Reisen in Zeiten von Covid-19, Teil 2.2, Usbekistan, von Samarkand mit der Bahn nach Tashkentg

5.9.

Nach einem „leckeren“ Frühstück mit Milchbrei, die Engländer sagen zu dieser Pampe Porridge, begannen wir zu packen. Zwischenzeitlich läuft dies schnell und routiniert ab. Ich hatten somit noch genügend Zeit, den örtlichen Barbier ein weiteres mal aufzusuchen. Nach solch einem körperlichen Einsatz und wir wissen ja nie, ob es an unserem Ziel etwas leckeres gibt, stand natürlich ein letzter Snack als Abschluß von Buchara auf unserer To Do Liste.

Dann holten wir unser Gepäck im Guesthouse ab und gingen zur Hauptstraße. An dieser Stelle einige Worte zum Verkehr in Usbekistan. Die Dichte an Taxen, privaten Taxen, Minibussen und Omnibussen ist immens. Geschätzt ist zumindest jeder zweite Autofahrer im Beförderungswesen tätig. Das erklärt zum Einen die richtig günstigen Preise und zum Anderen die sofortige Verfügbarkeit. Kurz an den Fahrbahnrand getreten, in Richtung der Autos geschaut, wir wurden von einen offensichtlich privaten PKW mit der Lichthupe angeblinkt, die Hand raus und schon steht ein Wagen vor einem. Wenn man nun in etwa die Preise kennt, stimmt man vorher die Rate ab und dann geht es los. Unsere Fahrt zum ca. 15 km entfernten Bahnhof kostete 35000 Som, ca. 3€.

So eine Fahrt macht durstig und kostet 5-10.000 Som, 40-90 Cent.

Dieses mal wollten wir den Afrosiob, den ICE von Tashkent ausprobieren. In der ersten Klasse düsten wir mit max. 240 km/h in 2 Stunden durch die Wüste nach Samarkand. Der Preis für diesen VIP Trip,90.000 Som p.P., ca. 7€. Reservierte Sitze, Klima, eine Bedienung wie im Flieger und alles top in Ordnung. Zugreisen in Usbekistan ist echt easy und empfehlenswert!

Gegen 17:30 erreichten wir pünktlich Samarkand und wurden von einem Fahrer unseres Hotels schon erwartet. Für 40.000 Som ging es dann in die Altstadt. Dieses kleine Hotel ist mein persönlicher Favorit. Schon bei meinem letzten Aufenthalt war ich dort zu Gast und fühlte mich von der ersten Minute wohl. So war es auch dieses mal. Nach einem herzlichen Empfang, dem üblichen Tee mit Melonen 🍉, bezogen wir als einzige Gäste unser Wunschzimmer und machten uns in der beginnenden Dämmerung auf den Weg zum Registan Platz.

In den folgenden 2 Tagen wollen wir soviel wie möglich sehen. Da die Temperaturen hier nur bei max 36 Grad liegen, sollte dies möglich sein. Auf dem Programm stehen, Registan Platz, das Mausoleum Gur Emir, das Mausoleum Ruhobod, die Bibixonim Moschee, Afrosiyob und der Shohizinda Grabkomplex.

Samarkand ist eng mit diesen Gebäuden und den dazu gehörenden drei Personen verbunden. Der große Sohn dieser Stadt war Amir Timur. Vom Kaliber eines Alexander der Große, errichtete er zu Lebzeiten ein „Weltreich“ von Istanbul über Moskau bis nach Indien inkl. dem heutigen Irak und Iran. Die oben genannten Gebäude wurden in seiner Regierungszeit begonnen oder maßgeblich erweitert. Sein Neffe, Ulug’bek vollendete diese Bautätigkeiten. Im oben erwähnten Grabkomplex, fand der engste Vertraute von Mohammed, sein Vetter Qussam ibn Abdallah-Mutalib, seine letzte Ruhestätte.

Thema Hygiene, hier ist alles recht sauber und wir hatten bisher keinerlei große gesundheitliche Probleme. Eine Möglichkeit zum Händewaschen findet sich überall und die Nutzung wird auch erwartet. Einzig die Kombination von Klimaanlage und kalten Hopfengetränken sorgt zumindest bei mir zu regelmäßigem Durchfall oder Sodbrennen. Wir werden heute eine Apotheke aufsuchen und Nachschub an Medikamenten bunkern. Wer solch eine Aktion im Ausland nicht ausschließt, der sollte tunlichst den Wirkstoffnamen seines Medikaments kennen. Mit Markennamen, z.B. Imodium oder Maloxan kommt man in der Regel nicht weiter.

