Reisen in Zeiten von Covid-19, Teil 2.1 Usbekistan, Tashkent, Xiva und Bukhara mit der Bahn

29.8. Es geht weiter

Nachts – 1:50 – normale Menschen liegen bereits seit Stunden in der Koje. Wir treiben uns bis zur letzten Sekunde in der Lounge herum. Unter den letzten Passagiere gehen wir zum Gate und checken ein. Die Boing 777 der Aeroflot ist bereits gut gefüllt. Unsere Plätze liegen am Notausgang des Flügels und haben massig Platz. Jetzt bin ich froh, dass das mit dem Upgrade zur Comfortklasse nicht geklappt hat. Mehr Platz geht nicht, es fehlt nur der Fußhocker! So gut sitzend verschlafen wir fast den ganzen Flug, ok, es lag sicher auch am reichlichen Genuß von Flüssigkeiten. Erst als die Flugbegleiter Formulare verteilten wurden wir nach ca. 3 1/2 Stunden geweckt. Dank der Google Übersetzung konnten wir den Russisch / Usbekischen Text identifizieren. Wir sollten uns hierin verpflichten, in Quarantäne zu gehen. Selbstverständlich haben wir das nicht unterschrieben. Wir haben doch schließlich einen PCR Test!

Nach der Landung in Tashkent bot sich uns ein ungewöhnliches Schauspiel. Noch vor der Passkontrolle lag ein langer Schalter. Dahinter, durch eine Scheibe mit kleinen Durchreichen getrennt, standen 3 Personen die wild stempelten. Ich also in den Rummel, an allen vorbeigedrängt und den langen Arm mit unseren Zertifikaten wedelnd durch die Anreiche gestreckt. Siehe da, Unverschämtheit hilft, mir wird der Zettel entrissen, ungeprüft bestempelt (2 Sekunden) und zurückgereicht. Das war die Kontrolle zu Covid-19. Ich erspare mir hier jegliche weitere Kommentierung und verweise auf Russland. Die eigentliche Passkontrolle 🛂 interessierte das abgestempelte Formular überhaupt nicht und so sind wir nach weiteren 20 Minuten in Usbekistan. Schnell die Rucksäcke am Band abgeholt, durch den Zoll und draußen wartet bereits unser Fahrdienst zum Hotel. Nach einer kurzen Fahrt betreten wir glücklich unser Hotelzimmer, gehen frühstücken und liegen ab 8:00 in einem herrlichen klimatisierten Zimmer.

Ab 13:00 erkundeten wir die nähere Umgebung. Ich hatte zwar geplant, dass wir uns etwas mehr von Tashkent anschauen, ab der Flug steckt uns doch mehr in den Knochen und bei ca. 38 Grad ist der Nordeuropäer nicht ganz so agil. So erkundeten wir nur den Weg zum Südbahnhof (Tashkent-Xiva) und stärkten unser leibliches Wohl mit leckeren „Somsa“, dass sind mit Fleisch und Brühe gefüllte Teigtaschen.

Gegen 19:00 verließen wir unser Airport Hotel und machten uns auf zum ca. 3km entfernten Südbahnhof. Es dämmerte bereits und die Temperatur wurde langsam erträglich. Als wir gegen 20:00 am Bahnhof ankamen mussten wir nur noch durch die Sicherheitskontrolle (Pass, Ticket und Gepäckdurchleuchtung) und standen danach vor einem modernen, sauberen Bahnhofsgebäude. Solche Maßnahmen würde ich mir auch für D wünschen, dann sähen unsere Bahnhöfe nicht so „versifft“ aus. Da unser Nachtzug ab hier eingesetzt wird, stand er schon auf dem Gleis und wir konnten recht zügig, das heißt, nachdem wir dem Wagonschaffner unsere Ticket gezeigt hatten, unser Zugabteil betreten. Die frische, eingepackte Bettwäsche nebst Handtuch lag bereits bereit und so sah dann nach einigen Minuten unser Abteil wie folgt aus.

1. Klasse Schlafabteil, 1400km Tashkent-Xiva, 21:00 – 11:00 = 14Std. Zugfahrt

Nachdem fahrende Händler und Zugpersonal uns mit den nötigen Flüssigkeiten versorgt hatten, dauerte es nicht lange und gleichmäßige Atemtöne drangen aus unserem Abteil. Wir schliefen herrlich und zumindest ich träumte vom Orientexpress und dass für 40€ pro Person. (App Uz Railway, erlaubt Buchung, Bezahlung, Ticketdruck und Stornomöglichkeit bereits von D aus).

