast nicht fern. Nach dem Aufstehen sah ich sie. Keine 50 Meter von mir entfernt. Giftig ☠️. Was auf dem Bild wie ein Regenwurm aussieht, hatte die Dicke von zwei nebeneinander liegenden Männerdaumen. Aha, ich habe wahrscheinlich zu laut geschnarcht.

13.9.

Ich liege super im Zeitplan. Nur noch 250km bis zur usbekischen Grenze. Um 8:30 ging’s los. Nun bedeuten 250km mindestens einmal tanken (zur Sicherheit habe ich immer 250km Reserve im Tank) und mindest 3 Stunden Fahrzeit. Dazu dann mein Navi. Es ist das erste Mal auf dieser Tour, dass ich einen Punkt nicht finde, bzw. die Routenführung im Nirvana landet. Weit und breit keine Grenzstation. Nach einer Stunde vergeblichen Suchen, fange ich an, die Leute in Dörfern und an Rastplätzen zu fragen und es dauert nicht lange, bis ich die Spur aufgenommen habe. Nach einer weiteren Stunde finde ich dann eine schnuckelige kleine Grenzstation mit null Andrang. Hauptgewinn – denkste!! Niete

Koordinaten: (folgen)

Die Jungs hatten Langweile. Äußerst nett und zuvorkommend, erlebte ich zweimal fast den gleichen Ablauf:

Wellcome, Hilfe beim Ausfüllen der Dokumente, Smalltalk und dann gründliche Gepäckkontrolle. Ich sage nur insgesamt 4 Stunden. Ich hatte gehofft, spätestens um 15:00 in Samarkand anzukommen. Das wird um einiges später. Es wäre sogar noch später geworden. Die Zöllner auf der turkmenischen Seite wollten mich noch zum Essen einladen. Sorry Jungs, keine Zeit – ich höre schon den Registran rufen. Gegen 20:30 bin ich fast da, 500 Meter vor dem Ziel verstehe ich die Routenführung nicht mehr. Zum Glück habe ich die Adresse und Telefonnummer meines Hotels schnell zur Hand. Ich bitte einen parkenden Autofahrer um Hilfe und Anruf. Alles klar, nach einem klärenden Gespräch fährt er einfach voraus. Jetzt begreife ich auch mein Navi, es wird Zeit vom Bock zu steigen.

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