7.9

Wir haben in dieser Zeit etliche Kilometer zurückgelegt. Allein die verschiedenen Farben beim Registan, morgens, mittags und abends sind faszinierend. Der gesamte Komplex ist gut erhalten und nach einem bescheidenen Eintritt von 40.000 Som, 3,20€ haben wir etliche Stunden auf dem Gelände verbracht. Ein Highlight hierbei war ein Konzert innerhalb des Gebäudes. Von „der Barbier von Sevilla“ bis zu regionalen Liedern war alles dabei.

Irgendwann musste ich meine Frau losreißen, wir wollten ja auch noch andere Flecken sehen!

Keine Reise ohne kleine Schwierigkeiten! Dass die Verdauung in dieser warmen Umgebung schon mal Kapriolen schlägt, ist wohl jedem klar. Leider werde ich schon mal übermütig. Vor zwei Jahren konnte ich an einem Softeisstand hier in Samarkand nicht nein sagen und hatte dann auf meinem weiteren Motorradtrip etliche Tage Montezumas Rache zu erleiden. Was soll ich sagen, ich konnte auch dieses mal nicht widerstehen… Das Ergebnis ist das Gleiche… Zum Glück hatte ich bei unserem Besuch in der Apotheke gleich auch noch eine Packung Loperamidhydrochlorid (Imodium) gebunkert und so hält sich der Spuck dieses mal sehr in Grenzen. Wesentlich stärker quält mich eine Blase unter meinem Fuß, es waren wohl ein paar Meterchen zu viel in Sandalen.

Meine geliebten Wanderstiefel weisen nach etlichen Jahren erste Zersetzungserscheinungen auf, ich will sie schonen um damit noch die Heimreise antreten zu können. So verbrachten ich die letzte Nacht mit pochendem Fuß und regelmäßigem Besuch der Örtlichkeit. Selber Schuld!

8.9.

Wir erlebten einen herzlichen Abschied von unserem Guesthouse und düsten gegen 6:50 mit einem privaten Taxi Richtung Bahnhof. Dieses mal sollte es ab 8:00 in der zweiten Klasse, in 3 1/2 Stunden nach Tashkent gehen. Dem Endpunkt unserer Reise in Usbekistan. Das Prozedere am Bahnhof ist uns mittlerweile sehr vertraut. Vor dem Betreten des umzäunten Bahnhofgeländes werden Pass und Ticket auf Übereinstimmung geprüft, dann geht es durch eine Sicherheitsschleuse (wie am Flughafen) und danach wird das Ticket nochmals geprüft und abgestempelt.

Unser Zug war wie immer pünktlich und die reservierten Sitze, auch in dieser Klasse, sehr gemütlich. Ich verschlief 90% unserer Reisezeit.

In der Hauptstadt angekommen, nahmen wir uns ein Taxi und waren recht schnell in unserer nobelsten Unterkunft.

Den Rest des Tages nutzen wir mit der Besichtigung von 3 U-Bahnstationen und dem zentralen Basar. Wer schon einmal in Moskau oder St. Petersburg in verschiedenen U-Bahn Stationen war, kann uns verstehen. Den Anderen helfen vielleicht diese Bilder.

Auf dem Weg zum Wochenmarkt machten dann meine Stiefel schlapp. Eine abgebrochene Sohle läßt sich nicht mehr Reparieren. So besorge ich mir Sportschuhe auf dem Basar (was für ein Glück am richtigen Ort zu sein) und nahm Abschied von meinem treuen Begleiter (mehr als 15 Jahre im Gebrauch).

9.9.

Ein gemütliches und luxuriöses Zimmer scheint schon etwas mit gutem Schlaf zu tun zu haben! Wir schliefen hervorragend und genossen ein typisches, dieses mal reichhaltigeres, Frühstück.

Natürlich gab es hier nun Eierspeise, Tee, Kaffee und Weissbrot. Was es aber auch immer als Zugabe gibt, sind etliche Süßspeisen, beginnen wir bei Marshmallow, kandierten Früchten und Nüssen, süßem Gebäck und Bonbons in verschiedene Varianten und natürlich Obst.

Für den späten Nachmittag habe wir uns bereits den Spa Bereich des Hotels inkl. dem Pool reserviert, ich bin gespannt. Bevor wir nun noch etwas die Stadt erkunden wollen ein kleiner Blick von unserem Balkon.

Den Nachmittag verbrachten wir mit Sightseeing. Tashkent ist halt eine Großstadt. Beim Straßenwechsel mußten wir des öfteren acht Fahrbahnen überqueren. Hierbei zeigt sicht jedoch die freundliche Mentalität der Menschen. Die Autofahrer setzten die Warnblinkleuchte an und bremsten und das nicht nur bei uns. Das ist hier anscheinend üblich. Es kann natürlich auch daran liegen, dass der Anteil von allseits anwesenden Ordnungskräften überproportional hoch erscheint! In der U-Bahn erlebten wir ein ähnliches Phänomen, uns wurde immer ein Sitzplatz angeboten.