30.8.

Wir hatten während der Zugfahrt das Abteilfenster geöffnet und so wurde ich gegen 8:00 von leichtem Sandflug geweckt. Die Wüste schickte uns ein leichtes Hallo ins Abteil.

Nach der Morgentoilette (diese Örtlichkeiten sehen anscheinend überall gleich ungemütlich aus) verbrachten wir die restliche Zeit mit „Wüste gucken“. Kurz vor Xiva ändert sich die Landschaft und die Oase begrüßte uns mit grünen Baumwollfeldern.

Vom Bahnhof bis zu unserer Unterkunft sind es etwas 1,5 km und so trotten wir bei 40 Grad aber sehr trockener Luft los. Das was wir bisher sehen ist recht menschenleer. Kein Tourist weit und breit. Dafür sehr viel Betrieb bei den Einheimischen, die Stadt putzt sich gerade heraus.

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Stadtmauer vom historischen Kern

Unsere Pension liegt zentral und günstig zu den Sehenswürdigkeiten, wir werden bereits erwartet, duschen schnell und ab gehts zur Besichtigung.

in dieser Straße liegt rechts, hinter Büschen, unser Guesthouse
Buchung über Booking.com möglich, empfehlenswert
Frühstück am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen

Zuerst kaufen wir ein Zweitagesticket (inkl. Museen, p.P. 100.000 Som ca. 8€) und dann öffnete sich für uns das Tor zu 1001 Nacht. Nein, wir haben Sindbad oder Aladin nicht gesehen, aber die Möglichkeit bestand zu jeder Zeit!

Blick vom höchsten Turm der Stadt
Das war im Mittelalter eine Herberge

Winterpalais des Kalifen, wenn es zu kalt wurde, ging’s in die Jurte

….sonst saß er hier

Abend ging es dann in ein mir bekanntes Restaurant und hier gab es Schaschlik, meine Augen waren größer als der Magen.

1/2 Liter eiskaltes Bier, 5000 Som, 40 Cent. Es blieb nie bei einem Gläschen
Wir beginnen mit Salätchen und mittelgroßen Kebabspießen.
die sehen nicht nur so aus, die waren riesig. Rind und Huhn
31.8.

Tagsüber erreichen die Temperaturen über 40 Grad, nachts fällt das Thermometer bis an die 10 Grad Grenze. Mit offenem Fenster schläft es sich herrlich und so starten wir ausgeruht in den 2. Tag. Altstadt und ein Besuch beim Barbier stehen auf der Wunschliste. Abends besuchen wir ausserhalb der Stadt ein gemütliches Gastro und schlendern danach durch eine erleuchtete Altstadt.

Rasur für 12000 Som, 95 Cent. Das Trinkgeld 10.000

Vor einer Bank, wartet man auf einer Bank. Wir beim Wechselgeschäft
Äußeres Stadttor

es wird noch leerer, die Einheimischen gehen nach Hause

Blick in den Nachthimmel, Vordergrund Gräber, dahinter ein Mausoleum

1.9.

Die Wetterprognosen für heute und morgen gehen weiterhin in Richtung Backofen. Wir werden wahrscheinlich die 40 Grad überschreiten und die Nächte werden mit 19 Grad spürbar wärmer.

So ist für heute ein gemächlicher Tagesablauf angesagt. Wir erkunden die nähere Umgebung, machen öfters Rast und tanken Flüssigkeiten (Wasser, Cola und Saft). Auf unserem Weg liegen der Sommer- und Winterpalast der letzten Herrscher (vor der Sovietzeit) und ein Mausoleum eines islamischen Würdenträgers. Alles Orte, die in jedem Reiseführer zu Xiva stehen. Ich erspare mir deshalb Einzelheiten. Nachmittags erreichen wir eine Ausfallstraße und an derem Ende, d.h. Stadtausgang finden wir einen kleinen Basar, wo wir uns mit vielerlei Nüssen, Trockenobst, Süßgebäck und Trauben eindecken. Abends sitzen wir in unserem bekannten Restaurant und essen Schaschlik.