Aber zurück zum Sightseeing. Hier gibt es mehr aktuelle Architektur zu bestaunen. Die Moscheen, sind bis auf wenige Ausnahmen recht neu und die alten können wenig mit z.B.denen in Xiva konkurrieren. Wir haben uns deshalb mehr auf die moderne und die leiblichen Genüsse konzentriert.

Hauptsächlich wollten wir das ultimative Plov-Universum finden. Den Tempel, wo dieses Nationalgericht zelebriert und verkostet wird. Wir hatten da auch so unsere Idee. Der Reiseführer nannte das “Plov-Kaffee” als die ideale Adresse. Wir also einen privaten Taxifahrer angehalten und ihn entsprechend instruiert. Es zeigte sich dann schnell, dass dieses unsere Wünsche verstand, nur über den Ort gab es Uneinigkeit. Wir fuhren los und ich konnte dank MapsMe die Strecke recht gut nachvollziehen. Alles lief prima, wir waren auf dem richtigen Weg. Kurz vor dem Ziel bog der Fahrer jedoch falsch ab, meine gestikulierten Einwände ignorierte er. So ging es bis an den Stadtrand. Wir hatten kapituliert und überlegten uns schon wie wir den Rückweg gestalten sollten. Dann plötzlich hielt er unmittelbar am riesigen Funkturm der Stadt an. Wenigsten noch ein schönes Bild, dachte ich so bei mir.

Dann sah ich es! Das ultimative Restaurant, riesig, über 200 Tische, mehrere traditionelle Plov-Kessel, es dampfte überall und es war mächtig was los. Unser Fahrer hatte unsere geheimsten Träume erkannt, kassierte 15.000 Som (1,5€) plus Bonus und entließ uns ins Paradies.

Hier wird ausschließlich Plov (ein Reisgericht, wer mehr erfahren will soll googeln) frisch zubereitet. Wir mussten ca. 15 Minuten warten, bis wieder eine Portion fertig war. Der Andrang war riesig und dementsprechend hat es auch geschmeckt. Danke, du unbekannter Taxifahrer.

Abends ging es dann in unser privat reserviertes Hotelbad. Bei Sauna, Dampfsauna und kaltem Pool entspannten wir.

Am späten Abend erreichte uns dann noch eine Mail, unser Flug am nächsten Morgen um 7:40 wurde gecancelt und auf 14:40 verschoben. Einerseits prima, wir können ausschlafen, andererseits verlieren wir so in Georgien Zeit und es bleibt die Unsicherheit, ob unser Anschluß / Taxiservice nun klappen wird. Es bleibt spannend.

10.9.

Wie zu erwarten, war unsere letzte Nacht in Tashkent unspektakulär aber ruhig und erholsam. Gegen 8:00 ging der Wecker und um 10:00 verließen wir das Hotel. Der Weg zur nächsten Hauptstraße betrug nur wenige Meter und so standen wir am Straßenrand und signalisierten den vorbeifahrenden Autofahrern, daß wir ein privates Taxi brauchen. Es dauerte keine 2 Minuten und jemand stoppe. Kurze Preisverhandlung und es ging ab zum 15km entfernten Flughafen. Wie bei den Bahnhöfen, erfolgte auch dort eine Pass- und Gepäckkontrolle bevor man das Gebäude betreten darf. Der Flugschalter von Usbekistan Airways war bereits geöffnet und wir reiten uns in die kurze Schlage ein. Hier wurde dann endlich einmal unser Impfzertifikat und die nötige Voranmeldung für Georgien gründlichst geprüft. Nach 5 Minuten!!! war alles erledigt und wir hielten unsere Tickets in Händen. Georgien wir kommen!

Über den Flug lässt sich nicht viel sagen, wir saßen am Notausgang und hatten reichlich Platz. Die Verpflegung war für einen 130€ Flug mehr als großzügig, UZ-Air ist ein Geheimtipp! Nach 3,5 Stunden landeten wir ohne Zwischenfälle in Tbilisi (Tiflis) und dort wurde es kurzfristig nochmals spannend.

2 Gedanken zu “Reisen in Zeiten von Covid-19, Teil 2.2, Usbekistan, von Samarkand mit der Bahn nach Tashkentg

  1. Dieter und Sony

    Hallo ihr Beiden, was für ein Hammer-Reisebericht und was für tolle Bilder. O.k., das mit der Blase hätte ich jetzt nicht unbedingt gebraucht, 😉 aber es macht unglaublichen Spaß, ein wenig mit euch reisen zu können. Extrem kurzweilig, lustig und informativ!!! Mehr davon!!! Beste Grüße Dieter und Sony

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