überall quillt reines Süßwasser aus dem Boden, hier wird es gesammelt
Mittagszeit, kein Mensch auf der Straße
Mausoleum von Said Moxi Ruy Saaxon, Familiengrabstätte der Khane
anderer Blickwinkel, direkt am Haupteingang

Vor den Gräbern und immer mit Aufsicht

Eines der vier identischen äußeren Stadttore
entweder Khiva oder Xiva und es gibt noch mehr Schreibweisen
unser Beutezug inkl. echter usbekischer Fellkappe
der kluge Käufer kauft beim Erzeuger, nicht in der Altstadt 🙂
so lecker! Rind, Huhn, kleiner Lammspieß und Nudeln mit Soßen. 170.000 Som

2.9.

Heute nehmen wir den Nachtzug nach Buchara. Wenn alles klappt sitzen wir ab 16:00 in unserem bekannten Abteil und rattern in die Wüste / Nacht. Gegen 00:15 sollten wir ankommen und wenn alles klappt, holt das Guesthouse uns am Bahnhof ab. Für den Notfall habe ich aber auch die GPS Koordinaten in MapsMe gespeichert. Eine klare Empfehlung für diese Android Offline App. Gegen 12:00 werden wir unsere bisherige Unterkunft verlassen. Ich denke, eine Rasur gönne ich mir noch und dann suchen wir uns ein schattiges Plätzchen und dösen, mit einem kalten Bier 🍻, in den Tag hinein.

3.9.

Pünktlich erreichten wir Buxhara (eine von vielen Schreibweisen). Unser Shuttleservice ließ uns 10 Minuten warten, danach trafen wir unseren Fahrer und es ging schnurstracks in die Stadt. Nach einem kurzen Smalltalk lang wir gegen 1:30 friedlich in unseren Betten. Ab 10:00 erkundeten wir die Stadt. Hier ist alles etwas weitläufiger und die Moscheen und Gelehrtenschulen noch pompöser als in Xiva. Was bleibt sind die Temperaturen. Das Thermometer steigt ab 10:00 gnadenlos in Richtung 40 Grad. Übrigens im Winter fallen hier die Temperaturen auf bis zu -25 Grad. Überall werden wir sehr freundlich und zurückhaltend begrüßt. Kein Händler der einem etwas aufschwatzen will. Dies ist umso erstaunlicher, als auch hier nur wenige Touristen anwesend sind. Man fragt uns des öfteren, wann wir glauben, dass wieder mehr kommen, unsere Antwort darauf ist immer gleich, wir wissen es nicht. An den teils betroffenen Gesichtern sieht man, wie schlimm es ist. Seit 2 Jahren sind wir z.B. die ersten Gäste in unserem sehr schönen und freundlichen Guesthouse.

In den nächsten zwei Tagen erkunden wir die Innenstadt, essen Plov (Reisgericht) bei einer privaten Familie und schauen kurz bei einer Hochzeit vorbei. Natürlich nutze ich die Gelegenheit und gehe wieder zum Barbier. Wir finden ein einfaches Restaurant und essen lecker Hühnchen mit „Pilz“ und Vodka. In einem Einkaufszentrum genehmigen wir uns einen Burger und besorgen uns die ersten Souvenirs. So vergehen 2 Tage.

Medrese, Koranschule keine Moschee

Hauptmoschee von Buchara, Gebetszeit, der Vorplatz ist voll
der Turm ist aus dem 12. Jahrhundert, bei Tag und Nacht

pp

Ein alter Mann sprach uns an, wir nahmen an und speisten in einem 200 J. altem Haus, Plov
Hinterhoffund, leckeres Hünchen, Salat und Bier für 77000 Som, 6€
wenn das Gretel sieht, Plastikbecher und Strohhalm, Friday for Future unbekannt
Gleich ist der Bart ab, kosten 12000, ich gab 30000, 10000 gab es zurück
Stiftung einer Koranschule für seine 4 Töchter, jeder Turm ist etwas anders

Unser erster und letzter Blick auf den Marktplatz

Morgen, am 5.9. haben wir noch einen 1/2 Tag. Ab ca. 13:00 müssen wir Richtung Bahnhof. Dann geht es mit dem Taschkent ICE 🚅 mit 250 km/h ins benachbarte Samarkand. Wir sind gespannt.

Ende Teil 2.1, Fortsetzung 2.2

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